Geschicht(ch)en, die in Erinnerung bleiben

14.1.05, Westbotswana/Kalahari

Und noch eine Nacht ...

Irgendwie hat die Kalahari dieses Jahr etwas gegen uns. Vor zwei Tagen die Nachtfahrt durch den Sand und jetzt, pünktlich zum Einbruch der Dunkelheit, das quietschende Radlager. Egal, runter von der Straße, um ein Plätzchen zu finden, wo wir uns die Sache 'mal anschauen können. Prompt sitzen wir richtig im Sand fest. Besser hinschauen wäre gut gewesen. Aber der Trick mit dem niedrigen Reifendruck wirkt auch hier und wir stehen schließlich auf einer festen ebenen Fläche abseits der Straße.

Auto hochgebockt, Rad runter und dann kommt uns im Taschenlampenlicht die Bescherung schon entgegen. Das Radlager haben wir zum großen Teil schon zermahlen, es kommen nur noch Trümmerstücke 'raus. Damit konnte das Auto keinen Meter mehr fahren.

Plötzlich dreht ein Fahrzeug, das gerade vorbeigefahren war, um und hält in der Nähe. Uns ist irgendwie unwohl. Zwei junge Männer kommen rüber und fragen, ob wir Hilfe brauchen, sie hätten uns stehen sehen. Sie arbeiten auf einer Viehstation, ein paar hundert Kilometer entfernt, dort gäbe es auch eine Werkstatt.

Ist doch schön zu wissen, dass man trotz der totalen Einsamkeit hier draußen nicht wirklich allein ist.

Ab jetzt machen wir unser Licht aus, wenn einer vorbeifährt, denn mit einem neuen Radlager kann uns sicher keiner weiterhelfen.

Mit Gewalt operieren wir die Reste des alten Lagers heraus und auch das zweite Lager auf dieser Seite kriegen wir frei. Merkwürdigerweise sieht es fast wie neu aus.

Da wir für eine Seite neue Radlager als Ersatzteile dabei haben, bauen wir sie ein. Dabei stellen wir fest, dass die Dinger unterschiedliche Maße haben. Das heißt, wir hatten die falschen Lager drinnen!!!!! Das eine war zu groß und das andere hat dessen Arbeit mit übernehmen müssen. Kein Wunder also, dass es in die Knie gegangen ist.

Jetzt passt die Geschichte zusammen. Die nächtliche Sandfahrt neulich hat den Dingern den Rest gegeben.

Kurz vor 23 Uhr sind wir mit der einen Seite fertig und morgen kommt die andere dran.

Wir fallen beide todmüde ins Bett.

Am nächsten Morgen geht die zweite Seite ganz leicht raus, das Lager, was zu groß ist, kriegt eine Bandage aus dünnem Blech, so dass es jetzt (fast) richtig sitzt. Nach zwei Stunden ist der Spuk vorbei.

In der Zwischenzeit haben etliche vorbeifahrende LKWs gehupt und uns ihre Hilfe angeboten. Ein Teil von denen kannte uns wohl schon aus Windhoek. Jedenfalls ist es ein schönes Gefühl, im Notfall auch auf fremde Hilfe zurückgreifen zu können.

Und es ist ein noch viel besseres Gefühl, frisch gewaschen und gefrühstückt im Auto zu sitzen und ziemlich sicher zu sein, dass die Verlegenheitskonstruktion mit der Bandage für die nächsten 500 km hält.

Das tat sie dann auch. In Gabarone gab's nach längerem Suchen den berühmten Inder, der die richtigen Ersatzteile hat (es waren komischerweise oft indische Händler, bei denen wir fündig wurden). Er empfing Wolfgang mit den Worten: "Ich hab' Dich erwartet, denn ich hatte Dich schon in der Stadt herumfahren gesehen".

Zwei Stunden später ist auch die zweite Seite wieder heil.

Jetzt hat Wolfgang keinen Bock mehr auf nächtliche Reparaturen. Eigentlich auf überhaupt keine Reparaturen. Jetzt soll Urlaub sein.