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Kapstadt, den 2.10.2012 Liebe Freunde, wir sind in Kapstadt. Der Empfang war grandios. Den ganzen langen Tag nur Regen! Doch man verspricht uns, dass sie auch so etwas wie Sonne kennen würden. Die letzten Wochen waren nämlich eher fein. Blauer Himmel, aber nicht zu heiß. Die Blümchen im Namakwaland haben die Sonne ebenfalls genossen und ihre Blüten weit aufgemacht. Wenn’s Wetter sich wieder mal von der mürrischen Seite gezeigt hat, sind wir einfach über die Berge auf die andere Seite geflüchtet. Blauer Himmel garantiert, aber keine Blümchen. Doch der wolkenlose Himmel zieht auch eine ganz andere Spezies an: Astronomen aus der ganzen Welt, die hier nachschauen, wie alles vor langer Zeit einmal angefangen hat. Und wir durften auch mal nachschauen. Jetzt also Kapstadt und die Wale. Schaun’ wir mal. Schöne Grüße aus dem Frühling in den Herbst Anette & Wolfgang |
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Tagebuch 5.8. bis 19.9.2012 |
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Sonntag, 5.8. und Montag, 6.8.12 (Arebbusch Lodge, Windhoek): Das Arbeitskommando fliegt wie gewohnt voraus. Diesmal allerdings nicht mit dem Flugzeug, sondern mit der Eisenbahn. So jedenfalls könnte es für die Kinder unserer Nachbarn aussehen, die alle, samt ihrer Vorfahren, zum Bahnhof mitgekommen sind und winken. Schön, wenn eine Reise gleich mit einem großen Bahnhof beginnt. In Frankfurt wartet ein großer Flughafen. Für uns weitgehend Neuland, denn in der Vergangenheit sind wir immer mit AirBerlin direkt von München nach Windhoek geflogen. Sozusagen von Haus zu Haus. Doch AirBerlin wurde immer teurer und schlechter und wird das Ziel Windhoek komplett aufgeben. Deshalb also AirNamibia. Der erste Eindruck ist gut. Schneller Service, kompetentes und freundliches Personal. Wir haben seit langem Mal wieder den Eindruck, als Flug-”Gast” und nicht nur als Geldautomat betrachtet zu werden (obwohl wir letzteres natürlich in gewisser Weise sind). Eine A380 wird direkt vorm Fenster eingeparkt. Leider geht sie nicht nach Windhoek. Sie wirkt gar nicht so riesig, lediglich die zwei kompletten Etagen sind auffällig. Am Flughafen in Windhoek sind es morgens um 5 Uhr 2°C. Unter Null! Doch das ist sicher nur ein Messfehler. Der dünne Pullover muss zwangsläufig reichen; im Container sollte irgendwo noch etwas Wärmeres herumliegen. Am Ausgang hinterm Zoll steht Henri von Omahuka-Transfer mit einem Schild “Herr Wolfgang”. Der kleine Luxus, wenn man die Taxe schon von Deutschland aus per Mail vorbestellt. “Opa”huka-Transfer wäre als Name passender. Ansonsten nichts Neues. Der Bus steht da, wo er immer steht. Er ist noch genau so schmutzig wie beim Reinfahren in den Container vor sechs Monaten. Und es liegen noch genau so viele Häufchen von abgebauten Teilen der Türen und Fenster herum. Doch das muss sich in den nächsten zwei Wochen gründlich ändern. Ein paar Stunden später läuft der Motor und alle Koffer sind ausgepackt. Was nicht unbedingt gebraucht wird, bleibt im Container und der Rest steht mittags auf dem Camp der Arebbusch Lodge. Wohnung und Arbeitsplatz für die nächsten zwei Wochen. Der Messfehler mit der Temperatur war leider keiner! Morgens knapp unter Null, am Tage maximal 15°C. Das wird auch für die nächsten Tage vorhergesagt. Und die Annahme, dass im Container wärmere Kleidung läge, war auch ein Messfehler. Also Warmarbeiten. Dienstag, 7.8. bis Mittwoch, 22.8.12 (Arebbusch Lodge, Windhoek): Am Bus liegen in den nächsten zwei Wochen ein paar größere Aktionen an. Die zweite Hälfte der farbigen Streifen um den Bauch muss lackiert werden, das Heckfenster muss neu eingesetzt werden, die Beifahrertür muss zu einer gemacht werden (zur Zeit besteht sie aus einem Berg Einzelteilen), die Dachverkleidung im Fahrerraum muss erneuert werden (und alles, was rings um sie herum ist). Und schließlich wird das Ende der Leuchtstoffröhrenära eingeleitet. LEDs machen nicht nur ein wärmeres und helleres Licht, sondern sie brauchen auch wesentlich weniger Strom. Die Arbeiten ziehen sich zäh hin. Es ist viel zu kalt zum Lackieren. Auch das Abschleifen des alten Lacks macht bei 15° und kaltem Wasser wirklich keinen Spaß. Doch der Lack muss fertig sein, bevor die anderen Themen angegangen werden können. Spätestens um 17 Uhr ist Feierabend, danach wird es nicht nur schlagartig dunkel, sondern auch bitter kalt. Da der Motor nicht läuft, gibt’s auch keine Heizung. Die jetzt segensreiche Standheizung haben wir schon vor Jahren ausgebaut und nach Deutschland zurück gebracht. In Afrika braucht man so etwas doch nicht! Die einzige Wärmequelle im Bus oder besser vorm Bus: der Benzinkocher. Doch welchen Sinn macht es, wenn man am Kocher steht und seine Hände wärmt, wenn gleichzeitig die Füße erfrieren? Bleibt nur der Heizlüfter des kleinen Mannes, vulgo Fön. Anettes Reisefön schreit bei geschlossenen Türen und Fenstern mit 1200 W gegen die Kälte an und tatsächlich stellt sich nach wenigen Minuten so etwas wie Wärme ein. Sehr angenehm! Und nach dem Aufwärmen schnell ins Bett. Im Laufe der ersten Woche setzt sich die Sonne mehr und mehr durch und das Thermometer knackt die 20°-Grenze. Auch morgens ist es jetzt deutlich über Null. Leider geht die Erwärmung zuweilen mit sehr heftigem Wind einher, sogar richtigem Sandsturm. Jetzt wär’s zum Lackieren zwar warm genug, doch der Wind würde den nassen Lack sofort zu Sandpapier machen. Aber dann! Der Sonntag ist warm und fast windstill. Jetzt oder nie. Nach wenigen Stunden ist der orangene Streifen fertig, nicht perfekt, doch ganz ok. Leider dauert das Trocknen viel länger als geplant, so dass der violette Streifen erst lange nach Einbruch der Dunkelheit dran kommt. In der einen Hand die Taschenlampe, in der anderen die Spritzpistole. Das Ergebnis ist viel besser als die Umstände erwarten ließen, teilweise sogar richtig gut. Je schlechter die Sichtverhältnisse, desto besser das Ergebnis? Das nächste Mal wird mit verbundenen Augen lackiert! Nach ein paar Tagen in der Sonne ist der Lack hart genug, um den Zusammenbau der Türen und Fenster in Angriff zu nehmen. Das Einsetzen