Tagebuch 2

Tagebuch   18.1 bis 2.2.2005

Dienstag, 18.1.05    Wir kommen erst spät aus Gaborone weg. Die Grenze nach Südafrika geht gewohnt schnell und ohne das Ausfüllen von Einreisezetteln und Ähnlichem, denn hier ist alles schon seit vielen Jahren computerisiert.

Die Landschaft ändert sich deutlich, fettes Farmland bis zum Horizont. Die Orte heißen Niedverdient und Welverdient (wer hier was nicht verdient hat, wissen wir nicht, aber auf jeden Fall leben hier Buren).

Mehr zufällig sehen wir auf der Karte, dass wir gar nicht so weit weg von Sun City vorbeikommen. Das ist das Klein Las Vegas Südafrikas. Im Burenstaat war zu Apartheidzeiten Glücksspiel streng verboten, deshalb hat man kurzerhand dieses Gebiet formal ausgegliedert, einen Pappkameraden als König eingesetzt und konnte jetzt all das Verbotene im Ausland tun und als unbescholtener Bürger wieder heimkehren.

Heute ist es eher Disneyworld in Afrika, wirklich nett gemacht, aber völlig unafrikanisch.

Wir beschließen kurzerhand, da zu übernachten, denn vor fünf Jahren fanden wir es ganz amüsant.

Es gibt allerdings kein Camp dort, doch nachdem wir unseren Eintritt bezahlt haben, lotst man uns wohl mehr aus Versehen auf den großen Parkplatz zwischen den Hotels. Also werden wir hier übernachten.

Wir ziehen uns unseren Möglichkeiten entsprechend fein an und schlendern durch die Hotels und Spielsäle.

Die Gäste sind zu drei Viertel ältere Weiße, der Rest sind überwiegend indisch stämmige Südafrikaner. Schwarze verirren sich nur selten hierher. Als Gast. Denn die Angestellten sind fast ausschließlich Schwarze.

Auffällig ist auch, dass die Frauen unter den Gästen oft ganz prächtig aufgebrezelt sind. Abendkleid, Schmuck, Stöckelschuhe. Der Anspruch an das Erscheinungsbild ihrer Begleiter ist deutlich zurückgenommen. Alte knielange Hose, schlurfende Badelatschen, ausgeleiertes buntes T-Shirt. Sicher wollen sie ihren Frauen keine Konkurrenz machen.

Das Treiben ist auch nach Mitternacht noch recht bunt und wir bewundern Leute, die fast ohne hinzuschauen Tausende von Rand auf dem Roulettetisch platzieren. Wahrscheinlich ist die Beiläufigkeit, mit der das getan wird, das Geheimnis erfolgreicher Spieler.

Mittwoch, 19.1.05    Wir schlafen gut bewacht. Da wir mit den Eintrittskarten auch ein paar Spielchips bekommen haben, werden wir die jetzt hemmungslos an den Spielautomaten verzocken.

Wir laufen zwischen den Dingern wie Falschgeld herum, weil wir nicht begreifen, wie sie funktionieren und wann man was gewinnt. Schließlich finden wir einen altmodischen Kasten mit ein paar drehenden Scheiben, in dem wir dann tatsächlich 30 Rand auf den Kopf hauen. Anette hat immer die hohen Gewinne und Wolfgang so gut wie nichts. Die Welt ist ungerecht.

An sich wollten wir noch mal in das wirklich phantasievoll gemachte Erlebnisbad "Lost City", doch das Wetter ist so lausig, dass uns das Baden im Freien vergeht. Den meisten anderen Gästen ebenfalls.

Also machen wir uns aus dem Staub, wollen allerdings vorher noch 'mal im benachbarten Pilanesberg Nationalpark vorbeischauen. Das war keine schlechte Idee, denn der ist viel besser als wir gedacht hatten. Endlich mal wieder Tiere. Richtige Tiere mit Rüssel, die und auch eine nette kleine Show bieten.

Sogar Nashörner bekommen wir zu Gesicht. Und eine Braune Hyäne, die wir noch nicht oft so nah gesehen haben. Wer hier allerdings wen beobachtet, ist nicht ganz klar.

