|
|||||||
Otavi, den 6.1.2008 Er läuft und läuft und läuft und läuft. Der neue Motor ist drin und schnurrt wie ein Kätzchen. Ok, er krakeelt eher wie ein Halbstarker, doch das haben luftgekühlte Motoren so an sich. Zwar hat er nicht mehr Pferde als der alte und ein paar Kinderkrankheiten müssen wir ihm auch noch abgewöhnen, doch das alles sind Kleinigkeiten. Seine Bewährungsprobe hat er bestens bestanden: die erste Testfahrt ging in einem Gewaltritt über 800 km an die angolanische Grenze. Es stand Spitz auf Knopf, eine Stunde vor Ablauf unserer Zollpapiere sind wir an der Grenze eingetroffen und konnten die Sache trotz eines widerspenstigen Zollbeamtens regeln. Jetzt genießen wir die entspannte Ruhe in einer wahren Luxuslodge mit allem Drum und Dran. Mit Pool, feinem Essen, tollem Chalet, sehr netten Leuten, vielen Tieren, blauem Himmel, 35°C. Neidisch genug? Sonst könnten wir noch ein paar Dinge drauflegen. Und über die harten Zeiten, die wir hatten, schweigen wir dezent. Liebe Grüße aus Afrika und die besten Wünsche für 2008 von Anette & Wolfgang |
|||||||
Tagebuch 23.11.2007 bis 6.1.2008 |
|||||||
Freitag, 23.11.07 (München): Das Arbeitskommando fliegt heute schon mal voraus. Wolfgang wird die nächsten beiden Wochen nutzen, den Bus für die Herztransplantation vorzubereiten, Anette kommt am 7.12. nach. Wenn alles fertig ist! Das war jedenfalls ihre hinterlistige Planung. Ist aber dumm gelaufen, denn der Motor schwimmt noch irgendwo in der Nordsee und wird erst ein paar Tage später als Anette eintreffen. Samstag, 24.11.07 (Windhoek): Der Flug ist problemlos, die Landung pünktlich um 8 Uhr morgens in Windhoek. Beide Gepäckstücke sind auch da. Wir hatten nette Briefe an die Sicherheitsleute in die Koffer gelegt, damit sie verstehen, warum Touristen alte Autoteile mit in den Urlaub nehmen, doch sie haben diesmal gar nicht reingeschaut. Oder sie kannten uns schon. Beim letzten Mal fanden wir ein freundliches Schreiben der Sicherheitsbehörden in den Koffern, wegen “amtlicher Öffnung und Nichtentnahme von Teilen”. Der erste Weg führt traditionell vom Flughafen direkt auf die Terrasse von Elsbeth und Bapti, Anettes Windhoeker Verwandten. Großes Hallo und Austausch der letzten Neuigkeiten. Das Wichtigste: die Regenzeit hat noch nicht begonnen und wird wohl auch noch bis Weihnachten warten. Das Angenehmste: wir dürfen den Bakkie der beiden benutzen, das ist ein Geländewagen mit Ladefläche und Dach drüber, denn unser Bus wird ohne Motor ziemlich unbeweglich sein. Mittags ist Wolfgang am Container und nach Anschließen der Batterien macht der Motor, was er soll. Er ist ja eigentlich noch in einem guten Zustand, doch innen drin ist eine Kleinigkeit faul, so dass er Probleme mit dem Öldruck hat. Bei den hiesigen Temperaturen kann das schnell zum Totalinfarkt führen. Deshalb die vorsorgliche Transplantation. Am Abend steht der Bus in der Arebbusch Lodge am Rande Windhoeks, für uns eine vertraute Umgebung. Sonntag, 25.11.07 bis Freitag, 30.11.07 (Windhoek): Die Arbeit geht recht gut voran, wenngleich noch nicht am Motor, denn der kommt erst raus, wenn der neue wirklich im Anmarsch ist. Auch die Sorgenkinder vom letzten Mal, der Kühlschrankkompressor und die Solarzelle, arbeiten klaglos. Unser Motor bewegt sich nun auch in Richtung Walvis Bay. Heute kam die Nachricht von der Spedition, dass der Dampfer Lissabon verlassen