Tagebuch 2

Mfuwe, 23.11.2008

Liebe Freunde,

während diese Zeilen entstehen ist es 30°C warm, es weht ein leichter Wind, wir sitzen im Schatten unter einem Reetdach, die Mücken sind noch nicht draußen und am anderen Ufer des Flusses röhren die Nilpferde. Und heute Abend im Dunkeln wird der Nachtwächter regelmäßig vorbeikommen und uns erzählen, wo sich auf dem Camp die Hippos und Elefanten gerade herumtreiben.

Afrikanische Idylle vom Feinsten.

Wir haben in etwa Halbzeit und werden uns jetzt nicht weiter nach Norden bewegen, sondern nach Osten und dann in einem großen Halbkreis über Mocambique zurück nach Windhoek.

Zudem haben wir sie Hoffnung, dass wir diese Zeilen in ein paar Tagen in Lilongwe, der Hauptstadt Malawis, abschicken können. Wenn Ihr dieses lest, dann hat es offensichtlich geklappt.

Grüße aus Zambia und Malawi in den ersten Schnee

von Anette & Wolfgang

Tagebuch   4.11. bis 23.11.2008

Dienstag, 4.11.08 (Kaisosi Lodge, Rundu):  Heute wird unsere Website fertig gemacht. Die Chance ist günstig, dass wir morgen alles ins Internet hochladen können.

Heute keine Spei-Kobra auf der Toilette, doch die junge Dame, die die Sanitäranlagen sonst immer sauber macht, lässt sich sicherheitshalber gar nicht erst blicken.

Mittwoch, 5.11.08 (Mahango Lodge):  Ab ins Internet. Es klappt zwar nicht wie geplant, weil man in Europa mal wieder alle afrikanischen Adressen gesperrt hat, doch der Umweg über einen netten Kollegen bei Siemens macht es dann doch möglich.

200 km später rollen wir in der Mahango Lodge ein. Hier haben wir vor einem Dreivierteljahr noch auf der Piste im Regen warten müssen, weil wir den weiteren Verlauf nicht erkennen konnten. Jetzt ist alles bestens, auch das Abendessen auf einer Terrasse über dem Okavango. Wenn nur die Million Mücken nicht wäre ...

Donnerstag, 6.11.08 (Mahango Lodge):  Wir brechen erst spät in den Mahango Nationalpark auf. Er ist verhältnismäßig klein, kaum mehr als 20 km Piste entlang des Okavango, doch meistens haben wir ziemlich viel gesehen. Eigentlich alles außer den großen Katzen.

Es ist auch dieses Mal sehr nett, wenn auch nichts wirklich Aufregendes. Nicht einmal ein Elefant. Trotzdem, uns gefällt’s.

Bei der Ausfahrt halten zwei Südafrikaner neben uns und erzählen, wo sie Elefanten gesehen haben. Und tatsächlich laufen uns dann doch noch drei über den Weg. Na bitte, geht doch.

Freitag, 7.11.08 (Mudumo Nationalpark):  Rund 250 km weiter liegt der Mudumo Nationalpark. Wir hatten ihn Anfang diesen Jahres schon einmal angesteuert, doch damals hatte es so viel geregnet, dass die Pisten dicht waren.

Dieses Mal geht alles glatt und am Mittag stehen wir im Rangercamp. Hier ist alles noch extrem einfach, denn der Nationalpark ist erst seit ein paar Jahren als Schutzgebiet ausgewiesen. Die Zahl der Besucher ist noch sehr überschaubar, wir sind heute die ersten. Einen Übersichtsplan über die Pisten können wir abfotografieren (und dank Digitaltechnik unterwegs zu Rate ziehen), doch man kann sich hier eigentlich nicht verfahren. Nach spätestens 10 km kommt der Fluss oder der Grenzzaun. Wir sehen allerhand Antilopen und Vögel. Auch ein Nilpferd und einen Elefanten.