Der Campground ist sehr ordentlich und für unser abendliches Feuer haben wir was Richtiges zu beißen, zwei T-Bone-Steaks.

Donnerstag, 20.1.05    Den Vormittag vertrödeln wir und brechen erst nach dem Mittag nach Pretoria auf. Wir wollen dort Elke, eine Bekannte aus Windhoek, besuchen, die hier zu Ihrem Sohn gezogen ist. Große Überraschung, als wir plötzlich vor der Tür stehen.

Das Gelände ist eine weitläufige Lodge mit Chalets, Swimmingpool, Pferden und viel viel Grün.

Einige Wochen vorher hatte eine Bushbaby-Mutter ihre neugeborenen Jungen ins Schlafzimmer der Besitzer gebracht, wohl in der Hoffnung, dass sie dort jemand auffindet. Bushbabies sind kleine und sehr niedliche Nachtäffchen, keine 20 cm groß, mit großen Kulleraugen. Elizabeth und Peter, die Besitzer der Lodge, haben die Kleinen in einer Pflegestation abgegeben, dort wurden sie aufgepäppelt und waren gerade vor ein paar Tagen wieder auf die Lodge zurückgekommen. Zunächst noch in einem großen Käfig, der in Kürze geöffnet wird, so dass sie wieder in die Freiheit können. Putzige Tierchen.

Abends fahren wir bei strömendem Regen zum Essen. Das Essen war gut, aber das Wetter wird immer mieser.

Freitag, 21.1.05   Es regnet. Und regnet. Und regnet.

Wir fahren kurz bei Siemens vorbei, dort hat ein ehemaliger Kollege gerade seinen Job angetreten und fliehen dann aus der Stadt, denn tiefhängende Wolken und Regen brauchen wir ganz und gar nicht. Pretoria liegt auf einer gut 1500 m hohen Ebene und wir vermuten, dass sich hier die Wolken stauen und abregnen.

Also auf nach Westen Richtung Kruger-Park, der liegt gut einen Kilometer tiefer.

Man hatte uns den Tipp gegeben, dass es am Stadtrand von Pretoria einen deutschen Bäcker  ("Backstube") und gleich daneben einen deutschen Schlachter gibt. Wir lassen uns nicht nur ein paar Wiener Würstchen einschweißen, sondern nehmen auch noch einen ganzen Kuchen mit. Auch Stips, Apfelkraut, Graubrot und Brötchen, was man halt in Afrika so braucht.

Der Tag geht weiter wie er begonnen hat. Es regnet. Wir übernachten zwischen den Lkws an einer Raststätte, denn nachts bei Regen Auto zu fahren, das muss nicht sein.

Samstag, 22.1.05    Das Wetter macht sich, zum Frühstück haben wir sogar ein paar Sonnenstrahlen. Zum ersten Mal seit Tagen sind es wieder über 30 °C.

Da wir gut vorwärts kommen, es geht ja mächtig bergab, beschließen wir, endlich mal die Sudwala-Höhle hier ganz in der Nähe zu besuchen. Wir sind schon viele Male dran vorbeigefahren.

Schon die Zufahrt ist beeindruckend, sie bringt unseren Motor an die Grenze, steiler wär' nicht mehr gegangen. Und auch die Höhle steht dem in nichts nach, ziemlich lang mit riesigen Domen. Die Tropfsteine sollen 200 Millionen Jahre alt und damit die ältesten in Afrika sein. Naja, die wirklich ausgezeichnete Führerin wird's schon wissen.

Am Nachmittag sind wir im Kruger-Park und stehen schon wenige Kilometer nach dem Eingang mitten in einer Herde Büffel. Mit den Jungs ist nicht zu spaßen und wir schauen ganz genau hin, ob einer von ihnen nervös wird.

Es fängt zwar gut an, doch viel mehr Tiere sehen wir an dem Tag nicht. Wegen der Regenzeit ist das Gras so hoch und das Gebüsch so dicht, dass sogar Elefanten neben der Straße unsichtbar bleiben. Aber wir wissen, dass sie da sind, das muss für heute genügen.