habe. Jetzt dauert es noch 12 bis 14 Tage bis zur Anlandung. Samstag, 1.12.07 bis Donnerstag, 6.12.07 (Windhoek): Die gute Nachricht: der Dampfer schwimmt noch und der Kapitän hat sich nicht verfahren. Die schlechte: wenn der Kahn tatsächlich am 12. anlegt, kriegen wir den Motor frühestens am 14. aus dem Zoll (das ist dummerweise auch noch ein Freitag). Wir müssen ihn übers Wochenende zum Laufen kriegen, um am Montag ins 800 km entfernte Angola aufzubrechen und spätestens am Dienstagabend an der Grenze zu sein. Dann laufen unsere Zollpapiere ab. Also eine ganz normale Rallye. Leider kann uns niemand sagen, was passiert, wenn wir zu spät kommen. Die Schätzungen gehen von Beschlagnahme des Autos (weil Zollvergehen) über Geldstrafe zahlen (verhandelbar) bis hin zu “das Ablaufdatum interessiert den Zoll überhaupt nicht”. Es hängt letztlich vom jeweiligen Zöllner ab. Also gut, werden wir halt Rallye fahren, die wechseln ihre Motoren ja auch in ein paar Minuten. Und noch eine schlechte Nachricht: der Zusatzölkühler und -filter, mit dem wir dem neuen Motor etwas Gutes tun wollten, passt auch mit Gewalt nicht an den geplanten Platz. Da war Wolfgang ein wenig zu optimistisch. Nach ein paar Tagen Probieren, Herumfragen und Stöbern in den einschlägigen Geschäften macht’s Pling und die Lösung ist da. Den richtigen Tipp fürs richtige Geschäft bekommen, den richtigen Fachmann getroffen und schon liegt das alle Probleme lösende Teil auf dem Tresen. In Top-Qualität, für ein paar Euro. In einem Anflug von Übermut fragt Wolfgang auch noch nach einem anderen Teil, für das er sich in Deutschland vergeblich die Hacken abgelaufen hat. Es geht um einen sehr speziellen dicken Schlauch, der zum Tank führt und, wenn er nach 30 Jahren undicht werden sollte, das Auto in eine Brandbombe verwandeln kann. Alle Fachgeschäfte einschließlich VW haben nur mit den Schultern gezuckt und es als aussichtslos erklärt. Und hier? Wie viele Meter brauchen Sie denn? Wieder nur ein paar Euro! Wenn jetzt noch der Motor käme... Freitag, 7.12.07 (Windhoek): Heute geht’s für Anette los. Geplant waren zwei Koffer, tatsächlich sind es fünf. Fünf!!! Sicherheitshalber sind wohl noch die Möbel mitgekommen. Samstag, 8.12.07 (Windhoek): Die LTU hat freundlicherweise 90 Minuten Verspätung (vermutlich wegen des vielen Gepäcks), so landet die Maschine nicht schon um 8 Uhr morgens. Zum Glück ist der Bakkie ein kleiner Laster und wir bekommen das bescheidene Gepäck auch hinein. Kaffeetrinken auf der Terrasse bei Baptis, ein bisschen Einkaufen und raus zur Arebbusch Lodge. Heute lassen wir es ruhiger angehen, Anette muss sich erst noch an die hier üblichen 35 bis 38° gewöhnen. Morgen früh sind es angenehme 20°. Sonntag, 9.12.07 (Windhoek): Wir wissen zwar immer noch nicht genau, wann das Schiff eintrudelt, doch wir gehen einfach mal davon aus, dass es in der kommenden Woche passieren wird. Der Chef der Spedition hat uns freundlicherweise angeboten, für den Motorwechsel seine Halle zu benutzen. So brauchen wir nicht vor unserem Container in der prallen Sonne im Staub herumzukrabbeln, sondern haben einen festen Boden und Schatten. Und im Falle eines Falles auch seine Werkstattausrüstung und seine Leute. Am Nachmittag ziehen wir um, bocken den Wagen auf und beginnen mit dem Ausbau des Motors. Doch das ist eine ganz eigene Geschichte. Montag, 10.12.07 bis Montag, 17.12.07 (Windhoek und Walvis Bay): Eine Woche des Schraubens. Erst auseinander, dann wieder zusammen. Dazwischen fahren wir mal kurz 400 km nach Walvis Bay, um den neuen Rumpfmotor aus dem Hafen zu holen. Aus ihm und den angebauten und überholten Teilen des alten Motors wird dann unser neues Prachtstück. Pünktlich zum sonntäglichen Kaffeetrinken gibt er sein erstes Lebenszeichen von sich und bald darauf ist er auch dicht. Eine kurze Testfahrt zeigt: er ist fertig für die Bewährungsprobe, 800 km nach Angola. Nachdem wir uns am Montag von allen verabschiedet und den Bakkie zurückgegeben haben, verlassen wir am späten Nachmittag Windhoek. Endlich. Es ist ein feines Gefühl, den Neuen hinten arbeiten zu hören. Wir werden ihn in den nächsten Tagen vorsichtig an seine neue Rolle gewöhnen. Kurz nach Einbruch der Dunkelheit landen wir auf einer kleinen Farm zu unserer ersten Nacht on Tour. Dienstag, 18.12.07 (Oshikango): Viel Zeit zum Ausschlafen haben wir heute nicht. Als kleine Morgengymnastik werden schnell die Ventile und die Zündung eingestellt und kurz vor 9 Uhr dreht sich der Zündschlüssel. Heute müssen 600 km unter die Räder, 17 Uhr wollen wir an der Grenze sein. Um 18 Uhr wird dort das Licht ausgemacht und wir wollen vorher noch unsere Stempel haben. Anfangs trauen wir uns noch nicht so richtig, aufs Gaspedal zu treten, doch allmählich wird der Neue immer flotter. Es macht richtig Spaß. Tatsächlich sind wir pünktlich an der Grenze. Es ist ein riesiges Gedränge, denn halb Angola wird über diesen Grenzübergang versorgt. Jeder hat ein paar Säcke, Taschen, Beutel, Koffer dabei. Wie wir hörten, werden auf diese Weise ganze Lkw-Ladungen auf viele Leute aufgeteilt und über die Grenze getragen, denn der einzelne Sack Zement ist nicht zollpflichtig, eine volle Lkw-Ladung schon. Wolfgang stürzt sich ins Gedrängel vor dem Zollschalter, um die nötigen Stempel in unsere Carnets zu bekommen. Ohne gültige Stempel in diesen Zollgarantien darf man hier nicht herumfahren. Damit beginnt, ohne dass wir das jetzt schon wissen, eine 19-stündige Odyssee zwischen den Behörden, doch das ist schon wieder eine ganz eigene Geschichte. Da es heute mit dem Stempel nichts mehr wird, werden (müssen) wir auf dem Parkplatz zwischen Zoll und Einwanderungsbehörde übernachten und werden dabei bestens von Polizei und Militär bewacht. Mittwoch, 19.12.07 (Farm Sachsenheim): Nach einigem Hin und Her haben wir endlich unsere Stempel. Es ist kurz vor 12 Uhr. Jetzt nichts wie weg aus dem Trubel. Gut 200 km zurück liegt vor den Toren des Etosha-Nationalparks die Farm Sachsenheim. Der richtige Ort, um den Urlaub zu beginnen. Auf dem Weg dorthin wird uns bei einer Straßenkontrolle das gerade eingekaufte Fleisch wieder abgenommen. Das wird ein schöner Grillabend für die Polizisten. Der tiefere (und leider auch richtige) Grund: in Nordnamibia herrscht die Maul- und Klauenseuche und aus Sicherheitsgründen darf kein Frischfleisch mit in den Süden genommen werden. Eigentlich hätten wir es wissen müssen. In Sachsenheim angekommen, sind wir leicht entsetzt. Bisher waren wir fast immer die einzigen Gäste, jetzt ist es fast so voll wie an der Grenze. Allein die größte Gruppe besteht aus 13 Geländewagen mit 45 Leuten. Wir klemmen uns auf ein Stück schattenlose Wiese und genießen den Abend. Da aus dem Selbergrillen nichts geworden ist, landen wir zusammen mit unseren