Am Ufer fallen uns ein paar Pilze auf, die dekorativ auf Elefantendung wachsen. Doch im Kamerasucher fällt noch etwas anderes auf. Es sieht aus wie der tief zerfurchte Rücken eines sehr alten Krokodils. Wir fahren ein wenig näher heran, es ist tatsächlich ein großes Krokodil. Vermutlich tot. Als wir noch zwei Meter entfernt sind, schnellt es plötzlich in einem großen Sprung hoch und klatscht ins Wasser. Wer von uns dreien mehr erschrocken war, ist schwer zu sagen. Wir sind jedenfalls verblüfft, dass so ein großes Vieh so elegant hochspringen kann. Es hatte sicher seine vier Meter Länge und war knapp einen Meter breit. Schade, dass wir die Flugeinlage nicht fotografieren konnten.

Im Park liegt eine edle Lodge, in der wir Kaffee trinken wollen. Vielleicht gibt es ja auch ein Stück Kuchen dazu. Dann wird eine große Trommel geschlagen, etliche Leute finden sich auf der Terrasse über dem Fluss ein, Kuchen wird hereingebracht und Kaffee und Tee sind fertig. Ist wohl Five O’Clock Tea. Man hält uns für Gäste des Hauses und wir wehren uns auch nicht dagegen.

In der Lodge geht alles sehr gediegen zu, es herrscht eine Atmosphäre der gepflegten Langeweile. Der größte Teil des Tages scheint mit Warten auf das nächste Ereignis verbracht zu werden. Morgenpirschfahrt, Frühstück, Mittagessen, Nachmittagskaffee, Abendpirschfahrt. Jeden Tag. Wer’s mag.

Wir kreuzen noch ein wenig durch den Park und machen uns dann auf den Weg zu unserem Übernachtungsplatz. Hier gibt es kein richtiges Camp, sondern nur ein paar Lichtungen am Ufer, auf denen man stehen darf. Keine Toiletten, keine Mülltonnen, nur Wildnis. Wir haben mit den Rangern abgemacht, db_DSC03596adass wir auf Camp Nr. 3 übernachten.

Unterwegs fahren wir noch mal beim Riesenkrokodil vorbei. Es geht ihm offensichtlich wieder gut und es liegt dekorativ in der Abendsonne am Ufer, das Maul weit offen. Wirklich ein Prachtexemplar.

Kurz vorm Camp müssen wir durch eine sandige Passage, durch die wir vorhin problemlos gefahren sind. Doch dieses Mal zögert Wolfgang zu lange mit dem Gasgeben und wir sitzen fest. So tief, dass wir uns mit dem Wagenheber herausheben müssen. Doch trotz aller Äste, die wir unter die Räder packen, hängen wir immer wieder fest. Schließlich müssen die Sandbleche ran. Damit kommen wir zwar vorwärts, aber für die 200 m brauchen wir unsere Zeit und es wird dunkel. Eigentlich hätten wir den Luftdruck der Reifen drastisch reduzieren müssen, doch dann hätten wir ständig auf dem harten Mittelsteg zwischen den Spuren aufgesessen. So blieb nur: Buddeln, was das Zeug hält und immer schön gucken, ob eine Mähne guckt.

Im letzten Licht sind wir wieder flott und wir sausen die drei Kilometer zu Camp Nr. 3. Leider finden wir es nicht. Stattdessen liegen vor uns plötzlich Hippos am Ufer und die Piste wird ziemlich weich. Rückzug auf Camp Nr. 1. Doch der Sand hat etwas dagegen, wir sitzen schon wieder fest.

Nicht lange, dann geht es weiter. Es macht keinen Spaß, im Dunkeln im Busch fest zu sitzen und nicht zu wissen, wer hinter dem nächsten Busch lauert. Auch wenn wir sie nicht gesehen haben, hier im Park gibt es alles, was große Zähne hat. Nur keine Haie.

Schließlich kommen wir dann doch bei Camp Nr. 1 wohlbehalten an. Als erstes brauchen wir ein großes Feuer gegen große Zähne und als zweites ein volles Waschbecken gegen großen Dreck. So wird es dann doch noch ein angenehmer Abend mitten im Busch. Mit all den Geräuschen, die dazu gehören. Hyänen, Zikaden, Frösche und Hippos.

Samstag, 8.11.08 (Namwi Island Lodge, Katima Mulilo):  Wir stehen spät auf und kommen erst nach dem Mittag los. Wir verabschieden uns von den Rangern und machen uns auf den Weg nach Katima Mulilo, der Hauptstadt hier im Norden.