Sonntag, 23.1.05    Heute wollen wir keinen Motor hören und auch nicht hinter Tieren herfahren.

Waschtag. Und ein paar kleinere Reparaturen.

Am späten Nachmittag verdunkelt sich plötzlich der Himmel, in einer Notaktion raffen wir alles zusammen und stopfen es ins Auto. Uns auch. Dann sitzen wir bei strömendem Regen fast zwei Stunden im Auto rum und warten. Da es ziemlich warm ist und alles feucht, ist das nicht besonders angenehm. Vor allem deshalb nicht, weil unsere Campnachbarn uns erzählt hatten, dass sie vor ein paar Tagen an der selben Stelle bei einem Regen fast weggeschwommen sind.

Ganz so schlimm wird es nicht. Doch da unser Feuerholz nass ist, fällt auch das Lagerfeuer ins sprichwörtliche Wasser.

Montag, 24.1.05    Ein Elefant! Ein Elefant!

Zwar nur einer, doch der Anfang ist gemacht.

Da das Wetter aufklart, wollen wir noch einen Tag in einem anderen Camp bleiben. Es wurde von der Flut vor vier Jahren fast völlig weggerissen und ist jetzt neu errichtet. Ist sehr schön geworden.

Unsere Suche nach Tieren gestaltet sich nicht sehr erfolgreich, in Kilogramm gemessen. Nimmt man die Zahl der Beine, liegen wir weit vorn. Denn wir fahren einen regelrechten Slalom um Tausendfüßler, sie krabbeln überall auf der Straße. Trotz der Namensgleichheit haben sie jedoch nichts mit unseren Tausendfüßlern zu tun. Die hier sind bis zu zwanzig Zentimeter lange schwarz glänzende Zigarren mit vielen Füßen und heißen ehrlicherweise Centipedes, Hundertfüßler.

Wir beide haben uns heute unseren Platz im Himmel verdient. Anette im Schildkrötenhimmel, denn sie hat mehreren kleinen Schildkröten über die Straße geholfen, damit sie nicht überfahren werden. Und ich in den Tausendfüßlerhimmel, weil ich sie nicht überfahren habe, die meisten jedenfalls. Wir Gutmenschen.

Wegen der vielen guten Taten haben wir heute richtig schönes Wetter, genießen den Abend bei einem Sundowner auf der Terrasse über dem Fluss und grillen dann was Gutes auf dem Feuer.

Heute ist Bergfest, die erste Hälfte liegt hinter uns und so wie heute könnte es weitergehen (hoffentlich mit ein paar mehr richtigen Tieren). Und weil es so schön ist, werden wir noch einen Tag dranhängen.

Dienstag, 25.1.05    Wir fahren heute vormittag und am späten Nachmittag ein bisschen kreuz und quer auf der Suche nach Tierischem. Nicht übertrieben erfolgreich, aber ein bissel was läuft einem immer über den Weg. Ein ganz schön großer Skorpion zum Beispiel (den Anette gar nicht sehen wollte), ein Rieseneisvogel lässt sich von uns überhaupt nicht stören, ein entgegenkommender Ranger zeigt uns einen Berguhu, den wir ohne seine Hilfe nie und nimmer entdeckt hätten. Doch den meisten Spaß haben wir mit db_Img00093a30db_Img00096a30den Webervögeln des Camps. Sie sind so frech, dass sie sogar ins Auto kommen und schließlich unser ganzes altes Brot vertilgen. Wenn die großen Tiere nicht kommen, müssen halt die kleinen ran.

Abends beobachten wir noch eine mutige Maus, die unseren noch rot glühenden Grill erklettert, einmal in der heißen Feuerschale herumrast und hofft, ein vergessenes Stück Fleisch zu finden. War aber nix mehr da, hatten wir alles gegessen.

Mittwoch, 26.1.05    Heute ist wahrlich kein schönes Wetter, tief hängende Wolken, aus denen es hin und wieder auch tropft.