Platznachbarn im Restaurant am Pool. Donnerstag, 20.12.07 bis Sonntag, 23.12.07 (Farm Sachsenheim): Faulenzen ist angesagt. Na ja, nicht so richtig, weil wir in der Hektik der letzten Wochen doch Etliches vor uns hergeschoben haben. Und auch am Auto gibt es noch ein paar Kleinigkeiten. Alles nichts Aufwändiges, doch die Menge macht’s. Zudem lässt uns Gerd, der Farmbesitzer, unter einem großen alten Kameldornbaum abseits des Trubels einen Platz freihacken. So haben wir zwar keinen Rasen mehr, sondern weichen Sand, aber dafür unter der tiefhängenden Krone viel Schatten zu jeder Tageszeit, viel Platz und viel Ruhe. Tagsüber sind es immer zwischen 33 und 35°C, morgens 10° weniger. Wir lassen es gemächlich angehen. Abends gibt es ein nettes Feuerchen mit einem Stück maul- und klauenseuchenfreien Fleisches. Am ersten Abend haben wir den Fehler gemacht, mit dem Feuer zu warten bis es etwas kühler wird. Pünktlich, als alles auf dem Teller lag, kamen die ungebetenen Gäste. Tausende von schmetterlingsgroßen fetten Motten, die zur Zeit eine Plage in ganz Namibia sind, aber hier besonders. Sie haben ein Faible für Rotwein und Grillsaucen. Unter diesen Umständen wären keine Zivilisationen entstanden, die mit Messer und Gabel essen. Eine Hand braucht man zur Verteidigung, doch die Biester sind verdammt schnell. Am besten, man wartet bis sie sitzen und schnippt sie dann mit der Gabel weg. Mottengolf. Doch auch Opferrituale sind wirkungsvoll. Ein Teller, dünn mit Grillsauce bestrichen und weit weg aufgestellt, bindet die feindlichen Kräfte. Konsequenterweise verschiebt sich unser Abendessen auf die Zeit vor Sonnenuntergang, denn darauf sind die Biester nicht vorbereitet. Wenn Du sie nicht besiegen kannst, verwirr sie. Leider ist unsere Hauskatze als Mottenkiller ein völliger Versager. Stattdessen erwartet sie von uns jeden Morgen und Abend eine ordentliche Mahlzeit und tagsüber ein ruhiges Plätzchen zum Schlafen. Ein Teller Milch möge bitte zu allen Mahlzeiten gereicht werden. Montag, 24.12.07, Heiligabend (Etosha Nationalpark): Jetzt sind wir schon fast eine Woche in der Nähe der Etosha-Pfanne, heute wollen wir auch rein. Das Etosha-Empfangskomitee ist vollzählig versammelt, obwohl heute Heiligabend ist. Tiere zu finden, ist zur Zeit nicht sehr schwierig. Da noch nicht viel Regen gefallen ist, brauchen wir uns nur an die einschlägigen Wasserlöcher zu stellen und etwas Glück zu haben, dann stehen sie vor uns. Gleich auf den ersten Kilometern läuft uns eine Herde Elefanten mit Kindern über den Weg und treibt uns ein Stück vor sich her. Wir halten Respektsabstand, denn Kühe mit Jungen können ziemlich unfreundlich werden. Zudem haben wir uns angewöhnt, wenn wir Tiere vor uns beobachten, auch immer die Rückspiegel im Blick zu behalten, damit wir nicht plötzlich in die Zange genommen werden. Am Nachmittag sehen wir zwar einen Löwen und später auch eine Hyäne, doch beide zu weit weg, um interessant zu sein. Auf dem Rückweg taucht neben uns ein einsames Spitzmaulnashorn auf. Es ist entweder psychisch gestört oder angebunden oder will uns verblüffen. Jedenfalls trabt es stoisch immer im Kreise und wir begreifen nicht, warum? Normalerweise sind die Tiere ziemlich aggressiv und stürmen auf alles los, was ihnen in den Weg kommt, auch auf Elefanten und Autos. Ihre schlechten Augen verhindern meistens, dass sie bei ihren Angriffen etwas