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Pretoria, 20.3.11 |
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Liebe Freunde, wir hatten versprochen, nach all’ dem Regen in Namibia dieses Mal einen staubtrockenen Bericht abzuliefern. Hier isser! Seit Namibia hatten wir keinen Regen mehr, statt dessen piekeblauen Himmel, grad’ so, wie sich das für Afrika gehört. Kapstadt hat uns wieder Mal sehr gut gefallen und der Besuch auf der Gefängnisinsel Robben Island, auf der Nelson Mandela mehr als 20 Jahre eingesperrt war, wird uns lange in Erinnerung bleiben. Auch die Weinanbaugebiete und die Gardenroute waren ganz nett, obwohl wir deshalb nicht nach Afrika fahren würden. Die Nationalparks, die wir uns bisher angeschaut haben, waren vor allem wegen ihrer Landschaft beeindruckend, nicht wegen ihrer Tiere. Im nächsten Bericht wird das umgekehrt sein. Bis dahin noch einen schönen Winter (oder schon Frühling ?) Anette und Wolfgang |
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Tagebuch 11.2. bis 28.2.2011 |
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Freitag, 11.2.11 (Ai Ais Resort, Ai Ais): Nachdem wir uns nun zwei Wochen lang nasse Füße geholt haben (und nicht nur die), brauchen wir ein bisschen Sonne. Und das bedeutet in dieser Jahreszeit in Afrika dasselbe wie in Europa: auf nach Süden! Wir können dazu den schnellen und langweiligen Weg entlang der Hauptstraße nehmen oder den langsameren, staubigeren, aber interessanteren entlang des Fish River Canyons. Genau den nehmen wir. Man sagt, der Canyon wäre der zweitgrößte der Welt. Wir haben es nicht nachgemessen, doch eines ist sicher: es ist der abwechslungsreichste. In der Trockenzeit ein staubiger Brutofen mit bestenfalls ein paar Wassertümpeln, nur zugänglich für hitzefeste Wanderer. In der Regenzeit unpassierbar wegen der braunen Fluten. So wie jetzt, denn irgendwie muss der 500 m breite Fluss, den wir vorgestern überquert haben, durch den schmalen Canyon. Unterwegs müssen wir den Naute queren, dessen Staudamm man vor einigen Tagen wegen Überfüllung öffnen musste. In der Furt unterhalb des Dammes steht das Wasser zwar nur noch 10 cm hoch, aber es stinkt wie in einem Fischereihafen. Durch die offenen Schleusen sind tausende von Fischen herausgespült worden, die jetzt in den langsam austrocknenden Wasserlöchern verenden. Einheimische sammeln die noch brauchbaren Tierchen ein und bieten sie Vorbeifahrenden an. Fast-Frischfisch mitten in der Wüste. Da der Naute kurz hinterm Staudamm in den Fish River mündet, haben es sicher ein paar Fische bis dort hin geschafft und dem Fish River endlich mal wieder einen Grund für seinen Namen geliefert. Mittags treffen wir am Canyon ein. Wir haben ihn all’ die Male, die wir schon hier waren, immer nur trocken erlebt. Insofern ist das Bild, was sich uns jetzt bietet, eine Premiere. 400 m unter uns fließt ein richtiger Fluss, breit und braun. Hier ist also der größte Teil des Wassers gelandet, das uns in den letzten 10 Tagen das Leben schwer gemacht hat, beziehungsweise das Fahren. Vor einigen Jahren sind wir mal runter in den Canyon gewandert. Mit viel Trinkwasser im Gepäck. Heute ist das streng verboten, weil Leute mühsam wieder hoch geschleppt werden mussten, denn es kann im Talgrund brutal heiß werden. Oder die Leute sind einfach unauffindbar verschwunden. Na ja, eigentlich war es damals auch schon verboten, aber eben nur verboten, nicht “strictly forbidden” wie heute. Von hier aus könnte man in einigen Tagen talabwärts nach Ai Ais wandern, dort gibt es die nächste Möglichkeit, aus dem Canyon zu entkommen. Doch für diese Wanderung braucht es im Augenblick kein Verbot ... In Ai Ais hat man eine Piste bis runter ans Wasser gebaut, um das dortige Resort zu versorgen. Das werden wir uns mal aus der Nähe ansehen. Zwei Stunden später sind wir da. Die Piste ist trotz des vielen Wassers in erstaunlich gutem Zustand und auch das Resort hat keinen Schaden davon getragen. Wir gingen davon aus, dass es, wie in den Reiseführern geschrieben steht, jetzt in der Regenzeit geschlossen ist. Aber weit gefehlt! Es gibt einen sehr guten Campground und sogar ein Restaurant, also bleiben wir über Nacht hier. Da es unten im Talgrund am späten Nachmittag immer noch 35°C sind, können wir dem großen Pool natürlich nicht widerstehen. Mit so etwas hätten wir hier wirklich nicht gerechnet. Doch