der Heckscheibe klappt wie geschmiert. Auch ohne zweiten Helfer, der von außen drückt, sitzt das Fenster nach wenigen Minuten wie angegossen in der neuen Dichtung. Einer der ganz wenigen Fälle, wo das Zerlegen länger dauerte als das Zusammenbauen. Weiter so! Die Beifahrertür zusammen zu setzen, ist wie ein großes dreidimensionales Puzzle. Ein Teil nach dem anderen, möglichst in der richtigen Reihenfolge. Gut, dass die Mitschrift vom Zusammenbau der anderen Tür noch existiert. Am Ende ist an der Tür alles neu, was erneuert werden kann, innen wie außen. So sollte sie die nächsten 30 Jahre durchhalten. Die Benutzer auch? Als letzter Akt bevor Anette kommt, steht jetzt noch die Erneuerung der Dachverkleidung im Fahrerraum an. Leider gibt es hier nicht eine einzige gerade Kante, alle sind an die Krümmungen der Fahrzeugkontur angepasst. Das heißt montieren - nacharbeiten - montieren im endlosen Wechsel. Zudem müssen ein halbes Dutzend Kunststoffprofile mit Heißluft gefügig gemacht und geformt werden. Wenn Herr Sisyphos nicht die Arbeit mit dem Eimer gehabt hätte, hier hätte er sich ebenso austoben können. Kaum passt’s an der einen Seite, stimmt’s an der anderen nicht mehr. Irgendwann passt es dann doch (oder man hat die Toleranzschwelle an die Situation angepasst), jedenfalls haben wir seit dem wieder Gardinen im Fahrerraum, die sich geschmeidig auf- und zuziehen lassen. Jetzt fehlt nur noch der Umstieg von den alten Leuchtstoffröhren, die seit 34 Jahren als Innenbeleuchtung klaglos ihren Dienst verrichtet haben, auf moderne LEDs. Auch das geht erstaunlich problemlos. Ab sofort strahlen anstatt zweier kaltweißer Röhren 100 warmweiße LEDs (golden white!). Angenehmes Glühlampenlicht mit modernen Mitteln. Donnerstag, 23. bis Montag, 27.8.12 (Arebbusch Lodge, Windhoek): Wolfgang steht schon vor fünf Uhr auf und bald darauf steht Anette in Afrika. In der Schlange an der Passkontrolle. Die Anreise mit AirNamibia hat gut geklappt und auch das Gepäck ist unversehrt mitgekommen. Nach dem obligatorischen Frühstücksbesuch bei Anettes Tante und Onkel geht’s erst einmal zum Container. Ab jetzt werden ja zwei Betten gebraucht und etliches mehr, was bisher gut geschützt im Container lag. In den nächsten Tagen geht es darum, aus der ziemlich verdreckten Baustelle ein Wohnmobil zu machen. Im Grunde genommen muss alles raus und gereinigt werden. Auch ein bisschen Ordnung wäre nicht schlecht. Glücklicherweise sind bis auf ein paar Reste alle abgebauten Teile wieder an ihrem angestammten Platz. Es ist schon erstaunlich, dass innerhalb weniger Stunden ein fast bewohnbares Fahrzeug aufersteht. Leider stellt sich dabei heraus, dass der Austausch der vorderen Dachverkleidung noch ein paar Folgearbeiten nach sich zieht. Jetzt fällt nämlich auf, dass die ursprünglich weiße Verkleidung keineswegs mehr weiß ist. Irgend jemand muss im Auto mal geraucht haben. Oder waren es die Lagerfeuer? Um den Gilb auszutreiben, waschen wir die gesamte Dachverkleidung mit scharfem Waschmittel ab. Der Erfolg kann sich sehen lassen. Es ist gleich viel heller im Auto. Oder liegt’s an den neuen LED-Lampen? Dienstag, 28. bis Donnerstag 30.8.12 (Farm Elisenheim, Windhoek): Heute morgen, als wir unseren Stellplatz in der Lodge verlängern wollen, erfahren wir, dass alles ausgebucht ist. Wir empfinden dass als einigermaßen unfreundlich, denn die Leute am Empfang wissen ja, dass wir länger hier bleiben wollten. Doch so ergibt sich die willkommene Gelegenheit, mal ein anderes Camp in Windhoek auszuprobieren. Es liegt auf einer Farm rund 20 km außerhalb und wir haben schon einige Male Gutes darüber gehört. Unser Platznachbar Ralph, ebenfalls aus München und mit dem eigenen Auto unterwegs, macht das Gleiche. Während Anette einkauft, hat Wolfgang ein ganz besonderes Erfolgserlebnis. Normalerweise müssen wir einmal in zwölf Monaten nach Zambia oder Mocambique ausreisen, weil die Importlizenz für unser Auto längstens ein Jahr gültig ist. Bis Zambia sind es 1500 km, bis Mozambique 2000 km, von den ziemlich umfangreichen und teuren Grenzformalitäten ganz zu schweigen. Doch zum ersten Mal seit 15 Jahren ist der namibische Zoll gnädig und stempelt in Windhoek unsere alten Papiere aus und die neuen ein. Jetzt ist bis zum August 2013 Ruhe. Das Camp auf der Farm Elisenheim stellt sich als recht nett heraus, sehr ruhig (das Arebbusch-Camp liegt eingeklemmt zwischen Stadtflughafen und Ausfallstraße). Hier hört man nachts nur die Schakale jaulen. Außerdem taucht plötzlich deutlich sichtbar die Milchstraße über uns auf. Wenn die lange Anfahrt in die Stadt nicht wäre, wäre Arebbusch einen Dauerkunden endgültig los. So wird aus dem Dauerkunden wohl nur ein zeitweiliger Kunde. Ein Nachteil von Elisenheim: zu viele Deutsche. Doch vielleicht ist das nicht immer so. Abends schaffen wir es zusammen mit Ralph tatsächlich, ein Lagerfeuer zu machen und etwas Grillbares drauf zu legen. Das erste Mal in diesem Frühling. Auch die Temperaturen haben sich erfreulich entwickelt. Bis an die 30°C und nachts zwischen 10 und 20°C. So kann man auch mal abends mit ein paar netten Getränken lange ums Feuer sitzen und sich verquatschen. Am 30.8. ist es dann so weit. Das Auto ist technisch auf Vordermann, (fast) alles sauber und ordentlich weggepackt, das Notwendige eingekauft und die Papiere in Ordnung. Außerdem haben wir inzwischen akzeptiert, das einige Dinge auf mysteriöse Weise unauffindbar sind. Der Spaten fehlt, das Kleingeldportemonnaie hat sich samt Inhalt in Luft aufgelöst (oder einen neuen Besitzer gefunden), das Navi liegt wohl irgendwo in Deutschland herum und lacht sich ins Fäustchen (doch wir haben hoffentlich die Navi-Karten auf dem Computer), das Ladekabel für Anettes Kamera hat sich mit dem Navi zusammengetan und noch ein paar weitere Kleinigkeiten haben sich versteckt. Doch wir können ja nicht ewig auf die Nachzügler warten. Morgen geht’ s auf die Piste nach Süden. Freitag, 31.8.12 (Lafenis Lodge, Keetmanshoop): Bei Sonnenaufgang sind wir auf und bald darauf auf Achse. Wir verabschieden uns noch von Anettes Verwandten, kaufen die letzten Reste ein und füllen die Wasser- und Benzintanks bis