Die Piste ist breit und gut, wird aber irgendwann langweilig, denn rechts und links ist immer das selbe, Bäume fürs Auge und Zikaden für die Ohren. Der Mamili-Nationalpark wäre eine schöne Abwechslung, doch es hat schon zu viel geregnet, da haben wir ohne Allrad keine Chance.

Die letzten 50 km müssen wir uns noch über mieses Wellblech quälen, dann trudeln wir in Katima Mulilo ein. Anfang diesen Jahres haben wir hier unsere Pläne ändern müssen und sind nach Botswana abgebogen, weil es in Zambia extrem viel geregnet hat. Dieses Mal sind die Aussichten deutlich besser, wir sind fast zwei Monate eher dran.

Ein paar Kilometer außerhalb der Stadt finden wir ein wirklich schönes Camp, direkt am Zambezi. Um abends etwas aufs Feuer legen zu können, müssen wir aber noch mal zurück in die Stadt. Als Wolfgang vor dem Supermarkt im Auto wartet, weist ihn ein Sicherheitsmann darauf hin, dass der Reifen hinten rechts leise zischt. Und tatsächlich, er ist merklich platter. Während Wolfgang die Luftpumpe rausholt, fällt ihm auf, dass die Papiere nicht da sind. Hektisches Suchen. Unauffindbar! Möglicherweise im Camp. Hoffentlich!

Schnelles Nachpumpen des Reifens, Anette aus dem Supermarkt geholt und mit Volldampf zurück ins Camp gerast. In einer Staubwolke sausen wir aufs Eingangstor zu und schon kommt der Wächter angewetzt und winkt mit unseren Papieren. Uff! Er hatte sie auf unserem Platz liegen gesehen und sicherheitshalber mitgenommen. Das ist nun schon das zweite Mal, dass Wolfgang die Papiere vergessen hat, vielleicht sollte man ihm mal sagen, dass es auch Diebe gibt. Der Wärter hat sich jedenfalls ein fürstliches Trinkgeld verdient und Wolfgang einen Schlag hinter die Ohren.

Das schöne an diesem Camp ist gleichzeitig das Schlechte. Das viele Grün ist nett fürs Auge, beherbergt aber auch Unmengen von Insekten. Und die kommen alle zum Abendspazierflug heraus.

Sonntag, 9.11.08 (Namwi Island Lodge, Katima Mulilo):  Heute ist Putz- und Waschtag. Und Service fürs Auto.

Montag, 10.11.08 (Waterfront Lodge, Livingstone):  Also auf nach Zambia. Die namibische Seite geht fix, auf der zambischen wird es kompliziert. Die neuen Abfertigungsgebäude sind fast fertig, die alten folglich in einem erbärmlichen Zustand. Mit Mühe finden wir den Anfang der Grenzprozedur, nämlich das dicke Buch, in das man sich eintragen muss. Von da ab wird man weitergereicht oder sogar gebracht. Der nächste ist der Mann für die Stempel im Pass. Er kriegt 100 US$ für die beiden Visa (später erfahren wir, dass die Gebühren wenige Tage später auf 40 US$ gesenkt werden). Dann geht es in ein düsteres Hinterzimmer, in dem eine dicke freundliche Schwarze thront. Straßenbenutzungsgebühr, 465 Rand, gut 40 Euro. Von hier bringt ein Bote Wolfgang zum Versicherungsmakler, der sein Büro in einem kleinen Holzhäuschen hat, ähnlich unseren Gartengerätehäusern. Die kürzeste Versicherungsdauer beträgt einen Monat (gutes Geschäft für die Versicherungen, denn die meisten Touristen machen nur einen Kurzbesuch an den Victoriafällen, doch die Paläste müssen ja auch finanziert werden). Macht 375 Rand bzw. 30 Euro. Dann geht es weiter nach nebenan in einen verfallenen Wohnwagen mit durchgebrochenem Boden. Hier residiert eine junge Dame, deren Rolle nicht ganz klar ist. Doch eins ist ganz klar, sie will sicher Geld sehen. Dieses Mal nur bescheidene 75 Rand, wir vermuten, dass das für die Brücke über den Zambezi ist, doch es kann genauso gut etwas völlig anderes sein. Egal, diskutieren erübrigt sich mangels Englischkenntnissen.