womit wir auch nicht gerechnet haben: der Pool hat 45°C. Ai Ais hat heiße Quellen, keine kalten! Das hatten wir völlig vergessen. Also findet die Erfrischung in einer kalten Dusche und später mit einigen kühlen Drinks im Restaurant statt. Samstag, 12.2.11 (McDougalls Camp, Port Nolloth): Es sind morgens schon wieder fast 30°C. Da wäre ein Sprung in einen kühlen Swimmingpool ganz angenehm ... Statt dessen machen wir uns nach dem Frühstück auf den Weg zur Grenze nach Südafrika. Die Piste ist hervorragend und drei Stunden später sind wir am Oranje. Der führt ebenfalls Hochwasser, doch bis zur Höhe der Brücke fehlen noch einige Meter. Das war vor kurzem noch anders, da hatte man schon die Brückengeländer abgebaut, damit keine entwurzelten Bäume daran hängen bleiben. Die Grenzabfertigung geht gewohnt schnell (wenn man davon absieht, dass uns der südafrikanische Grenzer zweimal wegen fehlender Stempel freundlich, aber bestimmt wieder zurück geschickt hat). Hier in der Flussniederung weht kaum ein Lüftchen. Die Sonne treibt das Thermometer auf 40°C und uns den Schweiß aus allen Poren. Da ist der Fahrtwind eine richtig angenehme Abkühlung. Na ja, von Wind kann keine Rede sein, eher ein Fahrtlüftchen, denn wir kriechen ziemlich gemächlich von fast Meereshöhe 1000 m aufwärts in die Berge. In Steinkopf, einem kleinen Städtchen am Wege, wollen wir uns mit südafrikanischem Bargeld versorgen. Eine Bank finden wir zwar nicht, doch immerhin einen Geldautomaten an der Tankstelle. Als der nach mehrminütigem Arbeiten jedoch kein Geld ausspuckt, erklärt man uns, dass in der Ortsmitte noch weitere Automaten wären. Und tatsächlich rückt gleich der erste anstandslos Bargeld heraus. Von wegen unterentwickeltes Afrika auf dem Lande! Auf der Weiterfahrt geht es die gerade erst herauf gekletterten 1000 m wieder herunter, diesmal jedoch deutlich flotter. Zwei Stunden vor Sonnenuntergang sind wir runter auf Meereshöhe in Port Nolloth am Atlantik. Die Temperatur ist angenehm, der Wind erfrischend und das Wasser viiiiel zu kalt, um zu baden. Aber nach 40° heute Mittag ist die See ein äußerst angenehmer Anblick beim Sundowner ... Sonntag, 13.2.11 (neben Tankstelle, Garies): Wir lassen es sehr langsam angehen, heute wollen wir nur weiter in den übernächsten Ort, mit dem schönen Namen Hondeklip Bay. Vorher werfen wir noch einen Blick ins sonntäglich verschlafene Port Nolloth. Hier gibt’s einen kleinen Hafen, in dem seltsame Schiffe dümpeln. Es sind Diamantensucher. Sie saugen mit großen Schläuchen den Sand vom Meeresboden herauf und filtern ihn nach den kleinen Glitzersteinchen durch, die in Wirklichkeit gar nicht glitzern, sondern eher unscheinbar wie verschmutzte Glaskrümel aussehen. Für die Weiterfahrt entlang der Küste gibt es nur eine kleine Sandpiste, von der unser Navi behauptet, es wäre übelstes Wellblech. Es hat Recht. Also: Zeit nehmen und die Landschaft genießen. Doch da gibt es nicht viel zu genießen, das Hinterland der Küste ist eher langweilig. Nach knapp zwei Stunden ist wieder Ruhe unter den Rädern und wir sind in Kleinsee. Hier beginnt das Diamantensperrgebiet. Wir werden an zwei Kontrollstellen registriert und auf großen Schildern wird darauf hingewiesen, dass der Besitz von Rohdiamanten strengstens bestraft wird. So angestrengt wir auch im Sand rechts und links der Straße suchen, unsere Rechtstreue wird nicht herausgefordert. Das einzige, was wirklich glitzert, sind die Heineken- und Windhoek-Lager-Diamanten. Doch davon reichlich. Entweder ist Alkohol hier besonders billig oder besonders notwendig. Es ist jedenfalls keine Gegend, in der man länger wohnen möchte. Das ändert sich auch nicht in Hondeklip Bay. Ganz im Gegenteil. Der ziemlich öde Ort wird gekrönt von einem offensichtlich verlassenen Caravanpark. Anstatt hier zu übernachten, nehmen wir Reißaus. Ein paar Kilometer weiter weist ein Schild in eine sandige Piste zu einer Gästefarm namens “Eagles Nest”. Der Adler auf dem Schild ist eine ziemlich perfekte Kopie des Adlers im Deutschen Bundestag, außerdem weht eine bayerische Fahne über dem Schild. Beides brauchen wir zwar nicht, aber besser als das Hondeklip Bay Camp ist’s allemal. Die sieben Kilometer zur Farm sind ziemlich sandig, doch mit viel Schwung kommen wir jedes Mal durch. Leider wird unsere Mühe nicht belohnt. Wir finden die Farm zwar und sie sieht ganz ansprechend