an die Halskrause. Es ist leider schon nach 13 Uhr, als wir Windhoek endlich unter uns lassen. Im gemächlichen Zockeltempo arbeiten wir uns über den 2000 m-Pass gleich hinter der Stadt. Doch dann können wir den Bus zügig laufen lassen. Es geht schnurstracks Richtung Südafrika. Dort, in Springbok, 900 km südlich von Windhoek, wollen wir uns morgen mit Marius und seiner Schwester treffen. Die beiden sind Holländer, doch Marius lebt in Südafrika. Wir hatten ihn vor Jahren in Zambia kennen gelernt und uns seit dem immer wieder mal getroffen. Am späten Nachmittag rollen wir auf eine riesige Rauchwolke zu. Ein großer Buschbrand wälzt sich entlang der Straße und wir müssen irgendwie durch. Wenn das Feuer einen neuen Busch erwischt, züngelt es schon mal 10 m hoch, doch meistens sind es nur ein paar Meter. Wir nehmen Anlauf und huschen zwischen den Flammen durch. Kurzzeitig kommt es sehr heiß von der Seite und die gegrillten Insekten prasseln auf die Frontscheibe, dann ist’s vorbei. Die letzten 100 km müssen wir bei Nacht fahren. Nicht gern, aber unvermeidlich, wenn wir morgen in Springbok sein wollen. Samstag, 1.9.12 (Caravan Park, Springbok): Bei Sonnenaufgang läuft der Motor. Bis zum Mittag warten 400 km auf uns, einschließlich der Grenzabfertigung nach Südafrika. Die Temperaturen haben sich halbiert und wir sind dankbar, dass unsere Motorheizung funktioniert. Trotzdem machen die ersten Kilometer mit Heizung keinen Spaß, denn die Rohre müssen erst einmal den Staub der letzten Monate abhusten. Die Grenze ist einfach wie immer, sofern man richtig hinschaut und sich nicht in die falsche Warteschlange stellt. Tatsächlich laufen wir wie geplant in Springbok ein. Genau 24 Stunden und 900 km nach unserer Abfahrt in Windhoek. Marius hat uns schon einen Stellplatz auf dem Camp reserviert. Zum abendlichen Draußensitzen ist es jedoch viel zu kalt, doch Springbok hat mindestens ein gutes Restaurant. Geheizt. Sonntag, 2.9.12 (Caravan Park, Springbok): Nach Sprinbok kommt man, weil um diese Zeit hier im Namakwaland die Blümchen blühen. Wilde, keine gezüchteten. Und zwar überall, in den Bergen, auf den Abraumhalden der Minen, in den Vorgärten, am Straßenrand. Blümchenliebhaber aus der ganzen Welt kommen, um sich das bunte Treiben anzuschauen. Einheimische erzählen uns, dass es dieses Jahr besonders viele Blüten seien, weil die Winterregen recht ergiebig waren. Die buntesten Flächen lägen 90 km südlich in einem Nationalpark. Also nichts wie hin im Konvoi. 60 km auf Asphalt, dann 30 km auf einer Erdstraße durch die Berge und schon stehen wir mitten drin. Blüten, Blüten, Blüten, egal, wohin man schaut. Bevorzugt in orange, was durch den herrlichen Sonnenschein bei pickeblauem Himmel noch mal extra betont wird. Erst auf dem zweiten Blick sieht man, dass sich unter das dominierende Orange auch ganz verschämt ein paar andere Farben gemischt haben. Überall auf der Welt würde man eine blassgrüne Blüte für unscheinbar halten, doch in all’ der schreienden Buntheit springt blassgrün sofort ins Auge. Es ist nur schwer vorstellbar, dass hier in der meisten Zeit des Jahres kahle Hänge und trockene Wiesen vorherrschen. Nach ein paar Stunden in den Blumen hätte man früher gesagt “Jetzt reicht’s, ich habe schon drei Filme verknipst!”. Heute ist das digitale Vergnügen grenzenlos, doch auch die Qual der Wahl hinterher, um ein paar gute Bilder herauszusuchen, ist grenzenlos. Noch eines zum Abschluss. Montag, 3.9.12 (Caravan Park, Springbok): Das gute Wetter hält sich. Also noch einmal ab in die Blumen. Marius und Gerda reisen ab, weil sie heute Abend in Kapstadt sein müssen, und wir nutzen den Tag für einen Abstecher nach Nababeep. Was sich so niedlich anhört, das war mal eine prosperierende Minenstadt, ist jedoch seit dem Absturz der Kupferpreise nur noch eine ärmliche Siedlung inmitten großer schwarzer Abraumhalden. Doch das Schwarz bekommt Flecken. Langsam arbeitet sich die orangene Armada von den Rändern aus ins Zentrum. Doch es ist für die Natur noch viel zu tun, ein paar hundert Jahre werden die Anlagen sicher noch zähen Widerstand leisten. In der Zwischenzeit dürfen die wenigen Touristen, die sich hierher verirren, unter Begleitung eines Führers in der Mine herumfahren. An den Resten der Gebäude kann man erahnen, was für ein riesiger Betrieb das einmal war. Hier wurde nicht nur das Kupfererz aus dem Boden geholt, sondern es wurde auch gleich verhüttet. Anfang des letzten Jahrhunderts, noch ohne moderne Filter und elektronische Steuerungen, müssen in dem Tal gewaltige Rauchschwaden gestanden haben. Doch damals hieß es ja auch bei uns “Der Schornstein muss rauchen”. Heute raucht nur noch Joey, unser Führer. Nämlich seine Zigarette im ehemaligen Abgasschacht der Kupferhütte. Es riecht hier auch nach 50 Jahren immer noch beißend nach Schwefel. Das verhüttete Kupfer wurde mit einer Schmalspurdampfeisenbahn von hier runter zur Küste gebracht. Die Lokomotive Clara steht immer noch vor dem hiesigen Museum. Die Schwierigkeit für die Lok war nur, dass die Sommer hier so heiß und trocken sind, dass nicht genügend Wasser für die Dampfmaschine zur Verfügung stand. So wurde in der heißen Zeit kurzerhand von Dampfross auf Esel umgestellt. Der technische Fortschritt war wohl auch damals nicht ganz problemfrei. Das Leben in der alten Mine ist jedoch keineswegs komplett erloschen. Heute wird die schwarze Schlacke zermahlen und als Split verkauft. Und seit dem Wiederansteigen der Kupferpreise plant eine Firma, die alten Abraumhalden noch einmal durchzuarbeiten, um auch die letzten Reste an Kupfer zu extrahieren. Das wird auf chemischem Wege geschehen. Irgend eine Säure frisst das Kupfer aus dem Gestein. Ob das, was dann zurück bleibt, gesünder ist, als die Schlote des letzten Jahrhunderts, ist zumindest fraglich. Unfraglich ist, dass Nababeep wieder erblühen wird. In orange. Wie jedes Jahr um diese Zeit. Auf der Rückfahrt machen wir noch einen kleinen Abstecher durch Okiep. Das selbe Stadtschicksal und die selbe Blütenpracht. Dienstag, 4.9.12 (Caravan Park, Springbok): Heute keine Blüten, nur blütenreine Wäsche. Putz- und Flicktag! Bei angenehmen Temperaturen