treffen. Doch dieses hier joggt immer nur im Kreise. Nachdenklich verlassen wir den Park, wir werden die Gründe wohl nie erfahren. Derweil lacht sich das Nashorn vermutlich ins Fäustchen... Es war ein sehr schöner Heiligabendausflug, doch den ganzen Tag nach Tieren Ausschau zu halten, ist auch ziemlich anstrengend. Gut, dass jetzt die Feiertage kommen und wir nicht arbeiten müssen. Dienstag, 25.12.07 bis Freitag, 28.12.07 (Farm Sachsenheim): Weihnachtsurlaub, jedenfalls ein bisschen. So richtiges Nichtstun wird es nicht, das wäre uns zu langweilig. Doch die Temperatur verhindert großartige Aktivitäten, von Swimmingpool- und Restaurantbesuchen einmal abgesehen. Die Entspannung ist so groß, dass Anette eines Abends die Zahnpasta auf die noch eingepackte Zahnbürste drückt und ein paar Tage später ihre Lesebrille auf Nimmerwiedersehen verlegt. Ein anderes Pärchen lädt uns auf ein Glas Rotwein ein und so ganz nebenbei stellt sich heraus, dass sie die Vorsitzende eines Globetrotterclubs ist, in dem wir Mitglied sind. Peinlicherweise kannten wir nicht einmal ihren Namen, weil uns die Vereinsmeierei nicht so besonders interessiert. Es waren aber trotzdem nette Leute, die sich hier auch ziemlich gut auskannten. Samstag, 29.12.07 (Halali/Etosha Nationalpark): Genug Sachsenheim, genug Entspannung. Noch mal nach Etosha. Obwohl die Parkverwaltung die Preise für die Camps im letzten halben Jahr einfach mal verdoppelt hat, ohne wirklich mehr zu bieten, wollen wir eine Nacht im Park verbringen. Zwar im schlechtesten der drei Camps, aber das hat die beste beleuchtete Wasserstelle. Inzwischen kosten Eintritt und Camping für zwei Personen fast 60 Euro am Tag. Viele Leute boykottieren den Park und machen nur noch Tagesbesuche, wie wir am Heiligabend, denn die Preise sind vor allem für die Einheimischen unverschämt hoch. Für viele ist das ein Monatsverdienst. Jetzt in der Hochsaison fällt der Boykott noch nicht richtig auf, weil es genügend Europäer gibt, die solche Preise für normal halten, doch in der Nebensaison wird es sicher spürbar leerer werden. Und in den Camps vor den Toren des Parks voller. Die privaten Camps kosten nur ca. ein Drittel und bieten zudem ganz erheblich mehr. Unabhängig von den Wucherpreisen bleibt es trotzdem ein phantastischer Nationalpark und wir genießen ihn. Kaum sind wir da, geht der erste große Regen der Saison runter. Wir hatten sooo ein schönes sauberes Auto... In Halali, so heißt unser Camp, trieben sich früher immer Honigdachse herum, die nachts unter großem Getöse die Mülltonnen umstülpten. Die scheinen wohl vertrieben zu sein. Doch das Wasserloch ist wie eh und je. Man sitzt leicht erhöht auf einem angenehm warmen Felshang und hat die Tränke vor sich. Kaum sind wir da, wagen sich zwei Nashörner aus dem Dickicht und laufen unmittelbar vor uns um das Wasser herum. Sehr majestätisch. Vielleicht hat der Kreisläufer von Heiligabend genau das geübt. Es ist abends immer noch recht warm, doch wozu gibt es hier einen großen Pool? Nein, nicht das Wasserloch, ein richtiger. Sonntag, 30.12.07 (Khorab Lodge/Otavi): Wir haben heute Abend einen Platz in der Khorab-Lodge reserviert, wo wir uns ein paar Tage von diesem Stress erholen wollen. Vorher werden wir noch ein paar Stunden im Park herumfahren, vielleicht sehen wir ja noch etwas Interessantes. An einer Stelle kann man ein Stück in die riesige Pfanne hineinfahren, um dann ringsum nichts als platte Ebene bis zum flimmernden Horizont zu haben. Plötzlich hält neben uns ein Fahrzeug, zwei Leute steigen aus und fragen uns “Wie seid Ihr denn mit dem Panzer bis hierher gekommen?