aus, doch das Tor ist unüberwindbar. Wir stehen längere Zeit davor, hupen, die Hunde kläffen, aber niemand macht auf. Wir kapitulieren und fahren zurück auf die Hauptpiste. Unsere Optionen für heute Nacht sehen ziemlich lausig aus. Zur Küste kommen wir nicht durch, da liegt ein Naturschutzgebiet im Wege. Es bleibt nur die Hoffnung, dass entlang der Hauptpiste ins Landesinnere irgendwo eine Möglichkeit existiert. Unsere Bücher und Navi-Steffi schweigen sich darüber aus. Orte gibt es auch nicht. Notfalls müssen wir wieder zurück in die Berge zur Nationalstraße, denn entlang der Achse Windhoek-Kapstadt wird sicher etwas zu finden sein. Wir spulen Kilometer um Kilometer ab, kein Camp, keine Gästefarm, kein Platz neben der Straße, in den wir uns verdrücken können. Statt dessen geht es bergauf, immer zwischen Farmzäunen entlang. Inzwischen ist es längst dunkel. Da außer uns niemand auf der Piste ist, überraschen wir zwei Stachelschweine beim nächtlichen Spaziergang. Das ist das erste Mal in all’ den Jahren in Afrika, dass wir die in freier Wildbahn sehen. Bald darauf erreichen wir die Hauptstraße und den Ort Garies. Hier soll es ein Camp geben. Dank Navi-Steffi finden wir es auch gleich, doch der Platz am Rande des Ortes ist gänzlich verlassen. Nichts, wo wir die Nacht verbringen mögen. Heute also kein Camp mit heißer Dusche und gepflegtem Rasen ums Auto, sondern ein Parkstreifen am Straßenrand mit Waschbecken im Auto und Müll vor der Tür. Und mit einer 24-Stunden-Tankstelle gegenüber. Afrika kann sooo romantisch sein. Montag, 14.2.11 (Clanwilliam Caravan Park, Clanwilliam): Das alles hat unserem guten Schlaf aber keinen Abbruch getan. Zum Frühstück ziehen wir allerdings einen anderen Ort vor, nämlich einen schön gelegenen Rastplatz neben der Straße mit Tisch und Bänken und einem Sonnendach drüber. Die Fahrt entlang der Nationalstraße ist zwar bedeutend schneller als die gestrige über die Pisten, aber auch bedeutend langweiliger, obwohl die Landschaft angenehm grün ist. Der Olifants River ist ein richtiger Fluss und führt immer Wasser, so dass die Äcker intensiv bewässert werden können. Wein, Getreide, Früchte, hier wächst alles, sofern man Wasser hat. Das Beregnen geschieht teilweise mit riesigen rollenden Bewässerungsanlagen. Deshalb sind aus praktischen Gründen etliche Felder kreisrund. Um die Mitte dreht sich die manchmal mehrere hundert Meter große Beregnungsanlage. Von sparsamen Bewässerungstechniken ist hier nichts zu sehen, hier wird einfach der natürliche Regen nachgeahmt. Schon mittags treffen wir in Clanwilliam ein, einer der Hauptorte dieser Region. Gleich hinterm Städtchen fangen die Cedarberge an, ein beliebtes Wander- und Kletterrevier, in das wir auf der Weiterfahrt mal reinschauen werden. Das markanteste an Clanwilliam ist die Temperatur. Es ist schlappe 44° C heiß und kein Lüftchen bewegt sich. Während Anette im gut gekühlten Supermarkt den Konsum ankurbelt, siedet Wolfgang draußen neben dem Auto, bis er gar ist. Zum Weiterfahren ist es einfach zu heiß. Aber wozu hat Clanwilliam am Stadtrand ein schönes Camp an einem großen See? Der Haken an dem See: er ist flach und genießt schon seit geraumer Zeit die brütende Hitze. Anders gesagt, er ist lauwarm und außerdem am Ufer steinig und glitschig. Nicht gerade der Traum. Am Abend haben wir dann noch eine ganz besondere Begegnung. Das Camp und das umgebende Naturschutzgebiet sind ziemlich groß und hier leben etliche halb wilde Katzen. Damit diese nicht zu fett werden, weist man die Besucher darauf hin, dass man die Tiere bitte nicht füttern möge. Gehört etwas zu trinken auch zum Füttern? Wir beschließen, nein. Also stellt Anette den beiden Katzen, die sich in den Schatten unterm Auto geflüchtet hatten, ein Schälchen mit Wasser und etwas Milch hin. Das war ein Fehler! Erstens reicht das Schälchen nicht lange und zweitens haben Katzen gute Augen. Nach kurzer Zeit hatten wir dreizehn weitere zu Gast. Dienstag, 15.2.11 (Saldanha Holiday Resort, Saldanha): Kaum dass wir morgens die Autotür auf machen, schauen wir in fünfzehn hungrige Gesichter. Kurz darauf herrscht akuter Milchmangel. Aber alle Erklärungen von Anette, dass die Milch nun wirklich ratzeputz alle ist, helfen nichts. Sobald einer von uns an den Bus geht, wird er verfolgt. Da es morgens schon wieder 35°C sind, fassen wir den Entschluss, nun genug Sonne