und blauem Himmel. Mittwoch, 5.9.12 (Die Wildernis Guestfarm, bei Pella): Das Wetter hat sich eines schlechteren besonnen. Die Wolken hängen tief, es ist windig und ekelhaft kalt. Wir stellen dem Wetter ein Ultimatum: entweder es bessert sich bis zum Mittag oder wir ziehen die Konsequenzen. In der Zwischenzeit läuten wir für uns ein neues Zeitalter ein. Bisher haben wir uns, wenn wir Mails lesen oder schreiben wollten, immer ein Internet-Café gesucht und uns dort stundenweise eingebucht. Das hatte mehrmals zur Folge, dass wir uns Viren oder Schadsoftware auf den eigenen Rechner geladen haben, unabhängig davon, dass es auch ziemlich umständlich war. Jetzt haben wir in einem Herren-Modegeschäft (!) ein kleines Stückchen Elektronik gekauft, das wir an unseren Rechner anstecken. In dem Teil ist quasi ein kleines Handy verbaut, das ihn mit dem Internet verbindet. Wann immer und wo immer wir wollen. Die einzige Einschränkung: es muss ein einigermaßen leistungsstarkes Handynetz vorhanden sein. Wir haben leichte Zweifel, ob die Verkäuferin in dem Modegeschäft uns das Gerät wirklich funktionsfähig eingestellt hat. Doch es ist perfekt! Auf Anhieb bekommen wir eine Verbindung. Wir sind schwer beeindruckt. Das Wetter weigert sich, unseren Wünschen zu entsprechen, folglich packen wir mittags androhungsgemäß unsere Sachen und hauen nach Osten ab. Wir vermuten, dass das miese Wetter zu schwach ist, um über die Berge zu kommen. Tatsächlich sehen wir schon nach wenigen Kilometern einen blauen Streifen am Horizont. Schlagartig wird es warm. Afrika halt. Wir sind in den nördlichen Ausläufern der Karoo (oder in den südlichen der Kalahari, ganz wie man will). Blauer-Himmel-Garantie. 150 km entfernt in Pofadder soll es das nächste Camp geben. Die Stadt heißt tatsächlich Puffotter, was für ein Name! Da werden wir uns ein paar Tage aufwärmen. Leider macht unser Navi ja Urlaub in München, das hätte uns nämlich genau sagen können, ob unterwegs noch andere Camps sind. So machen wir es halt auf die alte Weise, in Karten und Bücher schauen und lesen, was an der Straße steht. Dann weist plötzlich ein Hinweisschild zu einem Camp. Nichts wie hin. Nach sieben staubigen Kilometern stehen wir auf einer scheinbar verlassenen Farm, jedenfalls sind dort von vielen Häusern nur noch die Fundamente übrig. Eigentlich sind es viel zu viele Häuser für eine Farm, es schaut eher nach einer verlassenen Siedlung aus. Sie ist aber nicht ganz verlassen. Wir erfahren von einer jungen Dame, dass wir tatsächlich hier campen können. Wir bekommen den Schlüssel von einem der noch gut erhaltenen Chalets, damit wir Dusche und Toilette nutzen können, und stellen uns in den Windschatten des Gebäudes. Aus Springbok haben wir noch ein Stück Fleisch im Kühlschrank und eine halbe Stunde später wird eine Schubkarre Brennholz angeliefert, es sind also alle Ingredienzien für einen feurigen Abend vorhanden. Man ahnt an Anettes Vermummung, dass die Temperaturen noch nicht wirklich afrikanisch sind. In der Sonne geht es, doch im Schatten ist der Wind empfindlich kühl. Am Abend starten wir den Versuch, die Karten für unser zu Hause vergessenes Navi auf dem (nicht vergessenen) Laptop zu installieren. Dazu ist ein größeres Softwarepaket aus dem Internet herunter zu laden. Doch damit haben wir wohl die Grenze der Leistungsfähigkeit unseres neuesten Spielzeuges erreicht. Nach ein paar Stunden brechen wir den Versuch ab. Das Softwarepaket ist einfach zu groß. Ok, dann also keine Navi-Karten auf dieser Reise. Schade, denn die wären deutlich besser als alles andere, was wir hier an Kartenmaterial auftreiben können. Donnerstag, 6.9.12 (Die Wildernis Guestfarm, bei Pella): Ein Tag zum Vergammeln. Außerdem erfahren wir, dass das, was wir für eine Farm hielten, die ehemalige Wohnsiedlung der Manager einer nahegelegenen Mine ist. Als die Mine vor vielen Jahren aufgegeben wurde, hat man alles, was man noch gebrauchen konnte, mitgenommen. Offensichtlich auch einen Teil der Häuser, deshalb die vielen nackten Fundamente. Es ist jedoch noch einiges übrig geblieben. Ein großer Swimmingpool, der allmählich versandet. Eine lange Halle, in der wohl mal Feste stattfanden. Überall kleine Kanäle, die Wasser durch die Gärten geführt haben. Das war mal eine sehr ansehnlich Anlage. Seit einigen Jahren wird versucht, hier ein Dorfgemeinschaftsprojekt zu etablieren. Ein bescheidener Campingplatz und ein paar Chalets sollen ein wenig Geld in die Kasse bringen und vielleicht ein paar Arbeitsplätze schaffen. Die Möglichkeiten wären wirklich gut. Eine beeindruckende Wüstenumgebung, viel Platz, nur wenige Kilometer von der Nationalstraße entfernt. Man bräuchte nicht einmal viel Geld zu investieren, um so etwas attraktiv für Reisende zu machen. Doch es mangelt an Anleitung und Ausbildung und wohl auch am Engagement der Einheimischen. Freitag, 7.9.12 (Die Wildernis Guestfarm, bei Pella): Wir beschließen, das schöne Wetter noch einen Tag länger zu genießen. Außerdem schaffen wir endlich, was wir schon seit langem vor uns her schieben: nach 20 afrikanischen Jahren den Stoff von unserem Hubdach zu waschen und neu zu imprägnieren. Da wir das Dach nicht demontieren können, muss das Waschen im eingebauten Zustand erfolgen. Einer schrubbt von außen mit Seifenlauge und Bürste, der andere hält von innen dagegen. Und danach umgekehrt. Zum Schluss wird alles mit Imprägniermittel getränkt. Es dauert zwar einige Stunden, doch das Ergebnis ist überzeugend. Fast wie neu. Hätten wir schon viel früher einmal machen sollen. Samstag, 8.9.12 (Caravan Park, Springbok): Pella ist zwar nur ein kleines Dorf, aber in ganz Südafrika bekannt für seine Kirche, die erste katholische im Lande. Von unserem Camp fahren wir quer durch die Wüste in den zehn Kilometer entfernten Ort. Er liegt heute am Rande der Weltgeschichte in einer ziemlich unwirtlichen Gegend. Die Hoffnungen waren sicher ganz andere, als die Kirche vor über 100 Jahren gebaut wurde. Bevor wir uns die Kirche anschauen, fahren wir ein paar Kilometer kreuz und quer durch den Ort. Zur großen Verwunderung der Einheimischen, denn hierher verirren sich nur selten fremde Autos. Na ja, die