Und schon sind wir durch, hat nicht einmal eine Stunde gedauert. Dafür sind wir um 160 Euro leichter. Zambia ist dabei, sich als Touristenabzocker zu etablieren.

Die 200 km nach Livingstone sind in bestem Zustand und nach drei Stunden stehen wir auf dem Camp einer Lodge. Leider wimmelt es hier von Overlandern. Das sind zu Bussen umgebaute LKWs, die, meist beladen mit jungen Britinnen, die zum ersten Mal ohne Mama unterwegs sind, durch ganz Afrika kreuzen. Wie alle reisenden Gruppen können sie ganz nett sein, aber auch das totale Gegenteil. Auf jeden Fall sind es immer viele Leute.db_DSC03621

Das Wetter erinnert uns ziemlich an die Regenzeiten der letzten Jahre.

Dienstag, 11.11.08 (Moorings Farm, Monze):  Als wir morgens aufwachen, stehen unser Tisch und die Stühle in einer Seenplatte aus Milchkaffee. Es hat nachts ordentlich geregnet und das Wetter gibt jetzt auch noch keine Ruhe. Überall läuft eine schlammige Brühe entlang. In unserem ertrunkenen Kerzenhalter können wir 30 mm Niederschlag ablesen.

Wir frühstücken notgedrungen im Auto und beschließen, diesen gastlichen Ort zu verlassen. Auf einen Besuch der Victoriafälle verzichten wir. Wir waren schon etliche Male hier und zudem führt der Fluss gerade Niedrigwasser.

In Livingstone tauschen wir noch schnell Geld. Rein in die Bank mit 200 Euro, raus mit einer Million, leider keine Euro, sondern Kwacha. Zudem fragen wir in der besten Werkstatt am Platze nach einem Abgas-Tester. Unser Vergaser müsste nämlich mal wieder grundeingestellt werden, damit Verbrauch und Motortemperatur optimal sind. No, so was brauche man hier nicht. Wenn der Auspuff ein wenig rußt, dann ist der Motor genau richtig eingestellt. Wir danken und machen uns auf den Weg nach Lusaka.

Man hatte uns vorgewarnt. Die ersten 30 bis 40 km wären grauenhaft und man müsse mit einem Geländewagen mindestens zwei Stunden einplanen. Schlagloch an Schlagloch, doch die Bauarbeiten seien im Gange.

Stimmt fast alles. Zwar sind es 30 und 40 km mit badewannengroßen Schlaglöchern, doch die Bauarbeiten sind tatsächlich im Gange. Leider nicht zur Reparatur der Straße, sondern zum Neubau. Das heißt in Afrika immer: runter von der Straße auf eine durch den Busch geschlagene Piste. Zusammen mit uns auch der ganze Schwerverkehr, denn das ist die Hauptachse von Südafrika nach Norden. Entsprechend kaputt ist die Piste, zumal es ja auch ordentlich geregnet hat.

Durch die ersten Matschlöcher fahren wir noch ganz vorsichtig, denn unser Auto ist ja noch ziemlich sauber. Nach 10 km ist es wurscht. Und nach zwei Stunden endlich vorbei und eine richtig gute und neue Straße beginnt.

Am Nachmittag landen wir auf der Moorings Farm. Dort gibt es ein sehr schön angelegtes Camp unter großen Bäumen, mit viel Platz (kein Wunder, denn wir sind die einzigen Gäste) und sehr netten Leuten. Es gibt sogar ein gutes Stück Fleisch, tiefgefroren, so dass einem netten Feuerchen und einem guten Essen nichts mehr im Wege steht.

Mittwoch, 12.11.08 (Fringilla Farm):  Wir stehen zwar schon um 7 Uhr auf, kommen aber erst um 10 Uhr los. Die Nacht war sehr angenehm 25 °C, kaum Mücken und ruhig (außer ein paar spätankommenden und um so lauter palavernden Bayern!).

Heute wollen wir bis kurz hinter Lusaka fahren, gut 200 km, um von dort in einem längeren Ritt bis zu den Schimpansen zu kommen.