Wir erfahren, dass die Leute, die heute morgen um vier im Dunkeln zu Fuß in den Park aufgebrochen sind, so gut wie nichts gesehen haben. Gut, dass wir im Bett geblieben sind, inzwischen gemütlich gefrühstückt haben und unsere sieben Sachen reisefertig gemacht haben.

Wir fahren noch ein wenig Zickzack im Nationalpark, anstatt den direkten Weg zur Grenze zu nehmen, doch so richtig fette Beute machen wir auch heute nicht. Immerhin erwischen wir unseren 2. Elefant (in Worten "zwei", normalerweise hat man nach vier Tagen im Kruger sicher über hundert gesehen). Und uns läuft noch eine hungrige Hyäne direkt vorm Auto über die Piste. Na ja, das ist ja auch 'was.

Es regnet inzwischen und die Gegend wirkt immer trostloser. Also ab nach Moçambique.

Die Grenzabfertigung dauert ungewöhnlich lange, erst nach eineinhalb Stunden sind wir fertig. Es war ziemlicher Andrang, vor allem von Bussen und LKWs. Man reißt sich hier bei der Arbeit auch nicht unbedingt ein Bein aus.

Ein paar Kilometer weiter biegen wir in ein kleines Städtchen ab, Moamba, in dem wir uns Informationen über den hier neu entstehenden Nationalpark erhoffen. Er soll zusammen mit dem Kruger und einem anderen in Zimbabwe das größte zusammenhängende Reservat der Welt bilden. Soll !! Denn zur Zeit ist hier noch nichts zu ahnen. Die meisten Wildtiere der Region sind während des zwanzigjährigen Bürgerkrieges in den Bäuchen gelandet und die natürliche Migration der Herden aus dem Kruger-Park über die jetzt offene Grenze kommt erst langsam in Gang. Bisher war sie wie die DDR-Grenze mit einem 350 km langen tödlichen Elektrozaun gesichert. Nicht gegen Tier, sondern gegen Menschen. Es wird alles noch ein paar Jährchen bis zur Normalisierung dauern.

Moamba ist fürchterlich. Die Leute leben hier förmlich im Matsch. Egal, wo man hinschaut, es sieht dank des Regens düster und verkommen aus. Die Wege sind eine Seenplatte mit nicht zu ahnender Tiefe. Slalom um die größten Matschlöcher. An Information über den künftigen Park ist nicht im Entferntesten zu denken. Hier ist die Zeit vor dem Krieg stehen geblieben. Bleibt nur zu hoffen, dass der Tourismus in ein paar Jahren etwas Geld in die Gegend spült, hier wäre es wirklich bitter nötig.

In der Dämmerung kommen wir in Maputo an. Das Wetter ist nicht besser geworden, obwohl es hier an der Küste des Indischen Ozeans deutlich wärmer ist.

Wir kennen uns in der Stadt noch recht gut von unserem Besuch vor vier Jahren aus und finden auf Anhieb das Camp, wo wir damals mehrfach übernachtet hatten. Und stehen mitten in einer Polizeikaserne. Mit einem Gebräu aus Englisch, Spanisch und Portugiesisch verständige ich mit dem Wachhabenden. Unser Camp existiert nicht mehr, das ist jetzt die Kaserne. Ein anderes gibt es in der Stadt auch nicht. Und außerdem wären wir gerade mit unserem Auto in den Sicherheitsbereich eingefahren, geradezu ängstlich bat er uns, doch wieder herauszufahren.

Er empfiehlt uns, es ein Stück weiter in einer "Residential Area" zu versuchen. Das ist ein Komplex aus vielen Bungalows, Pools, einem Restaurant und viel Grün. Mit einer großen Mauer drum und vielen Wächtern.

Zufällig treffen wir den Manager. Camping gibt's hier zwar nicht, aber er bietet uns für 40 $ einen Bungalow an. Wir machen es, denn im Dunkeln nach einem ruhigen Schlafplatz zu suchen, macht keinen Spaß und ist auch nicht ungefährlich.

