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Tagebuch 30.12.2004 bis 17.1.2005 |
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Donnerstag, 30. / Freitag, 31.12.04 Na endlich, wir sind in der Luft! Mit uns fliegen 130 kg Gepäck (1/2 Auto und 2x Wäsche zum Wechseln). Der Flug ist eher unspektakulär (nachts sieht man halt nix) und Anette hat sich so Einiges noch mal durch den Kopf gehen lassen. Vor allem das Abendessen. Die Tüten sind tatsächlich dicht. Das hatten wir auch noch nie getestet. In Windhoek erwartet uns liebe Verwandtschaft und wir fühlen uns gleich wie zu Hause. Ist nur 40° wärmer als in München. Unser Bus wurde 1 1/2 Jahre im fast luftdichten Container gegrillt. So roch er auch. Rauchen strengstens verboten. Nach dem das Benzinaroma verflogen war, sah es aber richtig gut aus. Container nicht zugewuchert, keine Wanderameisen drin, nix verschimmelt oder moderig, nicht mal staubig und sogar noch richtig Luft in den Reifen. Auch die Batterien geben noch ein Lebenszeichen von sich. 2005 kann kommen, wir sind hundemüde. Samstag, 1.1.05 Neujahr ist hier zwar Feiertag, aber Wolfgang findet das Ausbauen von Vorderachsen viel spannender. Bei 34°C im Schatten. Doch unsere Sonnenmarkise wirkt Wunder, vor allem gegen die an sich recht angenehmen Regenschauer. Sonntag, 2.1.05 Wie gestern. Die Achse ist fast raus, bis auf zwei dicke widerspenstige Bolzen. Und es regnet. Treffen sich zwei Namibianer: "Na, wie war das Wetter bei Euch?". "Phantastisch, wir hatten 20mm!". Wir hatten heute zwar nur 11mm Regen, was so gerade eben die tägliche Verdunstung ersetzt. Trotzdem, der Boden freut sich. Montag, 3.1.05 Die Bolzen wehren sich noch immer. Unsere Machtmittel sind aber noch nicht ganz erschöpft. Heut' waren es 38°C. Wir haben uns schon ein wenig daran gewöhnt. Anette sucht ein Kleid. Findet nichts. Kauft eine Bluse. Dienstag, 4.1.05 Der erste Bolzen hat gleich frühmorgens kapituliert. Auch die Erneuerung der Bremsen macht Fortschritte. Und die Achse sieht auch schon ganz gut aus. Hier hatten wir deutlich mehr Widerstand erwartet. Am späten Abend streckt auch der zweite Bolzen die Waffen. Gewonnen! Jetzt nur noch die neuen Teile einbauen und fertig. Anette sucht ein Kleid. Findet nichts. Kauft eine Tasche. Mittwoch, 5.1.05 Der Bus steht wieder auf eigenen Rädern! Außerdem hätte Wolfgang gewettet, dass der Motor nach 18 Monaten Stillstand und mit den alten, noch nicht nachgeladenen Batterie auf gar keinen Fall anspringt. Wette verloren! Nach zweimal fünf Sekunden orgeln lief er. Eigentlich technisch völlig unmöglich. Aber es ist halt ein Volkswagen ;-). Anette sucht ein Kleid. Findet nichts. Kauft einen Rock. Donnerstag, 6.1.05 Und er bewegt sich doch, unser Bus. Wird ja auch Zeit. Doch es sind noch viele Kleinigkeiten zu machen. Anette sucht kein Kleid. Findet auch nichts. Und kauft nichts!!!! Freitag, 7.1.05 Am Abend haben wir uns alle fein gemacht und in einem netten Restaurant mit schönem Blick über die immer noch weihnachtlich dekorierte Hauptstraße von Windhoek sehr gut gegessen. Es ist schon seltsam, wenn man bei nächtlichen 25°C auf bunt beleuchtete Schnee- und Weihnachtsmänner mit Rentierschlitten schaut. Ob Namibianer wirklich wissen, was ein Schneemann ist? Oder halten sie das für eine gemütlichen dicken Deutschen? Samstag, 8.1.05 Ziemlich faul gewesen. Anette hatte sich für den Urlaub vorgenommen abzunehmen. Wolfgang nicht. So ist's bis jetzt auch passiert. Nur umgekehrt. Sonntag, 9.1.05 Die Reparatur ist endlich vorbei! Heute haben wir klar Schiff gemacht. Alles, wirklich alles raus aus dem Bus, ordentlich sauber gemacht und geordnet wieder reingeräumt. Deshalb haben wir uns für diese Nacht auch ein Chalet gemietet, so dass wir das ganze Zeug sogar bei Regen ausbreiten können. Und regnen tut's zur Zeit eigentlich jeden Tag, doch meist bei vergnüglichen 30°C, das kann man gut aushalten. Montag, 10.1.05 Unser Haus ist fertig :-))))). Dienstag, 11.1.05 Abflug. Heute haben wir auch die