Die Straßen sind weiterhin gut, die Schlaglöcher selten und die regelmäßigen Polizeikontrollen ausnahmslos sehr freundlich. Bei diesen Kontrollen und in Lusaka werden wir etliche Male darauf angesprochen, dass unser Auto super in Schuss sei (als ob man das von außen erkennen könnte!) und ob wir es verkaufen würden. Überholende lassen sich wieder zurückfallen, kurbeln die Scheibe runter und rufen “Nice car”. Straßenhändler stellen sich an den roten Ampeln neben uns und fragen, wie alt er denn wäre (der Wagen, nicht der Fahrer), anstatt uns ihre Waren anzubieten. Polizisten wollen wissen, was das für eine Marke ist. Irgendwie ist das alles ziemlich seltsam, zumal der Bus dank der gestrigen Modderpiste in der unteren Hälfte schlammrot ist.

Eigentlich bräuchten wir in Lusaka überhaupt nicht anzuhalten (die Hauptachse heißt übrigens Cairo-Road, weil hier die Route von Kapstadt nach Kairo durch geht), doch da wir nun mal hindurch müssen, wollen wir gleich unser Abgas testen lassen. Schließlich sind wir hier in der Hauptstadt. Eine VW-Werkstatt dürfte es nicht geben, brauchen wir ja auch nicht, denn da weiß ohnehin niemand mehr, dass die mal luftgekühlte Autos gebaut haben. Wir bräuchten lediglich das Messgerät, den CO-Tester, egal, von wem. In einer Motorboot-Werkstatt (!!!) erfahren wir, dass es am anderen Ende der Stadt eine Werkstatt gibt und nicht weit weg einen Boschdienst, beide hätten einen CO-Tester. Wir treffen zur Mittagsruhe in der Werkstatt ein. Auf Wolfgangs Frage nach dem Testgerät hin nickt der Chef heftig, doch dann schüttelt der Angestellte ebenso heftig mit dem Kopf. Ihnen fehlt leider ein Ersatzteil. Also zum Boschdienst. Der macht noch eine halbe Stunde länger Mittag, dann nickt auch dort jemand heftig mit dem Kopf und geht mit Wolfgang in die Werkstatt. Dort erklärt ihm ein Mitarbeiter, dass der Tester seit gestern defekt wäre. Aber die Toyota-Niederlassung in der Innenstadt hätte sicher einen. Eine riesige Werkstatt (klar, die Dinger fahren hier ja auch an jeder Ecke) und dort lautet die Frage dann “Haben sie einen funktionierenden CO-Tester?” “Nein, wir haben nur einen normalen, aber bei dem ist der Computer defekt”.

Kapitulation auf der ganzen Linie! Wir werden es am Ende der Reise in Windhoek noch mal versuchen und bis dahin unseren Vergaser mit herkömmlichen Mitteln einstellen.

Bei der Ausfahrt aus Lusaka stoppt neben uns ein alter Geländewagen, kurbelt die Scheibe herunter und der Beifahrer fragt mit unverkennbar schweizerischem Akzent, ob wir Deutsch sprächen. Er hätte auch mal so einen Bus gehabt und wenn wir Ersatzteile bräuchten, könnten wir sie von ihm haben. Für Bullifahrer natürlich umsonst. Er hieße Walter und wir sollten in Ngwerere einfach nach ihm fragen, da kenne ihn jeder. Außerdem könnten wir natürlich auf der Farm übernachten. Wir rufen ihm zu, dass wir jetzt wir auf dem Wege zu den Schimpansen wären, aber in ein paar Tagen wieder hier durchkämen und gern mal bei ihm vorbeikommen würden. “Ihr seid immer willkommen” sagt er und biegt auf die staubige Piste nach Ngwerere ab.