Wege sind auch nicht gerade für Autos gemacht. Die Einheimischen gehen ganz selbstverständlich davon aus, dass wir uns verfahren haben und deuten uns immer wieder den Weg zur Kirche an. Haben wir aber nicht. Wir suchen den hinteren Ausgang des Ortes, denn von hier sind es höchstens 10 km bis an den Oranje, den größten Fluss Südafrikas. Irgendwo wird doch eine Piste durch die Berge an den Fluss gehen, denn ohne das Flusswasser gäbe es in dieser trockenen Landschaft gar kein Überleben. Schließlich finden wir eine schmale Piste, die in einem Trockenfluss runter zum Oranje führt. Was muss das für die Siedler der Frühzeit für ein Anblick gewesen sein, mitten in dieser trockenen Einöde so viel Wasser zu finden. Kein Wunder, dass sie sich hier niedergelassen haben und davon ausgingen, dass sich diese Region prächtig entwickeln wird. Doch von Pracht kann heute keine Rede sein. Kein fruchtbares Land, keine Bodenschätze, keine wichtigen Verkehrswege. Wasser allein reicht wohl nicht. Heute sind die meisten Hütten eher ärmlich und Arbeit scheint es kaum zu geben. Bleibt noch die berühmte Kirche. Auf Karten wird sie auch “Cathedral” genannt. Wir suchen im ganzen Dorf nach ihr und finden schließlich ein eher bescheidenes Kirchlein. Später erfahren wir, dass es zwei Missionare gebaut haben, denen als Anleitung lediglich ein Nachschlagewerk zur Verfügung stand. Im Zeitalter von Bauvorschriften und Internet unvorstellbar. Die Kirche steht heute natürlich unter Denkmalschutz und ist gut in Schuss, aber verschlossen. Anette kommt mit einem älteren Mann ins Gespräch, der anbietet, für uns die Kirche aufzuschließen. Es stellt sich später heraus, dass es der Bischof ist, denn in der Kirche finden wir eine lückenlose Ahnengalerie aller bisherigen Bischöfe seit der Gründung. An ihrem Ende steht sein Bild. Das Innere wirkt ganz und gar unkatholisch, ziemlich schlicht und relativ hell. Nichts von dem barocken Pomp bayerischer Kirchen. Doch die Zahl der Besucher ist wohl üppiger als in Bayern, wie die mit Stühlen verlängerten Sitzreihen andeuten. Durch die Decke nach oben führt ein dickes Tau, an das sich der Küster (oder der Bischof?) hängt, wenn die Glocken geläutet werden. Kein Elektromotor, keine Computersteuerung, sondern noch richtige ehrliche Handarbeit. Wir würden gerne mal daran ziehen, trauen uns aber nicht. Der Rückweg zum Asphalt und nach Springbok ist unspektakulär. Auch das Wetter. Es ist unangenehm kalt. Sonntag, 9.9.12 (Caravan Park, Nieuwoudtville): Über Nacht hat sich das Wetter nochmals verschlechtert. Also Abflug nach Süden und dann wieder zurück auf die Ostseite der Berge ins richtige Afrika. Nach 70 km müssen wir runter vom Asphalt. Durch die Berge geht es nur auf kleinen Erdstraßen. Glücklicherweise regnet es nicht, denn über lange Strecken besteht die Piste nur aus trockenem Schlamm. Der wird sofort zu Schmierseife, wenn Wasser dazu kommt. 80 km und zwei Pässe später sind wir durch die Berge durch. Blauer Himmel, Sonnenschein, aber auch richtig lange Staubfahnen, was aber mangels Verkehr kein wirkliches Problem darstellt. Auf den letzten 200 km ist die Piste richtig gut zu fahren, streckenweise fast wir Asphalt. Doch je näher wir unserem Ziel Nieuwoudtville kommen, desto dichter werden die Wolken. Nicht die staubigen, sondern die am Himmel. Und als wir in den Ort einlaufen, brauchen wir sogar den Scheibenwischer. Sollten wir dieses Mal die falsche Entscheidung getroffen haben? Das Camp liegt außerhalb des Dorfes und sieht ziemlich verlassen aus. Bei genauerem Hinschauen entdecken wir jedoch andere Gäste. Die Anlage wird zur Zeit renoviert, aber die sanitären Einrichtungen machen keinen schlechten Eindruck und auch als Ganzes war das mal - oder wird das wieder - eine schöne Anlage. Also bleiben wir. Doch die größte Überraschung kommt lange nach Einbruch der Dunkelheit. Da es regnet und stürmt, verkriechen wir uns in unserem Auto und versuchen spaßeshalber einmal, mit unserem neuen Funkstick ins Internet zu kommen, um Mails abzuholen. Bisher hat das Gerät immer grün geblinkt, doch plötzlich blinkt es blau. In der Bedienungsanleitung steht, dass es dann über eine extrem schnelle Handyverbindung Kontakt ins Internet hat. Wir versuchen, die schon aufgegebene Software für das Nutzen der Navi-Karten herunter zu laden. Was wir in Pella und Springbok nach zwei Stunden nicht geschafft haben, ist hier in zehn Minuten erledigt. Einfach so. Seitdem können wir auf dem Rechner alles das machen, was auch das Navi kann. Es wird uns lediglich nicht angezeigt, wo wir uns befinden, doch das ist normalerweise auch nicht unser Problem. Wenn jetzt über Nacht das Wetter noch ein bisschen afrikanischer wird, dann hat sich der Tag wirklich gelohnt. Montag, 10.9.12 (Klipwerf Camp, Calvinia): Zum draußen Frühstücken reicht es noch nicht, es ist unter 10°C, doch der Himmel ist sichtlich um Besserung bemüht. Nieuwoudtville liegt in einer extrem grünen und fruchtbaren Umgebung (der nächtliche Regen kam auch nicht von ungefähr). In der Nähe gibt es etwas für diesen Teil Südafrikas Ungewöhnliches: einen Wasserfall. 90 m hoch und vor allem für die Einheimischen ein imposantes Naturschauspiel. Auch das nahegelegene Naturschutzgebiet ist sehenswert. Nicht nur wegen der Dassies, (auf deutsch Klippschliefer), die uns aus den Felsen heraus aufmerksam beobachten, sondern auch wegen der zahlreichen Wildblumen, die sich hier überwiegend für blau entschieden haben. Nach zwei Stunden kennen wir die Dassies und die Blümchen fast persönlich, denn wir sind alle Wege zwei Mal abgefahren bzw. abgelaufen. Das erste Mal, um uns alles anzuschauen, das zweite Mal, um die Objektivkappe von Wolfgangs Kamera wieder zu finden. Sie bleibt verschwunden, wie so einiges dieses Jahr, und ist ein weiterer Posten auf unserer Vermisstenliste. Auch Anettes Kamera hat ja inzwischen den Dienst quittiert. Der Akku ist leer und das Ladekabel ruht in Deutschland. Aber die anderen Sachen sind alle da und funktionieren. Noch. Am späten Nachmittag machen wir uns auf den Weg nach Calvinia. Das liegt 70 km östlicher und ist wettermäßig besser beleumundet. Das Camp der Stadt macht