Der Bungalow ist sehr ordentlich, mit Klimaanlage und Fernseher (mit Deutscher Welle!), alles funktioniert.

In der Nacht gibt es einen Tropenregen der üblen Art. Es schüttet über Stunden wie aus Kübeln, wir werden vom Regengeräusch auf dem Dach wach. Die Luft wird immer feuchter und wir sind für die Klimaanlage dankbar. Die Temperatur sinkt draußen kaum unter 25 °C, dass wäre im Bus wirklich furchtbar gewesen, denn wir hätten bei dem Wolkenbruch ja alle Fenster schließen müssen.

Donnerstag, 27.1.05    Es regnet immer noch. Das Land steht zwar noch nicht unter Wasser, aber überall sind riesige Pfützen und Seen.

Wir fahren zur deutschen Botschaft, um aktuelle Informationen über die Sicherheitslage, die Straßen und die Nationalparks zu bekommen. Die Sicherheit ist zur Zeit kein besonderes Problem. Im Süden gibt es nur wenige Minenfelder und die Kriminalität ist auf dem Lande eher gering. Die offiziellen Angaben zu den Nationalparks sind lediglich Ausdruck einer Hoffnung, weit weg von der Realität. Das gilt auch für die Aussagen zu den Straßen und Pisten.

Es ist auch ohne Nationalparks ein sehr schönes Land mit sehr freundlichen Leuten und der nicht vorhandene Tourismus macht es eher noch angenehmer für uns.

Wir hatten an der Grenze von einer neuen "Luxus"-Fähre auf die 30 km vor Maputo liegende Insel Inhaca gelesen. Nach längerem Suchen und Durchfragen finden wir das Boot im Fischereihafen. Es ist ein moderner Motor-Katamaran, der jeden Morgen um acht rausfährt und am späten Nachmittag wieder zurückkommt. Wir buchen zwei Plätze für morgen. Sie kosten satte 1.400.000,00 Meticais (hier werden auf Rechnungen sogar die Nachkommastellen angegeben, obwohl die drei Nullen vor dem Komma schon nichts mehr wert sind). 1,4 Millionen sind rund 55 Euro.

Da der Zugang zum Fischereihafen kontrolliert wird und Geld kostet, ist der Parkplatz auch recht sicher. Wir vereinbaren mit dem Wächter, dass wir hier übernachten dürfen und er auch ein Auge auf das Fahrzeug wirft, wenn wir morgen auf der Insel sind.

Da es erst Nachmittag ist, lassen wir das Auto im Hafen stehen und laufen hoch in die Stadt. Wolfgang braucht eine neue Badehose.

Maputo ist keine normale afrikanische Stadt, hier ist alles extremer (mehr).

Freitag, 28.1.05    Die Nacht war zwar warm, aber überraschend ruhig. Und gut bewacht.

Um acht legt der Katamaran ab. Anette setzt sich gleich vorn aufs Vorderdeck, um immer den Horizont im Auge zu behalten. Aus Vorsicht haben wir das Frühstück heute ausfallen lassen. Die See ist ziemlich rau, Anette ist ziemlich nass, die Sonne hat sie ziemlich verbrannt, doch es geht ihr beim Anlegen auf der Insel ziemlich gut.

Deshalb wird umgehend das Frühstück am Strand nachgeholt (Schweinsohren von einem Bäcker in Maputo).

Es ist extrem schwül, doch es gibt Schatten. Leider zieht sich das Wasser wegen Ebbe weit zurück. An Schnorcheln ist nicht zu denken. Mehr als knietief laufen wir nicht hinein, denn es ist unangenehm warm.

db_Img0011530An sich ist die Insel wirklich schön. Herrlicher Sandstrand, dahinter dichte grüne Hügel, Fregattvögel und Kormorane nisten in den Bäumen. Der Strand ist voller Leben. Frauen, die im Schlick nach Muscheln suchen. Fischer, die ihre Netze ans Ufer ziehen (und nicht besonders üppige Beute machen). Krabben, die ihre Löcher für die nächste Flut buddeln.