getankt zu haben. Wir werden am Nachmittag weiter südlich zurück an die Küste fahren und uns dann Richtung Kapstadt orientieren. An diesem Abschnitt der Küste sollten wir mehr Glück mit Übernachtungsmöglichkeiten haben, denn hier kommen zahlreiche Südafrikaner zum Urlauben hin. Doch vorher werden wir noch einen Blick in die Berge werfen. Sollte es dort oben kühler sein, dann wäre das eine Alternative zur Küste. Die kleine Piste wickelt sich Kilometer um Kilometer bergan. Die Felsen sind beeindruckend und kaum bewachsen. Ganz im Gegensatz zu den Tälern. Sobald dort Wasser zugänglich ist, ist es grün. Die Farmen sind wahre Oasen. Von unten ist absolut nicht zu erkennen, wie wir aus diesem Tal wieder herauskommen, doch laut Karte gibt es hier irgendwo eine kleine Piste über einen Pass. Tatsächlich entdecken wir oben im Hang ein fahrendes Auto und ein paar Minuten später haben wir den richtigen Einstieg gefunden. Von oben ist der Niewould-Pass allerdings weitaus weniger spektakulär als von unten. Kurz darauf hat uns der Asphalt wieder und wir rauschen runter zur Küste. Hier sieht es ein bisschen aus wie an der deutschen Nordseeküste. Es wird viel neu gebaut, offensichtlich bringt der Tourismus Geld in diese Region. Doch nicht nur der. Schon von weitem sieht man das riesige Erzterminal von Saldanha. Hier wird das Eisenerz, das 800 km entfernt aus der Erde geholt wird, per Bahn angeliefert und auf Schiffe verladen. Unser Camp heißt zwar großspurig “Saldanha Holiday Resort”, gehört aber eher in die Gattung “Na ja, für eine Nacht wird’s gehen”. Mittwoch, 16.2.11 (Ou Skip Camp, Melkbosstrand): Es ist kalt und wir verschlafen bis nach 9 Uhr. Sonst hat uns immer die Wärme geweckt, hier bei 19°C funktioniert das nicht. Es ist extrem windig. Deshalb verzichten wir hier auf das Frühstück und werden uns statt dessen unterwegs ein lauschiges Plätzchen suchen. An sich ist die Bucht nicht gerade Urlaubers Traum. Das Eisenerzverladeterminal, eine Erzaufbereitungsanlage, die größte Fischfabrik des Landes und etliche andere Industriebetriebe dominieren das Panorama. Die beherrschende Farbe ist rostrot vom Erzstaub. Doch die Industrie bringt Geld hierher und das sieht man auch an den umliegenden Ortschaften. Die sind gut in Schuss, fast alles nette Einfamilienhäuschen, breite Straßen und alles sehr sauber. Wenn man nicht gerade in Windrichtung hinter dem Erzhafen wohnt, könnt’ man’s mögen. Wenn man die Nordseeküste mag. Auf dem Rückweg nach Namibia kommen wir vielleicht am anderen Ende der Erzbahn in Sishen, fast an der botswanischen Grenze, vorbei. Dort ist die größte Eisenerzlagerstätte der Welt. Leider kann man die Verladeanlagen von Saldanha nicht besichtigen, so dass wir uns aus dem (Eisen-)staube machen und den Westküsten Nationalpark ansteuern. Der liegt gegen den Wind. Und was für ein Wind! Er bläst konstant und kräftig. Geradezu ideal für Surfer. In diesem Falle Drachen-Surfer. Sie lassen sich von einem Lenkdrachen übers aufgepeitschte Wasser ziehen. Die besten schaffen haushohe Sprünge und rasen wie Schnellboote übers Wasser. Während wir frühstücken schauen wir ihnen ziemlich beeindruckt zu. Der Nationalpark ist eher ein Naturschutzgebiet, wie wir es aus Europa kennen. Es gibt hier zwar einige Tiere, doch wir bekommen nur wenige zu Gesicht. Vögel, Strauße und eine ziemlich große Mole-Snake (Maulwurfsschlange?), sehr giftig und sehr schnell (verschwunden). Die größte Attraktion des Parks ist das Blütenmeer im August und September. Nach dem ersten Regen verwandelt sich die Landschaft in einen Farbeimer. Etwa in der selben Zeit tauchen hier Tiere auf, die soviel wie 10 Elefanten wiegen. So steht es jedenfalls auf einer Tafel. Wale ziehen an der Küste nach Norden in wärmere Gewässer. Das wäre sicher ein Grund, hier noch einmal herzukommen. Auf der Weiterfahrt nach Süden taucht über dem Meer eine große Wolkenbank auf. Der Himmel ist zwar ansonsten blau, doch der weiße Haufen auf der anderen Seite der Bucht hält sich hartnäckig. Vom Wachmann des Camps, wo wir übernachten, erfahren wir, dass es das Tischtuch wäre, also die stehende Wolke über dem Tafelberg von Kapstadt. Bis dahin sind es noch 30 km und morgen vielleicht auch ohne Tischtuch. Das Camp “Ou Skip” ist von der Gattung “Jau, da kann man ein paar Tage länger bleiben”. Donnerstag, 17.2.11 (Ou Skip Camp, Melkbosstrand): Putz- und