entscheidende Frage beantwortet: links rum, rechts rum oder geradeaus? Links geht's nach Norden, da regnet's. Geradeaus geht's nach Osten in die Kalahari (endlich 'mal wieder Sand unter den Füßen). Und rechts geht's nach Süden und Kapstadt. Wir werden geradeaus fahren, also in die Sanddünen und dann in einem großen Bogen nach Kapstadt runter, weil da das Wetter zur Zeit auch am schönsten sein soll. Die Kalahari kannten wir bisher nur in drei Farbtönen: rot, gelb und grau. Jetzt kommt noch ein vierter dazu: grün. Es ist Wahnsinn, wie ein bisschen Regen die Landschaft verändern kann, sie wirkt richtig einladend. Ein herrlicher Kontrast zwischen dem roten Sand und dem frischen Grün. Manchmal fast wie englischer Rasen. Für europäische Augen sieht das alles vermutlich nicht sehr spektakulär aus, doch für uns ist der Unterschied zum gewohnten Anblick das Faszinierende. Am Abend finden wir ein schönes Plätzchen am Ufer des Olifantsrivier, dem Elefantenfluss. Elefanten gibt's hier schon lange keine mehr und fließen tut's hier grundsätzlich nur im Untergrund. Nur nach sehr starken Regen "geht der Rivier ab", wie man hier sagt, führt also für ein paar Stunden Wasser. Danach sieht es zwar im Augenblick nicht aus, wir stellen uns aber trotzdem lieber an den Hang. Mittwoch, 12.1.05 Am Vormittag war richtig schönes Wetter, wir sind deshalb erst am Mittag aufgebrochen und fahren ein wenig kreuz und quer durch die Dünenlandschaft mit dem vielen Grün. Im abgelegenen Dorf Aminius genehmigen wir uns etwas zu trinken. Das ist wahrscheinlich einer der trostlosesten Flecken Namibias, weit weg von der nächsten Straße, weit weg vom nächsten Supermarkt, weit weg von allem. Im Sommer nur heiß und staubig. Am Nachmittag kündigen tief hängende und dunkle Gewitterwolken heftige Unwetter an. Wir fahren Zickzack zwischen den Gewittern und können dem richtig großen Regen, der aus den Pisten sofort Schlammbahnen macht, erfolgreich ausweichen. Trotzdem, Regen in der Kalahari ist etwas ganz Besonderes. Wir beschließen, den Abend auf Harnas zu verbringen. Eine herrlich am Rande der Kalahari gelegene Farm mit einem netten Camp, Swimmingpool und einem guten Restaurant. Berühmt ist die Farm geworden, weil sie verletzte und verwaiste Tiere aller Art aufpäppelt und man hier die Chance hat, die Tiere aus nächster Nähe zu erleben. Soweit unser Plan. Das Ende des Tages sah aber ganz anders aus. (Näheres hier) Donnerstag, 13.1.05 Die Nacht war zwar nicht lang, aber wir haben sehr gut geschlafen und genehmigen uns morgens auch ein ordentliches und gemütliches Frühstuck. Eine Fahrtstunde weiter finden wir eine Gästefarm, die auch ein Camp hat. Wir sind die einzigen Gäste. Es gibt heiße Duschen und am Abend unser erstes richtiges Lagerfeuer dieses Jahr. Dummerweise haben wir beim Sammeln von Holz ausgerechnet das erwischt, was überhaupt nicht brennen will. Jetzt wissen wir auch, warum die anderen dieses Holz liegen gelassen haben. Dann eben nicht. Außerdem regnet's ein bisschen, so dass wir relativ schnell in den Buntkarierten sind. Die letzte Nacht ist doch nicht spurlos an uns vorübergegangen. Freitag, 14.1.05 Am späten Vormittag machen wir uns auf zur Botswana-Grenze. Normalerweise problemlos, so auch dieses Mal. Sehr freundliche Beamte auf beiden Seiten. Außerdem beschreiben uns die Zöllner die direkte Piste durch die Kalahari nach Süden. Schon im Zollbüro hatten wir zwei Kaufangebote für unser Auto. Das soll uns in Botswana noch etliche Male passieren. Nach der Grenze tanken wir. Neben uns fährt ein Esel-Vierspänner an die Zapfsäule. Als ich frage, ob die Esel Bleifrei oder Super nehmen, lacht der Kutscher nur und zeigt auf seine Reifen. Aha! Es sah trotzdem ulkig aus. Aus Routine fasse ich beim Tanken an unsere Räder, ob irgend etwas heiß ist - und verbrenne mir fast die Finger an der Vorderachse. Da ist 'was oberfaul. Ich hatte die Radlager gestern schon nachgestellt, weil ich den Eindruck hatte, dass sie zu locker gewesen wären, aber ich habe keine