Wir fahren noch ein Stück weiter gen Norden, damit wir morgen nicht so viele Kilometer haben, und landen um vier auf der Fringilla Farm, die wir schon von der Sonnenfinsternis 2001 kennen. Inzwischen ist hier ein richtiges Konferenzzentrum entstanden, doch neben dem Farmbetrieb gibt es immer noch das kleine Camp zwischen Kuhställen und Weiden, mit frischer Milch und Fleisch aus eigener Schlachtung. Und außer uns keinen weiteren Gästen. Glauben wir. Doch am Abend jault es in den Bäumen ganz erbärmlich, fast wie das Winseln junger Hunde, denen man auf den Schwanz getreten hat. Doch wie sollen junge Hunde oben in die Bäume kommen? Mit Taschenlampe und Feldstecher bewaffnet entdecken wir schließlich die Urheber: Fledermäuse, vielleicht sind es tatsächlich fliegende Hunde, so etwas soll es hier geben.

Donnerstag, 13.11.08 (Chimfunshi):  Nach einem kurzen Besuch im Internet machen wir uns auf die Achse, immerhin sollen heute Abend über 400 km auf dem Zähler stehen, quer durch den Kupfergürtel, Zambias Industrierevier.

Es geht gut vorwärts, abgesehen von den Bahnübergängen (da muss man offiziell stehen bleiben, was die LKWs auch tun, denn sonst hüpft ihnen die Ladung runter), den Straßensperren (die Kontrollen sind immer freundlich und in der Regel nur ein kleines nettes Schwätzchen über Belanglosigkeiten) und den Ortsdurchfahrten (man liebt künstliche Bodenwellen, für LKWs heißt das Tempo 10, für uns passt es bei 35 ganz gut).

Der Kupfergürtel scheint ein fruchtbarer Boden für Missionare zu sein. Oder man hat es hier am Nötigsten. Jedenfalls steht an jeder Ecke steht ein Schild zu einer anderen Mission, vor allem die Zeugen Jehovas haben sich hier breit gemacht. Fürs Seelenheil ist also gesorgt, am irdischen Dasein wird noch gearbeitet.

Unterwegs winken uns die Leute aus einem anderen Auto, dass wir anhalten sollen. Zwei Missionare aus Deutschland erzählen uns, dass es in Kitwe, der zweitgrößten Stadt der Region, heute Morgen Ausschreitungen gegeben hätte. Es soll etwas mit der Wahl vor zwei Wochen zu tun haben. Der Oppositionsführer, der nach Aussagen der Einheimischen ein hochkarätiger Verbrecher ist, will seine Niederlage wohl nicht eingestehen. Wir sollten vorsichtig sein und möglichst zum Feierabend schon wieder aus der Stadt heraus sein.

Kurz darauf erreichen wir Kitwe. Es ist wohl die schlimmste Gegend, die wir in Afrika bisher bereist haben. Es stinkt erbärmlich nach Industrieabgasen und überall fahren qualmende LKWs. Wenn es hier eine Abgaskontrolle gäbe, wäre die Stadt autofrei (... aber Abgas-Tester gibt es ja in Zambia nicht). Die Stadt ist dreckig und verwahrlost und in jeder Richtung schaut man auf eine Abraumhalde der Kupferminen.

Tatsächlich liegen auf den Straßen noch Steine und Knüppel herum und man wird beim Durchfahren laut und nicht immer freundlich angegrölt, vor allem von jüngeren Männern. Offensichtlich ist auch Alkohol im Spiel. Wir verzichten auf den geplanten Lebensmitteleinkauf und sehen zu, dass wir weg kommen.

Die nächste Stadt, Chingola, ist auch nicht besser, also werden wir in den nächsten Tagen von dem leben, was wir noch dabei haben.

Nach der achten Straßenkontrolle wird es einsam. Der Schwerverkehr in den Kongo verlässt uns, es riecht wieder besser und entlang der Straße reihen sich kleine Verkaufsstände aneinander. Und ab und zu ein Dorf. Dann noch 18 km auf einer mittelprächtigen Buschpiste und wir landen in Chimfunshi, der größten Schimpansenauffangstation der Welt. Eigentlich ist es eine Farm, auf der sich zwei ältere Zambier zur Ruhe setzen wollten, doch dann brachte man ihnen ein verletztes Schimpansenbaby, das sie mit Flasche und Windeln großzogen. Der Erfolg sprach sich herum und es wurden immer mehr Tiere, heute fast 130 aus aller Welt. Viele dienten als Attraktion in dubiosen Bars oder waren als Haustiere bei reichen Familien.