Waschtag. Und Website. Und Mail schreiben. Der Motor macht heut’ keinen Muckser. Freitag, 18.2.11 (Ou Skip Camp, Melkbosstrand): In Kapstadts gibt es kein vernünftiges Camp, von dem wir mit öffentlichen Verkehrsmitteln in die Stadt fahren können. Wir werden also das Auto nehmen und einen bewachten Parkplatz am Hafen suchen. Unterwegs halten wir immer wieder mal am Strand. Zum einen scheint hier ein weiteres Surferparadies zu sein und zum zweiten hat man von hier wohl den besten Blick auf die Stadt und den Tafelberg. Vom Parkplatz sind es nur ein paar Minuten an die Waterfront. So heißt der Bereich des alten Hafens, den man fein herausgeputzt hat und der sich zu einem wahren Magneten entwickelt hat. Für Touristen und für Einheimische. Hier gibt es alles, was man sich zur Unterhaltung und zum Bauchvollschlagen vorstellen kann. Und zum Geld ausgeben. Geschäfte, Geschäfte, Geschäfte. Es gibt sogar einen Paulaner-Biergarten. Natürlich könnte man fragen ”Was ist daran afrikanisch?” “Na, nichts!” Es ist einfach angenehm und wir genießen es. Wo sonst kann man bei so einer grandiosen Aussicht draußen sitzen und etwas trinken. Wir waren schon ein paar Mal in Kapstadt und haben es nie geschafft, Robben Island zu besichtigen. Das ist die Gefängnisinsel, auf der Mandela mehr als 20 Jahre seines Lebens verbringen musste. Heute eine nationale Gedenkstätte und ein Muss, wenn man Südafrika und seine heutigen Probleme begreifen möchte. Wir bekommen noch Tickets für eine dreistündige geführte Tour morgen Vormittag. Mandela begegnet uns auf dem Rückweg zum Auto in Überlebensgröße. Er steht zusammen mit den drei anderen südafrikanischen Friedens-Nobelpreisträgern Luthuli, Bischof Tutu und de Klerk dekorativ vorm Tafelberg. Zwischen den vieren thront noch überlebensgrößer eine Figur aus leeren Kästen einer braunen Brause und hebt mahnend die Finger. Wir haben genau hin geschaut, es sind die Zeigefinger, und sie sollen die Politiker wohl daran erinnern, wer das Geld verdient, das sie ausgeben. Bevor wir zum Camp zurück fahren, schauen wir noch mal kurz am extra für die Fußball-Weltmeisterschaft 2010 gebauten Stadion vorbei. Und sind ein bisschen enttäuscht. Es soll zu den schönsten gehören, doch wir finden es eher langweilig. Es sieht aus der Nähe wie eine rundliche Industriehalle aus. Oder wie ein überdimensionales Kinderplanschbecken. Die Surfstrände von heute Vormittag haben sich deutlich verändert. Zu den Drachensurfern haben sich zahlreiche “normale” Surfer gesellt, also die, die das Segel in der Hand halten. Die Wellen sind wesentlich stärker geworden, vielleicht ist das der Grund. Auf jeden Fall sieht es nicht weniger spektakulär aus als bei den Drachensurfern. Samstag, 19.2.11 (Ou Skip Camp, Melkbosstrand): Wir sind schon früh auf den Beinen und pünktlich am Schiff, das uns nach Robben Island bringen soll. Der Besuch dieser Gedenkstätte gehört für uns zu den bewegendsten Erlebnissen, die wir jemals in Südafrika hatten. Es ist kurz nach Mittag, als wir wieder zurück in Kapstadt sind. Uns waren schon vor Tagen die großen oben offenen Doppeldeckerbusse aufgefallen, die die Besucher auf festen Routen durch die Stadt fahren. Das wär’ doch mal einen Versuch wert, denn es ist genau das richtige Wetter für eine Cabriotour. Kurz darauf sitzen wir also auf dem Oberdeck eines dieser Busse, lassen uns kreuz und quer durch die engen Straßen Kapstadts fahren und bekommen per Kopfhörer erzählt, was wir gerade sehen und was hier passiert ist. Sogar in Deutsch! Bei herrlichem Sonnenschein mit bestem Blick von oben und ohne einen Gedanken an die anderen Verkehrsteilnehmer oder die nächste Abzweigung zu verschwenden. Eine sehr angenehme Erfahrung für uns. Der Bus fährt sogar herauf zur Talstation der Seilbahn auf den Tafelberg. Man kann hier aussteigen und mit der Seilbahn herauffahren, doch wir waren schon drei Mal oben. Auch von der Talstation hat man einen schönen Blick auf den Stadtkern und die andere Seite der Bucht, von wo wir heute morgen losgefahren sind. Mit einem der nächsten Busse geht es in einem großen Bogen durch die teuren Stadtviertel am Atlantik zurück zum Hafen. Wohnen möchten wir hier nicht, auch wenn es recht malerisch aussieht. Die Hauptstraßen sind der reinste Rummelplatz, eine Bar an der anderen und alles ist voll mit Touristen und Einheimischen, doch von oben aus dem Bus