“ Als wir gerade ein Loblied auf die alte VW-Technik anstimmen wollen, winken sie ab und lachen. Es sind ehemalige Entwickler von VW-Wolfsburg, die schon bei der Konstruktion unseres Busses mitgemacht haben und sich freuen, ihr früheres Baby noch in Betrieb zu sehen. Die Etosha-Elefanten halten zum Abschied noch ein nettes Schauspiel für uns bereit. Sie lieben es, sich mit kalkigem Schlamm vollzuspritzen und sehen danach aus wie weiße Riesen. Und die anderen Tiere müssen die aufgewühlte Brühe trinken. Es ist ziemlich heiß, ein müder Löwe am Wegesrand sieht das ebenso und döst unter einem Busch. Wir bewegen uns allmählich Richtung Ausgang. Zur Khorab-Lodge sind es von dort noch 300 km auf Asphalt oder 220 km auf Piste. Wir entscheiden uns für die richtige Straße, da weiß man, was man hat. Pisten können alles sein zwischen Autobahn und frisch gepflügtem Acker. Viel mehr als 70 km/h sind selten drin, es geht leicht bergauf mit Gegenwind. Der Zufall, oder die Dummheit, wollen es, dass wir uns unbemerkt verfahren und plötzlich auf einer hervorragenden Piste stehen. Umkehren und gut 200 km Asphalt nehmen oder geradeaus über 160 km Piste? Geradeaus! Sie ist phantastisch, bestens gepflegt und führt durch eine abwechslungsreiche Hügellandschaft. In den drei Stunden begegnet uns nur ein einziges Auto, aber unzählige Warzenschweine und vor allem Kudus, die zum Sonnenuntergang herauskommen. So viele haben wir noch nie gesehen und sind froh, bei Einbruch der Dunkelheit in Khorab anzukommen. Den Kudus möchten wir nicht in die Quere kommen, jedes Jahr gibt es hier etliche tödliche Unfälle, meist nachts. Großes Hallo in Khorab. Wir überlassen unser reserviertes Camp einer siebenköpfigen Familie aus Malawi und ziehen in ein schönes Chalet um. Mitten im Grünen, direkt am Pool. Eine idyllische Umgebung mit vielen Tieren. Montag, 31.12.07 Sylvester (Khorab Lodge/Otavi): Hier in Otavi, einer früheren Kleinstadt, heute ein größeres Dorf, dürfte Sylvester nicht allzu viel los sein, zumal Feuerwerkskörper in Namibia wegen Brandgefahr verboten sind. Wir genießen das Sylvesterdinner in der Khorab Lodge zusammen mit einigen anderen Gästen und den Angestellten und stoßen eine Stunde vor Deutschland auf das neue Jahr an. Das wirklich Grausame an diesem Abend sind die Sylvestersendungen von ARD und ZDF, die man hier über Satellit empfangen kann und die die Afrikaner hoffentlich nicht für typisch deutsche Kultur halten. Dienstag, 1.1.08 bis Sonntag, 6.1.08 (Khorab Lodge/Otavi): Da wir immer noch nicht richtig sauber schalten können, geht es unters Auto. Die Diagnose: die Kupplung trennt nicht richtig. An sich müsste jetzt der neue Motor wieder raus, um nachzusehen (neiiiin), doch Wolfgang überredet einen alten Zelthäring, für die nächste Zeit als Zusatzfeder für die Kupplung zu dienen. Testfahrt. Passt. Ansonsten haben wir stressvolle Tage zwischen Swimmingpool, Chalet, Restaurant, Bar und Camp, doch wir sind ja gut erholt und halten das aus. Selbst der überraschende Besuch zweier junger Leute am Sonntagnachmittag wirft uns nicht aus der Bahn. Nur als plötzlich einer am Lenkrad sitzt, werden wir nachdenklich... |