allerdings keinen einladenden Eindruck. Eher ein verlassener Abstellplatz. Unsere Navi-Karte zeigt noch einen weiteren Platz, und der sieht viel ansprechender aus. Es sind zwar nur drei Stellplätze und die sind alle belegt. Doch wir dürfen uns noch in eine freie Ecke klemmen und bekommen den Schlüssel zu einem Chalet. So haben wir unsere eigenen Sanitäranlagen, wie die drei anderen Plätze auch. Dienstag, 11.9.12 (Klipwerf Camp, Calvinia): Auch Calvinia hat, wie jede Stadt, ihr Naturschutzgebiet. In unserem Reiseführer steht, dass es zu dieser Jahreszeit ein Blütenfeuerwerk sei. Na ja, irgendwer muss das Feuerwerk wohl schon früher abgebrannt haben. Es sind lediglich hier und da ein paar interessante Blümchen zu sehen. Auch der Fahrweg durch die Bergkulisse ist recht beeindruckend. Erst als uns die Hinterräder am Hang durchdrehen und wir umkehren müssen, stellen wir fest, dass es ein Weg nur für Allradfahrzeuge ist. Doch für derart steile Anstiege fehlt uns einfach der Bumms im Motor. Über die Blumen innerhalb des Stadtgebietes steht nichts im Reiseführer, doch hier brennt das eigentliche Feuerwerk ab. Der Grünstreifen der Straße wird zum Orangestreifen und Grabschmuck auf dem Friedhof ist überflüssig, denn er würde zwischen all’ den wilden Blumen kaum auffallen. Die Vorgärten adeln die ärmlichste Hütte. In der restlichen Zeit des Jahres dominieren braune staubige Flächen. Mittwoch, 12.9.12 (Klipwerf Camp, Calvinia): Heute ist Pause fürs Auto. Unsere Hupe redet kein Wort mehr und wir wissen nicht warum. Während sich Anette um die Wäsche kümmert, zerlegt Wolfgang Teile der Lenkung, denn da liegt irgendwo der Wurm drin. Nach langem Suchen findet er den Übeltäter, ein ausgenudelter Kontakt, der wohl über kurz oder lang durch einen jüngeren ersetzt werden muss. Bis wir zurück in Windhoek sind, dürfte es aber funktionieren. Denn ohne Hupe wird’s schwierig, nicht, weil wir sie so oft brauchen, sondern weil bei Verkehrskontrollen gerne danach gefragt wird. Donnerstag, 13.9.12 (Kambro Kind Camp, Sutherland): 200 asphaltfreie Kilometer südlich von Calvinia liegt Sutherland, ein kleines verschlafenes Städtchen, das in bestimmten Kreisen jedoch einen exzellenten Namen hat. Astronomen aus aller Welt kommen hierher, weil hier die größter Sternwarte der Südhalbkugel steht. Wir sind zwar keine Astronomen, doch vielleicht dürfen wir auch einmal durch ein Fernrohr schauen. Die Piste ist ziemlich gut, so dass wir schon nach vier Stunden in Sutherland einlaufen und gleich zum Observatorium weiterfahren. Es liegt 15 km außerhalb der Stadt auf knapp 2000 m Höhe. Ein automatisches Tor öffnet uns und wir dürfen auf einer feinen Straße die Hochebene erklettern. Oben angekommen steht ein großes Schild am Büro: nächste Führung 14:30 Uhr. Es ist 14:15 Uhr! Die Führung ist eher eine Fahrung. Die Dame, die uns alles erläutert, fährt mit ihrem Auto vor und ein anderes Auto und wir folgen ihr. Die Anlage ist einfach zu groß, um alles zu Fuß zu bewältigen. Auf der Hochebene stehen fünfzehn Teleskope der verschiedenen Länder. Die meisten darf man nicht betreten. Hier schaffen Wissenschaftler Wissen. Über die Entstehung des Weltalls und wie es vermutlich weiter geht. Sie buchen sich jeweils für eine Woche ein und arbeiten ihr Programm ab. Meistens können sie das auch unbehindert, denn diese Hochebene ist die meiste Zeit des Jahres wolkenfrei. Die Luft ist klar und die nächtliche Sicht wird nicht durch die Lichter einer nahegelegenen Stadt beeinträchtigt. Das größte Teleskop ist das SALT, das South African Large Telescope. Sein Spiegel misst 11m im Durchmesser und besteht aus vielen sechseckigen Einzelspiegeln. Zur Zeit muss einer der Spiegel ausgewechselt werden, denn ein Vogel hat nachts durch die große Öffnung im Dach genau auf diesen gesch... Volltreffer! Dem Fleck nach zu urteilen muss es ein ziemlich großer Vogel mit Verdauungsproblemen gewesen sein. Bei unserem nächsten Stop stehen wir mitten zwischen den Teleskopen. Tagsüber ist hier nichts los, doch nachts um so mehr. Menschen wird man trotzdem kaum zu Gesicht bekommen, denn die meisten Teleskope werden ferngesteuert. Irgendwo auf der Welt sitzen die Astronomen vor ihren Bildschirmen und wissen gar nicht, wie empfindlich kalt es nachts hier oben sein kann. Heute morgen waren es unter Null Grad. Wir wissen das deutlich besser, denn wir übernachten auf einem Camp in Sutherland. Dessen Chef hat sich der Astronomie verschrieben. Beim ihm steht ein halbes Dutzend hochmoderner Teleskope herum und er bietet nachts “Sternengucken” an. Jurg, so heißt er, macht das wirklich hervorragend. Er weiß zu jedem Stern einen interessante Geschichte und versteht es, die Faszination fürs Weltall zu wecken. Seine Teleskope sind zwar genau so, wie die großen Brüder auf dem Berg, ferngesteuert, doch wir sitzen nicht vor warmen Computerbildschirmen, sondern müssen selber durchs kalte Okular schauen. Es sind 5°C und wir sind einfach nicht für eine Polarexpedition ausgerüstet. Die anderen Gäste ebenfalls nicht. Nach kurzer Zeit hat sich jeder mit einer Decke vermummt. Nach zwei hochinteressanten Stunden bedarf es einer heißen Dusche, um wieder Leben in die Füße zu bekommen. Sollten wir noch mal in dieser Gegend sein, werden wir uns das Vergnügen noch mal bei sommerlichen Temperaturen antun. Freitag, 14.9.12 (Kambro Kind Camp, Sutherland): Nach so viel geistiger Anstrengung gestern ist heute nur körperliche Anstrengung angesagt. Pancakes essen in einem Straßencafé, Füße in der Sonne wärmen und abends Dinner, sofern es hier ein Restaurant gibt. In so einem kleinen Örtchen mit nur zwei Asphaltstraßen erwarten wir in dieser Hinsicht nichts Großartiges. Doch wir werden ziemlich enttäuscht. Wir landen eher zufällig im “Cluster d’Hôte”. Was französisch klingt, ist in Wirklichkeit “very British”. Ein kleiner Raum, fünf Tische, brennender Kamin, Antiquitäten aus dem britischen Südafrika. Nun ist die britische Küche ja nicht gerade ein Exportschlager. Und Mintsoße mit weich gekochtem Fleisch ist nicht jedermanns Sache, doch zusammen mit französischer Küche und südafrikanischer Gastfreundlichkeit ergibt es eine gelungene