Es ist nicht direkt unangenehm, zuzuschauen, wie andere arbeiten. Doch jede eigene Bewegung fällt der Hitze zum Opfer. 35 °C bei voller Luftfeuchtigkeit. Da das Wasser auch keine Abkühlung bringt, laufen wir ein Stück über die Insel. Schleichen wäre der passendere Ausdruck.

Wir retten uns in das einzige Hotel im Dorf und trinken 'was Kaltes. Mit Blick aufs Meer kann man es aushalten. Ist wirklich ein tolles Panorama.

Für Leute, die sich am Strand braten lassen wollen, wäre es hier ideal, doch uns ist es nur heiß.

db_Img0012330Irgendwie sind wir doch ganz froh, als wir kurz vor fünf wieder im Hafen von Maputo ankommen. Strandleben ist wohl nicht das Wahre für uns.

Der Polizist im Hafen hatte uns erzählt, dass in einer halben Stunde noch eine Fähre über die Bucht ginge, das würde uns 50 km auf dem Weg nach Süden sparen. Außerdem sagt er, dass die Piste nach Süden "just a few potholes" hätte, aber sonst gut wäre. Wenn das mit den "paar Schlaglöchern" genauso stimmt, wie das mit den neuen Nationalparks...

Die Fähre geht tatsächlich. Wir kommen gerade noch drauf, neun Autos und mehr als 100 Leute mit soviel Gepäck, wie sie tragen können.

Zehn Minuten später sind wir am anderen Ufer, setzen beim Herunterfahren noch 'mal ordentlich auf und ab geht's Richtung Maputo Elefant Reserve (auch erst im Entstehen).

Kurz nach der Fähre kommt ein See. Mitten hindurch führt die Piste. Wir drehen noch mal um, weil wir den Eindruck haben, dass es da sicher nicht weiter geht. Geht es aber doch. Ein Geländewagen macht es uns vor. Wir hinterher. War dann doch nicht so schlimm, wie es zunächst aussah.

Die Piste entlang der Küste ist zwar nicht gut, doch wir kommen voran. In 40 km Entfernung liegt Bela Vista, von dem man uns gesagt hatte, dass es dort schon Tourismus geben solle. Dummerweise sind auf der Piste immer mehr Pfützen, manche über 20 m lang, durch die wir nur sehr langsam durchfahren können. Doch der Untergrund ist recht fest, so dass wir keine ernsten Probleme haben.

Leider war das mit dem Tourismus in Bela Vista auch so eine Übertreibung. Hier gibt's nichts. Gar nichts. Auch die Elefant Reserve, die unmittelbar nebenan liegen soll, gehört in die Kategorie Zukunftsphantasien. Aber immerhin ist die Straße asphaltiert.

Inzwischen ist es dunkel. Die alte Frage: wo übernachten wir heute? Im Ort? Mmmh. Also weiter, vielleicht findet sich an der Strecke etwas Passendes. Nach einer Viertelstunde kommen wir über den Rio Maputo. Der Asphalt hört nach der Brücke auf. Wie es dann weitergeht, ist eine ganz eigene Geschichte, "just a few potholes".

Samstag, 29.1.05    Gefaulenzt. Fast. Nicht gefahren, nicht unter dem Auto gelegen, nicht angestrengt. Statt dessen hat Anette ihren Sonnenbrand gepflegt.

Sonntag, 30.1.05    Der zweite Teil von "Just a few potholes".db_Img0013732

Montag, 31.1.05    Heute lassen wir uns von der Brandung massieren. Das Wetter ist herrlich, ein paar Wolken, gut 30°C und immer eine leichte Briese vom Meer.