Mit Schrecken erfahren wir, dass sie die Preise mal schnell vervierfacht haben. Den neuen Manager scheint vor allem die Gier auszuzeichnen. Ein Ausflug in den Busch mit einigen Schimpansen kostet 80 Euro. Pro Person! Das Camp 10 Euro, ebenfalls pro Person, dafür ist es schlecht und primitiv.

Wenn Chimfunshi von der Idee her nicht etwas wirklich Gutes wäre, wären wir wahrscheinlich sofort wieder abgereist. Es ist zwar verständlich, dass man hier unabhängiger von Spenden werden möchte, doch wenn man als Besucher das Gefühl bekommt, nur noch gemolken zu werden, schwindet auch die Spendenbereitschaft. Wir bezahlen für die eineinhalb Tage soviel, wie ein mittlerer Angestellter in Zambia in zwei Monaten verdient.

db_DSC03715Bei angemessenen Preisen hätten wir hier ein paar Tage Pause gemacht, jetzt bleiben wir nur bis übermorgen und werden woanders ein Päuschen einlegen. Doch trotz des Wucherpreises genießen wir den Abend auf einer Wiese über der Schwemmebene der Kafue mit Blick auf Zaire und bewundern die in wackeligen Einbäumen balancierenden Fischer. Leider hat die Sprengstofffischerei hier fast alles ausgerottet. Nur die fliegenden Saugrüssel nicht.

Freitag, 14.11.08 (Chimfunshi):  Am Vormittag wollen wir uns die Schimpansen in den Gehegen und bei der Fütterung anschauen. Ein Gehege ist hier etwas ganz anderes als in unseren Zoos. Eigentlich ist es ein eingezäunter Wald mit mehreren Hundert Hektar Größe. Jede Familie hat einen eigenen Wald, da sie sich sonst gegenseitig umbringen würden. Trotz der beachtliche Größe kann der Wald die Tiere allerdings nicht ernähren, deshalb lockt man sie mittags zur Fütterung in ein Gebäude. Dort verteilt sich die Familie auf mehrere kleine Käfige und wartet, wobei sie je nach Temperament bisweilen einen Höllenlärm macht. Wie hungrige Schüler im Landheim.

db_DSC03646Joseph, einer der Pfleger, hat auf dem Feuer einen großen Topf mit Maismehl und Soja gekocht, gut 30 kg. Das Zeug sieht aus wie rosa Kartoffelbrei und muss zu faustgroßen Bällen geformt werden, von denen jedes Tier ein oder zwei bekommen wird. Da wir ja nichts zu tun haben, helfen wir Joseph dabei und verbrennen uns kräftig sie Finger. Mit kaltem Wasser zum Ablöschen geht es dann irgendwie. Jedenfalls liegen nach kurzer Zeit 100 Bälle in zwei Kisten, genug für zwei Familien, und wir haben sauber gekochte Finger.

db_DSC03677db_DSC03667db_DSC03668Als wir die Ladung zu den beiden Gehegen schleppen (nicht nur die Bälle, sondern auch Bananen, Tomaten, Salat, Mangos, Äpfel und einige undefinierbare Früchte) wird’s richtig laut. Man kommt sich vor wie in einem Knast, überall werden die Arme zwischen den Gitterstäben hindurchgestreckt, jeder will der erste sein.

Joseph kennt jedes Tier mit Namen und irgendwie scheinen sie zu verstehen, was er ihnen sagt. Jedenfalls wird es allmählich ruhiger und man hört nur noch lautes Schmatzen. Es schmeckt ihnen offensichtlich.

Die Prozedur, die Tiere zum Essen in die Käfige zu locken, hat zwei Gründe. So kann man einmal am Tage feststellen, ob sie alle gesund und munter sind, und man hat zudem die Chance, den Elektrozaun des Geheges zu kontrollieren. Die älteren Tiere schicken immer mal kleinere vor, um den Draht anzufassen und zu prüfen, ob es noch bizzelt. Sobald da etwas defekt ist, sind die Schimpansen auf und davon und lassen sich nur noch mit Futter zurück locken, gegebenenfalls mit etwas Schlafmittel drin.