Mischung. Perfekter Service, perfekte Köchin, perfektes Dinner. Wir haben uns heute eher auf Gummi-Pommes-Frites und Fast-Food eingestellt und sind einmal mehr erstaunt darüber, welche Schätze sich in diesem kleinen Örtchen verstecken. Samstag, 15.9.12 (Perdekloof Camp, Tankwa Karoo Nationalpark): Nach so viel High-Tech und Luxus zieht es uns wieder in den Busch. Der Tankwa Karoo Nationalpark ist dafür genau das Richtige. Er liegt nur 40 km nordwestlich von uns. Allerdings stehen auf dem direkten Weg ein paar Berge herum, durch die keine Wege führen, deshalb ist die Strecke viermal so lang. Die ersten 30 km geht es nur bergab, von 1500 m runter auf die Hälfte. Glücklicherweise auf breitem Asphalt, so dass wir streckenweise verdammt flott unterwegs sind. Dann fängt laut Karte eine kleine Bergpiste an, von der uns niemand sagen konnte, ob sie passierbar ist. Unsere Navi-Karte kommentiert nur kurz und knackig: ”Schwere Reifenschäden, diese Piste frisst Reifen!” Nun denn! Nach der ersten Stunde warten wir immer noch auf den großen Reifenfresser. Entweder er ist inzwischen satt oder man hat die ganze Stecke erst kürzlich planiert. Jedenfalls fährt es sich recht angenehm. Auch der steile Passanstieg, wie er auf einer unserer Karten vorhergesagt wird, erweist sich als Irrtum, so dass wir viel schneller als geplant im Nationalpark einlaufen. Laut unseren Unterlagen gibt es hier einige Camps, doch es wird ausdrücklich dazugesagt, dass sie keinerlei Einrichtungen hätten. Also richtige Buschcamps. Die junge Dame an der Rezeption des Nationalparks erläutert uns, dass alle Camps zur Zeit freie Plätze hätten. Welches wir denn haben wollten? Na, welches würde Sie denn empfehlen? Das beste Camp wäre das Perdekloof-Camp, das wäre neu. Doch was kann an einem Buschcamp neu sein? Von wegen Buschcamp! Sie schwärmt uns vor von neuen Duschen, einer Küche, eigenem Bad und elektrischem Strom. Das hört sich wirklich nicht mehr nach Buschcamp an. Wir buchen für diese Nacht. Es ist noch Zeit für eine kleine Rundfahrt durch die Berglandschaft. Auch hier sollen, na was wohl, ein paar Blümchen stehen. Doch mangels Regen hält sich die Farbenpracht in Grenzen. Auf dem Rückweg geraten wir auf eine kleine und wenig befahrene Piste, die uns mitten durch große Herden von Elenantilopen führt. Erst am Ende der Strecke bemerken wir, dass wir auf einer speziellen Piste für Allradfahrzeuge gelandet sind. Wir haben auf vielen ähnlichen Strecken die Erfahrung gemacht, dass die relativ hohe Bodenfreiheit unseres Busses den Allradantrieb durchaus ersetzen kann. Nur wenn es extrem steil wird, müssen wir umdrehen, so wie neulich in Calvinia. Und in wirklich tiefem Sand und Schlamm. Am späten Nachmittag treffen wir an unserem Platz im Perdekloof-Camp ein. Es gibt insgesamt nur sechs Stellplätze, doch die sind der wahre Luxus. Jeder Platz mit eigener Toilette, einer Dusche und einer kleinen Küche, alles in einem schönen Design und mit ganz modernen Armaturen. Natürlich Heißwasser, elektrischer Strom aus einer Solaranlage und LED-Lampen. Der Grillplatz vor der Hütte ist selbstverständlich. Und das Panorama ebenfalls. Sogar für einen prächtigen Sonnenuntergang ist gesorgt. So edel haben wir bisher in keinem Nationalpark übernachtet! Sonntag, 16.9.12 (Perdekloof Camp, Tankwa Karoo Nationalpark): Wir werden noch eine weitere Nacht bleiben und den Luxus genießen. Der Tankwa Karoo Nationalpark besteht quasi aus zwei Ebenen, einer auf etwa 1300 m liegenden Hochfläche und der Tiefebene, die nur bei ca. 600 m liegt. Im Norden des Parks, rund 30 km von uns entfernt, gibt es den Gannaga-Pass, der als einziger die beiden Ebenen verbindet. Die einspurige Bergpiste soll phantastische Ausblicke bieten. Das richtige für einen kleinen Nachmittagsausflug. Die ersten 25 km sind bequem zu fahren, doch dann geht es stramm bergauf. Von unten kann man kaum erahnen, wo sich die Piste am Hang entlang wickelt. Außerdem hofft man vor jeder Kurve, dass niemand entgegen kommt. Ausweichstellen oder Leitplanken gibt es nicht. Doch es ist kein anderes Fahrzeug unterwegs. Oben liegt einige Kilometer weiter eine kleine Lodge. Vielleicht können wir da einen Kaffee trinken. Leider ist die Lodge genauso ausgestorben wie die Passstrasse. Nur ein paar Pferde stehen herum, doch die servieren weder Kaffee noch Kuchen. Statt dessen gibt es vor der Rückfahrt ein paar Kekse mit Fernsicht. Erst jetzt, oben von der Passhöhe, erkennt man, wie abenteuerlich die Piste in den Hang geschlagen worden ist. Während die Bergauffahrt richtig viel Arbeit für den Motor war, ist es bergab Schwerstarbeit für die Bremsen. Andernfalls schiebt es den Wagen selbst im ersten Gang viel zu schnell vorwärts. Alles geht gut, die Bremsen halten und keiner kommt entgegen. Heute Mittag, als wir im Hauptquartier des Nationalparks noch eine weitere Nacht gebucht haben und dabei erzählten, dass wir auf den Ganaga Pass wollten, bat uns die Dame an der Rezeption, uns über Funk zu melden, wenn wir wieder im Camp angekommen sind. Sonst würde sie sich um Hilfe kümmern. Da die Camps alle ziemlich abgelegen sind und hier kein Handynetz existiert, gibt es überall ein Funkgerät, mit dem man im Notfall Hilfe holen kann. Also führt unser erster Weg im Camp zum Funkmast. Alles weitere ist ganz einfach. Mikrofon herausnehmen, Taste drücken, “Tankwa, Tankwa, Tankwa! Here is Perdekloofcamp Number Five” sagen und abwarten. Und noch mal sagen und abwarten. Und noch mal sagen und abwarten. Am Ende nuscheln wir unseren Text nur noch und probieren alle anderen Tasten ebenfalls aus. Immer noch kein Mucks. Um keine unnötige Suchaktion auszulösen, müssen wir wohl oder übel zurück ins Hauptquartier. 