Ahnung, was mit den Dingern wirklich los ist. Sie sind zwar neu, aber sie benehmen sich äußerst merkwürdig. Was also tun? 400 km zurück nach Windhoek fahren, da liegen noch zwei komplette Radlagersätze? Oder weiter über den "Trans-Kalahari-Highway" nach Gaborone und Johannesburg? Da gibt's sicher welche zu kaufen, ist aber mehr als doppelt so weit. Die geplante Route über die Piste quer durch die Kalahari ist natürlich gestorben, denn wenn unterwegs etwas passiert und wir nicht mehr weiterkommen, dann ist auf dieser Strecke nicht mit Hilfe zu rechnen. Keine der beiden Alternativen klingt gut. Wir starten Richtung Gaborone und Johannesburg, weil da die Chancen größer sind, auch andere Ersatzteile zu bekommen, falls es nicht die Radlager sind. Langsam fahren ist angesagt, Tempo 50 auf einer hervorragend ausgebauten Straße. Alle 10 km ein Griff an die Vorderräder. Alles "normal" heiß? Weiter. Am Abend gibt's plötzlich erbärmliche Geräusche von der Vorderachse, kaum 200 km von der Grenze weg. Klingt überhaupt nicht gut. Der Rest des Abends und der nächste Vormittag sind ebenfalls eine eigene Geschichte. Samstag, 15.1.05 Der Vormittag ist noch mit Reparatur, einpacken, waschen und frühstücken ausgefüllt. Dann geht's zügig nach Süden. Und nicht mehr alle 10 km an die Radlager fassen, ob sie Fieber haben. Tolles Gefühl!!! Nach einer Stunde Fahrt steht unser Kilometerzähler auf exakt 200 000. Wir verschweigen am besten, wie wir gestern über die Karre geflucht haben (und über Wolfgangs Dummheit, dass er die falsch gelieferten Teile auch noch unbesehen eingebaut hat), aber jetzt haben wir uns wieder versöhnt. Noch 'ne Stunde weiter geht's über den südlichen Wendekreis und damit für die nächsten Wochen 'raus aus den Tropen. Die Nacht verbringen wir in der Nähe einer großen Tankstelle zwischen den LKWs. Es ist angenehm kühl und sehr ruhig. Es hat auch etwas, 'mal wieder unter Menschen zu sein. Zudem bekommen wir die nächsten Kaufangebote für unser Auto. Wenn die Leute wüssten, dass unser Bus auf 1000 km vier Radlager frisst ... Uns sind drei Dinge in Botswana besonders aufgefallen: Die Leute sind selbst am Sonntag dabei, sauber zu machen und die Straßen zu reinigen. Immer wieder sieht man auf den Fernstraßen Streckenkontrolleure, die per Fahrrad nach dem Rechten sehen. Zum zweiten sind in den Städten von zehn Botswanern mindestens fünf dabei, mit dem Handy rumzufummeln. Das ist hier die ganz große Nummer. Und drittens sind die Menschen ungewöhnlich offen, freundlich und hilfsbereit. Nicht, dass die anderen Länder unfreundlich wären, aber hier ist's noch eine Extraportion freundlicher. Sonntag, 16.1.05 Es ist nicht mehr weit bis Gaborone. Unterwegs schauen wir uns noch die frühere Missionsstation von David Livingstone an, der hier offensichtlich sehr verehrt wird (wie wir es auch schon in Zambia und Tansania erlebt hatten). Kurz nach Mittag landen wir in der Mokolodi Nature Reserve bei Gaborone. Wir sind die einzigen Gäste. Rings um uns wunderschöne Natur, auch Tierchen, aber keine gefährlichen. Wir kaufen ein ordentliches Stück Fleisch (die Supermärkte sind hier auch am Wochenende offen) und genießen am Abend das T-Bone-Steak vom Grill und dazu noch etwas Gutes zum Trinken, so kann es weitergehen. Unser Platz hat auch eine Dusche unter freiem Himmel, die man allerdings erst selber mit Holz anheizen muss. Komfort im Busch. Beim Duschen Tiere beobachten. Am Nachmittag sehen wir unsere ersten Elefanten dieses Jahr. Asiatische zwar, wie wir später erfahren, und ziemlich zahm, aber ein Anfang ist gemacht. Außerdem laufen hier Leoparden herum, doch die Ranger versichern uns, dass sie nicht in die Camps kämen. Hoffentlich halten die sich dran, denn Leoparden begegnen wir lieber im Auto sitzend. Montag, 17.1.05 Wir haben neue Radlager und eingebaut sind sie auch. Anette hätte am Abend gerne Flügel gehabt, denn am Lagerfeuer flitzte eine große Jagdspinne über den Boden. Seitdem wollte sie ihre Füße nicht mehr auf die Erde setzen. |