ist es recht nett anzuschauen. Jedenfalls jetzt im Sommer. Nach unseren Erfahrungen letztes Jahr zur Fußball-Weltmeisterschaft kann uns allerdings der Winter in Afrika überhaupt nicht mehr reizen, auch nicht in Kapstadt. Sonntag, 20.2.11 (Ou Skip Camp, Melkbosstrand): Heute ist Sonntag und wir wollen es ruhig angehen lassen. Doch man lässt uns nicht. Einige Vögel machen ungewöhnlich viel Lärm, während unser Nachbar vorm Wohnwagen sein Geschirr abwäscht. Wir sitzen am Frühstückstisch und denken uns nichts dabei. Schließlich schaut unser Nachbar dann doch mal in den Baum zwischen uns und wird ganz hektisch. Er rennt in seinen Wohnwagen und kommt mit einem eisernen Feuerhaken und einem Besen wieder zurück. Auf unseren fragenden Blick hin erklärt er uns, dass da oben im Baum eine “Boomslang” wäre (zu deutsch vermutlich Baumschlange). Und dann beginnt eine Geschichte irgendwo zwischen Drama und Slapstick. Es ist, wie gesagt, Sonntag, also der richtige Tag, um Shoppen zu gehen. Anette sucht etwas Warmes zum Anziehen (ja, das hat sie tatsächlich gesagt) und außerdem sucht sie nach einer neuen Decke für unser Bett im Bus. Also fährt Wolfgang sie ins nächste Einkaufszentrum und genießt anschließend die sonntägliche Ruhe auf dem Camp, um am Auto ein paar Kleinigkeiten zu reparieren. Drei Stunden später wird der Chauffeur angeklingelt und holt Anette wieder im Einkaufszentrum ab. Ohne Decke, aber mit Wintersachen für sich und den Chauffeur (obwohl der vorher ausdrücklich kund getan hatte, dass er hier in Afrika sei und daher keine Winterbekleidung brauche). Egal, umtauschen ist hier so einfach wie in Deutschland. Montag, 21.2.11 (Onrus Caravan Park, Onrus): Nach dem Umtauschen brechen wir endgültig aus Kapstadt auf. Wir wollen quer durch die Weingegend nach Hermanus. Dort soll es zur richtigen Jahreszeit Wale zu sehen geben. Jetzt ist zwar die falsche, doch wir wollen mal sehen, wie es uns dort gefällt. Hier gehen so viele kleine Sträßchen kreuz und quer, dass wir dankbar sind, dass uns Steffi die Navigation abnimmt. Ohne das kleine Wunderding hätten wir uns auf eine der großen Durchgangsstraßen eingeklinkt und wären durchgefahren. Mit Steffi können wir einfach der Nase nach fahren und finden trotzdem unseren Weg zum Ziel. Stellenbosch, Paarl, Franschhoek, alles Orte, die man von Weinflaschen her kennt. Weinanbau ist hier alles. Die neuen Felder und Weingüter kriechen immer weiter an den Hängen herauf, bis es hier irgendwann nur noch Wein gibt. Die erste Weinwüste der Welt. Hermanus ist ein kleines Küstenstädtchen mit einem großen Campingplatz. Na, eigentlich eine Campingfestung, mit elektrischem Zaun, Wächtern und abgeschlossenen Toiletten. Warum die abgeschlossen sind (jeder bekommt bei der Anmeldung einen speziellen Schlüssel), ist uns schleierhaft, denn wie soll ein Unbefugter die Toiletten benutzen, er kommt ja nicht mal aufs Gelände. Irgendwie ist das alles ein bisschen verrückt, aber vielleicht nehmen in Hermanus die Camper immer alle ihre Wertsachen mit auf die Toilette. Außerdem kriegen wir einen Sender fürs Auto, mit dem sich automatisch die Schranke öffnen lässt, trotz eines immer daneben sitzenden Wächters. Jedenfalls ist die Anlage sehr sauber und ordentlich und wir haben nette Nachbarn, die uns abends zu einem Glas Wein einladen. Sie kommen aus Germering (bei uns zu Hause um die Ecke) und treiben sich wie wir in der lausigen Jahreszeit in Afrika herum. Schon seit Jahren, doch wir sind uns noch nie begegnet. Dienstag, 22.2.11 (Onrus Caravan Park, Onrus): Viel machen wir heute nicht. Ein bisschen Mail abrufen, ein bisschen schreiben, ein bisschen shoppen, ein bisschen faulenzen. Mittwoch, 23.2.11 (Onrus Caravan Park, Onrus): Damit sind wir gestern noch nicht fertig geworden. Außerdem haben wir vor einigen Tagen festgestellt, dass eines unserer Radlager leise vor sich hin brummelt. Das ist üblicherweise der Vorbote vor deutlich unfreundlicheren Äußerungen. Auf den Matschpisten Namibias hat ein Teil des Straßenbelags den Weg ins Innere des Lagers gefunden; wahrscheinlich hat eine Dichtung nicht gemacht, was sie sollte. Das ganze Zeug muss also ausgewechselt werden. Kein großes Problem, nach zwei Stunden knirscht nichts mehr. Auf der Testfahrt schauen wir nach Hermanus herein. Das Städtchen ist hübsch rund um eine Bucht gelegen und schaut ganz und gar nicht afrikanisch