8 km Piste runter ins Tal. Gleich beim Losfahren sehen wir eine Staubwolke aus dem Tal kommen. Auf halbem Wege treffen wir sie. Es sind die Parkranger, die alle unsere Funkrufe gehört haben. Doch offensichtlich funktioniert auf unserer Seite der Lautsprecher nicht, so dass wir ihre Antwort nicht hören konnten. Um uns nicht ohne Rufmöglichkeit zu lassen, haben sie ein weitreichendes Handfunkgerät dabei. Das packen sie neben das fest installierte und erklären uns im Detail, wie man es bedient. Wir sind schwer beeindruckt über so viel Fürsorge. Heute Abend haben wir uns einen ordentlichen Sundowner verdient. Ein Stück Fleisch für den Grill wäre auch nicht schlecht, doch der nächste Supermarkt ist 150 km zurück in Sutherland. Und die Antilopen im Park wollen wir nicht fragen, ob sie auf eine Haxe verzichten könnten. Oder wir versuchen es mal mit dem Funkgerät beim nächsten Pizzadienst ... Montag, 17.9.12 (Caravanpark, Yzerfontein): Nach ein paar Tagen Wärme wollen wir heute mal an die Küste schauen. Die Losfahrt gestaltet sich überraschend. Auf dem Weg lungert eine Puffotter herum und wärmt sich in der Sonne. Eine ziemlich große zudem, fast einen Meter lang, also ausgewachsen. Jede andere Schlange nimmt Reißaus, wenn Menschen oder Autos näher kommen. Nicht so die Puffotter, sie verlässt sich ganz auf ihre Tarnung, was speziell gegenüber Autos unklug ist. Außerdem sind Puffottern sehr langsam und träge und wir schaffen es lediglich, sie von der Piste unter den nächsten Busch zu treiben. Dort rührt sie sich nicht mehr vom Fleck. Wenn sie sich weiterhin so störrisch benimmt, wird sie kein langes Leben mehr haben. Beim Verlassen des Nationalparks droht uns das Navi für die nächsten 60 km wieder mal mit dem großen Reifenfresser. Doch auch hier scheint das Vergangenheit zu sein, denn nach eineinhalb Stunden sind wir durch. Mit ohne Reifenpanne. Innerhalb kurzer Zeit wandelt sich die Landschaft von einer Halbwüste in grüne Täler mit intensiver Landwirtschaft. Mitten drin liegt Ceres, die Obsthauptstadt Südafrikas. Ab jetzt sind wir wieder auf Asphalt und deshalb könnte eine Wagenwäsche nicht schaden. Für sechs Euro wird das Auto gekärchert, von Hand eingeseift, gespült und trocken geledert. Ein junger Mann, der neben uns parkt, spricht Wolfgang an. “Habt ihr einen Einzel- oder Doppelkanal-Motor?” Hä? “Äh, mmh, Doppelkanalmotor”. Er hatte mal den gleichen Bus und kennt sich bestens aus. Nicht nur mit Autos, sondern auch mit dieser Region, denn er gibt uns den Rat, auf der Weiterfahrt an die Küste nicht den kürzesten Weg zu nehmen. Etwas länger, aber ausgesprochen malerisch, ist die Strecke über den Bains Kloof Pass. Die Straße ist zu schmal und zu steil für Lkws. Er hat nicht zu viel versprochen. An einem kleinen Parkplatz an der Straße halten wir kurz an, um ins Tal hinunter zu schauen, da schiebt sich ein Auto langsam neben uns. Wir können an der Seite nur “Po...” lesen. Sind wir zu schnell gefahren? Bergauf? Der Fahrer kommt rüber, grinst und fragt uns, ob er mal ins Auto schauen dürfe. Er hätte einen ähnlichen und möchte nur mal sehen, wie andere den Wagen umgebaut haben. Kurz darauf rauscht er weiter. Das “Po...” endete übrigens mit “...stoffice”. Der Charakter der Gegend wandelt sich noch einmal. Vorhin hatten wir eine Kieswüste, jetzt eine Weinwüste. Wo man auch hinschaut, Wein. Es scheint ein großes Geschäft zu sein. Kurz vor Sonnenuntergang erreichen wir die Westküste in Yzerfontein. Man hatte uns gesagt, dass hier zuweilen Wale vor der Küste zu sehen sind. Dienstag, 18.9.12 (Caravanpark, Yzerfontein): Anette ist ein Jahr älter! Wir lassen es langsam angehen und gehen rüber zum Strand, um zu sehen, ob jemand zu Besuch kommt. Und wirklich: draußen sind eindeutig Wale. Sie winken immer wieder mal mit der Flosse (“Happy Birthday!”), doch am deutlichsten geben sie sich zu erkennen, wenn sie ausatmen. V-förmiger Spray heißt “Südliche Glattwale”, wie eine Tafel am Strand erläutert. Ein Vierzig-Tonnen-Gruß zum Geburtstag. Nicht schlecht. Wir können uns noch gut an das Foto von unserem ersten Strauß in freier Wildbahn erinnern, vor 20 Jahren. Es war kaum mehr als ein kleiner Strich am Horizont. So ähnlich ist es mit dem Walfoto. Wir gehen schwer davon aus, dass die Kerle später noch ein bisschen mehr von sich zeigen. In der Nähe von Yzerfontein liegt der West Coast Nationalpark. Und was gibt’s dort neben Walen? Natürlich, Blümchen! Doch leider sind wir heute ein wenig spät dran, denn um 15 Uhr bereiten sich die Blüten schon langsam auf den Feierabend vor. Wir werden also morgen noch mal hierher kommen, dann soll auch das Wetter besser sein. Am Abend gibt’s selbstverständlich ein Dinner in einem Restaurant ganz in der Nähe des Camps. Es ist innen sehr gemütlich, mit brennendem Kamin. Der Besitzer ist Holländer. Holländer? Marius, mit dem wir uns in Springbok getroffen hatten, ist ja auch Holländer und war vor einigen Tagen ebenfalls in Yzerfontein. Ob er den kennen würde.” Na klar, das ist ein alter Freund von mir!” Die Welt ist ist ein Dorf. Die Flasche Wein, die wir zum Essen bestellt haben, schaffen wir nicht ganz, andernfalls finden wir den Weg zu unserem Camp nicht mehr. Doch hier ist es ganz selbstverständlich, dass man die angebrochene Flasche mit nach Hause nimmt und eventuell nächstes Mal wieder mitbringt. Mittwoch, 19.9.12 (Caravanpark, Yzerfontein): Heute also der zweite Anlauf zum West Coast Nationalpark, bei sehr schönem Wetter. Und wieder das selbe Spiel wie vorgestern. Eine ausgewachsene Puffotter liegt vor uns auf der Straße und nimmt ein Sonnenbad. Doch diese ist ein wenig klüger und bewegt sich, wenngleich widerwillig, zurück in ihr angestammtes Revier. Wahrscheinlich werden wir für unsere Heldentat jetzt einen Orden von der Nationalen Liga der Puffotterfreunde bekommen. Oder wir werden Ehrenbürger von Pofadder. Die Blumen tun, was sie bei diesem Wetter tun sollen, nämlich die Blütenblätter weit von sich strecken. Leider sind die Geburtstagswale wieder abgezogen, trotz intensiver Suche finden wir keinen mehr. Dafür sehen wir am Horizont etwas anderes. Einen großen Tafelberg. DEN Tafelberg. Nur als schemenhafte graue Fläche, denn Kapstadt ist noch 100 km entfernt, aber immerhin. Von Windhoek hierher sind es zwar nur knapp 1500 km, doch wir haben mehr als das Doppelte gebraucht, weil uns die Blumen und das Wetter zu allerlei Umwegen verleitet haben. Ab jetzt geht es also zwangsläufig nicht mehr nach Süden, sondern Richtung Osten. Da sollen nicht nur mehr Wale sein, sondern es soll auch allmählich wärmer werden.
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