Nebenan schlägt ein freundlicher älterer Südafrikaner mit Geländewagen und tollem Off-Road-Wohnanhänger sein Lager auf. Wir kommen ins Gespräch, er heißt Malcolm Spence. Wir nehmen ein paar Drinks zusammen und sitzen am Strand. Er war Farmer und hat gerade seine Farm verkauft (mit 67 wollte er nicht mehr so viel arbeiten). Jetzt fährt er auf unbestimmte Zeit im südlichen Afrika herum, um darüber nachzudenken, was er denn in seinem Leben noch anstellen möchte. Er ist bestens ausgerüstet, Laptop, drahtloses Internet, Telefon, Generator, Tiefkühltruhe, Fernseher. Jetzt braucht er nur noch eine zündende Idee, was er als nächstes tun will. Doch dafür will er sich Zeit nehmen.

Er ist ein interessanter Kenner der Region und scheint sehr viele Interessen zu haben. Beim Sundowner fällt uns auf, dass er etliche deutsche Worte versteht. Die hätte er alle gelernt, als er als junger Mann in Deutschland gelaufen ist. Was gelaufen?  Na, fourhundred meters and so. Nicht nur in Deutschland, sondern überall. Er war offensichtlich ein hervorragender 400m-Läufer, denn in Rom 1960 hat er die letzte Olympiamedaille für Südafrika gewonnen, Bronze über 400 m. Danach wurde sein Land wegen der Apartheid von der Teilnahme ausgeschlossen.

Er kannte alle die Läufer, an deren Namen wir uns aus unserer Kindheit auch noch erinnern: Karl Kaufmann, Manfred Germar, Armin Hary, Martin Lauer, Manfred Kinder.

Es ist schon interessant, wen man so alles unterwegs trifft.

Dienstag, 1.2.05    Eigentlich wollten wir heute rüber nach Südafrika. Doch uns gefällt es hier so gut, dass wir noch einen Tag länger bleiben wollen.

Am Abend gibt’s endlich mal wieder ein richtiges Lagerfeuer. Malcolm bringt ein Stück tiefgefrorenes Straußenfleisch und etwas zu trinken mit, wir steuern alles weitere zu einem ordentlichen Essen bei.

Es wird ein gemütlicher Abend mit interessanten Gesprächen bei äußerst angenehmen 28°C.

So könnte es weitergehen.

Vermutlich werden wir hier noch mal vorbeikommen, denn es ist wirklich ein Plätzchen, wo man es gut aushalten kann.

Mittwoch, 2.2.05    Wir kommen erst nach dem Mittag los, weil wir uns noch ausgiebig von der Brandung haben durchkneten lassen. Während dessen klaut uns ein Affe unsere Mango und verschlingt sie gleich auf unserem Tisch. Mistvieh.

Es sind noch 14 km bis zur Grenze. Wir hoffen inständig, dass sich Wasser und Sand zurückhalten.

Das Wasser hält sich dran, der Sand nicht.

An einer durchgewühlten Wegekreuzung stecken wir heftig fest. So fest, dass das kleine Besteck nicht mehr reicht. Wir müssen mit Wagenheber, Sandblechen unter den Rädern, schlappem Reifendruck und kräftigem Schieben ran. Die Seilwinde bleibt eingepackt, weil uns ein freundlicher Einheimischer mit seinem Geländewagen durch das letzte Stück durchzieht.

Und 20 m vor dem Beginn des Asphalts sitzen wir noch mal fest. Ganze 20 m noch!!! Einen Augenblick nicht aufgepasst, aus der Spur geraten und rein ins Weiche. Der Motor liegt auf dem Sand auf und die Räder hängen in der Luft. Doch auch hier kommt flugs ein Mocambiquaner vorbei und schleppt uns auf sicheren Boden. Danke.

An sich wollten wir heute abend im Hluhluwe-Nationalpark übernachten (das Unaussprechliche spricht sich Schluschluwie), doch dazu ist's schon zu spät. Wir landen deshalb in der Sand-Forest-Lodge, ein sehr schönes Camp mit sehr netten Besitzern. Und einem Telefon, was Anette gleich für einen Anruf bei ihrer Mutter nutzt.

Es ist lausig kalt. Nicht mal 25 °C. Wir empfinden das tatsächlich als unangenehm kühl. Deshalb gibt's gegen die Kälte auch Bratkartoffeln mit Spiegelei. In der Wärme der letzten Tage hätten wir das nicht gemocht.