aus. Eher nordeuropäisch. Hier werden wir sicher noch mal aufkreuzen, wenn die Wale zu Besuch sind. Donnerstag, 24.2.11 (Camp Bontebok NP, Swellendam): 150 km von Hermanus entfernt liegt der Bontebok Nationalpark. Vor 18 Jahren waren wir schon mal hier. Es war damals der erste Nationalpark, in dem wir größere Mengen an afrikanischen Tieren gesehen haben. Nichts Aufregendes oder Gefährliches, nur Antilopen und eine schöne Landschaft. Die Begrüßung ist furios. Genau bei unserer Ankunft bricht von einem toten Baum neben der Piste ein 20 cm dicker Ast ab und reißt mit viel Krachen einige andere herunter. Die Ranger kommen aus ihrem Häuschen gerannt und dachten zunächst, wir würden den Krawall veranstalten. Dann sind sie aber froh, dass wir heil geblieben sind (wir hatten ja noch nicht bezahlt). Das Camp ist sehr schön angelegt. Viel Platz, große Rasenflächen mit Bäumen, sehr saubere Toiletten und Duschen, wenige Gäste. Kein Elektrozaun, kein Stacheldraht, keine Wächter. Nur Natur, der genaue Gegenentwurf zum letzten Camp. Der richtige Platz, um endlich mal ein schönes Feuerchen zu machen, ein paar Kartoffeln rein und ein Stück Fleisch drauf. Dank der dunklen Umgebung unter einer hell leuchtenden Milchstraße. Freitag, 25.2.11 (Kango Mountains Holiday Resort, Oudtshoorn): Nach einer kurzen Rundfahrt durch den Nationalpark starten wir nach Oudtshoorn, der Straußenhauptstadt der Welt. Hier wird alles mit Sträußen gemacht, was man sich denken kann: züchten, angucken, essen, Eier ausblasen, reiten. Der Weg dorthin führt über die R62, angeblich die längste Weinroute Südafrikas. Das haben sich die Jungs von der Tourismuswerbung fein ausgedacht. 50 km kommt nichts, dann ein kleiner Weinanbauort, dann wieder 50 km nichts. So kann man locker eine ordinäre Landstraße zu einer Weinroute in die Länge ziehen. Die Gegend ist aber auch ohne Weinanbau intensiv bewirtschaftet. Zahlreiche Farmer bieten auf Ständen an der Straße ihre Produkte an, wo wir uns mit Trockenobst für den Rest der Reise eindecken. Am Nachmittag trudeln wir schließlich in Oudtshoorn ein. In der ganzen Stadt sieht man überall Plakate vom “Kango-Marathon”. Vielleicht hätten wir da mal näher drauf schauen sollen. Der Marathon ist morgen vormittag! Die Stadt ist voll mit Läufern und ihrer Entourage. Das Camp leider auch. Freundlicherweise ruft man für uns bei einem anderen Camp 20 km außerhalb der Stadt an. Da wäre noch reichlich Platz. Wir sollen immer dem Schild “Bärchuuurrrt” folgen. “Wohin?” “Bärchuuurrrt!” Das “ch” wie in “Bach”, das “u” betont und lang, das “r” hart gerollt. Buchstabiert sieht es einfacher aus. “Bergoord”. Also fahren wir wieder aus der Stadt, doch es kommt kein Schild “Bergoord”. Statt dessen campen seltsamerweise überall neben der Straße Soldaten. Erst später wird uns klar, dass sie die Getränke- und Verpflegungsdepots für den morgigen Marathonlauf bewachen. Nach einer halben Stunde erfolglosen Suchens sehen wir ein Schild zum “Kango Mountain Holiday Resort”. Vielleicht haben die ja auch noch etwas frei, dann brauchen wir nicht mehr herumzusuchen. Wenige Kilometer später sind wir da. Und was steht am Eingang? “Bergoord”. Vielleicht gab es noch andere Gäste, die mit “Bärchuuurrrt“ Schwierigkeiten hatten. Das Resort ist ziemlich groß und grün, weitgehend leer und angenehm kühl. Jetzt hoffen wir nur, dass uns die Marathonläufer morgen früh keinen Strich durch die Rechnung machen und wir Stunden lang nicht von hier weg kommen. Samstag, 26.2.11 (Camp Karoo NP, Beaufort Wes): Marathonläufer sind wohl Frühaufsteher, was bei den zu erwartenden Temperaturen sicher kein Fehler ist. Jedenfalls ist alles schon gelaufen, als wir an der Straße sind, im wörtlichen Sinne. Die für den Marathon namensgebenden Kango-Höhlen liegen nur wenige Kilometer weiter. Wir waren hier vor vielen Jahren schon mal und haben aus Versehen eine so genannte Abenteuer-Tour mitgemacht. Auf der mussten wir uns auf dem Bauch liegend gegenseitig durch 25 cm hohe Tunnel schieben und im Entengang oder auf allen Vieren durch niedrige Gänge krabbeln. Anette erinnert sich dessen und verzichtet auf eine Wiederholung, Wolfgang macht eine normale Tour, für Rentner angemessen. Das Höhlensystem ist viele Kilometer lang und nur ein sehr kleiner Bereich für Besucher zugänglich. Der größte Teil ist nach einer Filmexpedition wieder komplett verschlossen worden, um die Höhle unverändert der Nachwelt zu hinterlassen. Früher fanden in der größten Halle sogar Konzerte mit über tausend Besuchern statt, doch einige von ihnen konnten es nicht lassen, sich als Souvenir einen kleinen Stalagmiten abzuschlagen. Das ist glücklicherweise heute unterbunden, statt dessen wird man auf breiten Wegen bequem von Halle zu Halle geführt. Für die Weiterfahrt in den Karoo Nationalpark werden wir den direkten Weg über den Swartbergpass nehmen. Die Passstraße ist zwar sehr steil, schmal und nicht asphaltiert, bietet dafür aber tolle Ausblicke. Erst oben auf der Passhöhe in gut 1500 m ahnt man, mit wie viel Aufwand das Sträßchen in den Felsen geschlagen wurde. Der weitere Weg ist wenig spektakulär, wenn man mal davon absieht, dass wir oben auf dem Pass eine volle Wasserflasche auf den Küchenschrank gestellt und beim Losfahren vergessen haben. Mit offenem Verschluss! 60 Kilometer später stand sie zu unserer großen Verblüffung immer noch da. Wie sie sich in den Kurven festgehalten hat, bleibt uns ein ewiges Rätsel. Der Karoo Nationalpark schützt eine sehr schöne Berg- und Halbwüstenschaft. Die Farmer hatten in der Vergangenheit alle Tiere, die gefährlich werden können, abgeschossen. Jetzt wurden wieder Löwen und Nashörner angesiedelt und man hofft, dass sie sich vermehren. Von den Tieren sehen wir nur indirekt etwas. Denn im Gegensatz zur früheren “löwenlosen” Zeit mussten jetzt alle Außengrenzen und die Camps raubtiersicher gemacht werden. Deshalb ist jede Durchfahrt mit einem automatischen Tor ausgestattet. Damit nicht aus Versehen auch mal ein Löwe in das Camp spaziert, sind auf dem Boden vor den Toren elektrische Drähte gespannt, über die man zwar fahren, aber besser nicht laufen sollte. Hightech in der Wildnis. Mal sehen, wann die Löwen begriffen haben, dass sie mit einem großen Sprung problemlos drüber kommen. Sonntag, 27.2.11 (Camp Karoo NP, Beaufort Wes): Am Morgen spricht uns eine “Ereveldwogterin” an und empfiehlt uns, eine Runde über den Potlekkertjie-Ringweg und den Klipspringerpass zu machen. Wir wissen nicht, was ein “Potlekkertjie” ist, aber was “Ereveldwogter” sind, haben wir gelernt. Es sind Parkranger ehrenhalber, also Leute, die sich um die Entwicklung des Nationalparks verdient machen oder gemacht haben. Meist sind sie schon älter und haben die Zeit (und das nötige Kleingeld), sich im Park zu engagieren. Die Rundfahrt durch die Landschaft ist recht schön, aber mit der Zeit auch ein bisschen langweilig. Die Piste schlängelt sich 50 km zwischen den Hügeln hindurch und es gibt nur relativ wenige Tiere zu sehen. Der Nationalpark ist berühmt für seinen kalten Swimmingpool, was bei fast 40°C trotzdem sehr angenehm ist (wenn man sich erst einmal an das kalte Wasser gewöhnt hat). Und heute Abend kein Lagerfeuer mit Grill, sondern ein Besuch im Restaurant beim Sonnenuntergang mit Blick in die Berge. Montag, 28.2.11 (Homestead Camp, Addo Village): Jetzt wollen wir endlich mal richtige afrikanische Tiere sehen. Mit Rüssel. Wir kommen erst mittags weg, weil wir noch in einem Internet-Cafe waren, einkaufen und tanken mussten. 400 km weiter wartet der Addo Elephant Nationalpark, alles Asphalt. Unser Navigationssystem sagt uns, dass wir 18:59 Uhr dort ankommen werden. 19:00 Uhr wird das Tor geschlossen! Also Volldampf. Trotzdem schaffen wir es nicht, den vom Navi kalkulierten Termin zu halten, bergauf verlieren wir immer wieder Zeit. Als dann 100 km vor dem Park auch noch eine Piste beginnt, ist klar, dass wir es nicht mehr schaffen werden. Weit gefehlt! Navi-Steffi wusste offensichtlich, dass wir keinen Asphalt haben und hat eine entsprechend niedrige Geschwindigkeit eingerechnet. Doch wir sind schneller. Viel schneller! Die Piste ist in einem fast perfekten Zustand und wir gewinnen Minute auf Minute. Am Ende sind wir schon 18:30 Uhr am Eingang. Dort macht allerdings eine schlechte Nachricht alle Eile überflüssig. Ein Wohnwagenclub hat das Camp ausgebucht. Es ist also nichts mit einem kühlen Drink zum Sundowner mit Elefanten hinterm Zaun. Statt dessen finden wir 10 km außerhalb des Parks einen zwar sehr schönen, aber völlig elefantenlosen Platz. Dafür haben wir sehr nette Nachbarn, das ist ja auch etwas wert. Und morgen werden wir sicher Elefanten sehen, unsere ersten in diesem Jahr.
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