Nachdem die beiden Gehege abgefüttert sind, fahren wir weiter zu einem weiteren, in dem eine Schimpansin lebt, die wir vor zehn Jahren als Dreijährige auf dem Arm hatten. Ihr hatten Wilderer den größten Teil einer Hand weggeschossen, so dass noch ein Finger übrig war. Die Pfleger hatten sie bezeichnenderweise “ET” getauft. Sie hat sich gut entwickelt, ist selber bereits Mutter und wir könnten sie sicher nicht mehr auf den Arm nehmen, eher umgekehrt.

Außerdem erfahren wir, dass ein anderes Tier der damaligen Krabbelgruppe an einer Erkältung gestorben ist, bei ganzjährig 30°C schwer vorstellbar, doch die Nächte können lausig sein. In seiner letzten Nacht war Stefan, so hieß der Kleine, plötzlich putzmunter und ist im Haus herumgetollt, um sich dann bei seiner Pflegemutter auf die Brust zu legen und zu sterben.

Am Nachmittag schauen wir uns noch die “Sorgenkinder” an. Schimpansen, die man keiner Familie mehr zuordnen kann oder die psychisch schwer geschädigt sind. Sie verbringen den Rest ihres Lebens quasi im Gefängnis. In normale Gehege kann man sie nicht lassen, da sie sofort ausbrechen würden und für Menschen gefährlich sind. Manchen sind Riesenkerle, denen man auf keinen Fall zu nahe kommen möchte. Doch als Sylvia, die Tochter der Gründerin, dem kräftigsten und wildesten von ihnen einen trockenen Halm hinhält und ihm sagt, dass er ihr damit die Fingernägel sauber machen möge, greift der Kraftprotz den Halm mit spitzen Fingern und tut es, als ob es die normalste Sache der Welt wäre. Aus dem Riesen wird ein Riesenbaby.

db_DSC03642db_DSC03818Nebenan liegt ein anderes Riesenbaby. Ein Hippo namens Billy, das vor sechzehn Jahren als verletztes Waisenkind hierher kam, gesund gepflegt wurde und seitdem hier als Haustier lebt. Inzwischen wiegt es stolze zwei Tonnen, benutzt den früheren Fischteich als Badewanne und beobachtet, was ringsum geschieht. Alle Hauseingänge sind mit Stahlrohren verbarrikadiert, da es sonst plötzlich neben dem Bett oder im Büro stehen würde. Es verschwindet schon mal für ein paar Tage in den nahe gelegenen Fluss, kommt aber immer wieder zurück, um sich hier ihre Ration Milch abzuholen. Warme Milch, sonst spuckt sie sie gleich wieder aus! Und nicht mehr als einen Liter, was für so ein Riesenvieh bestenfalls ein Schlückchen ist. Vielleicht ist das der Five O’Clock Tea für Hippos.

Samstag, 15.11.08 (Fringilla Farm):  6:30 Uhr aufstehen, 8:00 Uhr abmarschbereit in eines der Schimpansengehege. Es ist nur fünf Hektar groß, normalerweise nicht belegt und wird nur für die “Bushwalks” benutzt. Vorher hat man uns mit Overalls ausgestattet und wir haben alle Gegenstände, die von den Affen ertastet werden können, im Bus gelassen. Keine Uhr, kein Schmuck, keine Brille, keine teure Kamera. Wir haben für Notfälle eine alte Digitalkamera in Reserve.

Um in das Gehege zu kommen, müssen wir durch einen der Affenkäfige klettern. Knastgefühl pur. Dann kommt Dominik, einer der Pfleger, und bringt die Schimpansen mit, drei ältere und zwei Kinder. Gutmütige Tiere, die mit uns in den Wald laufen, wobei die Kleinen sich gleich an die Zweibeiner heranmachen, weil getragen werden ja viel angenehmer ist, als mit O-Beinen zu laufen.

db_DSC03760db_DSC03798db_DSC03771db_DSC03734Nachdem sich die Tiere an uns gewöhnt haben, fangen sie an, herumzutoben. Wir müssen aufpassen, dass wir nicht mitten ins Getümmel geraten, denn Schimpansen sind nicht gerade zart besaitet. Ab und zu reichen sie uns ein Blatt zum Essen und erwarten von uns das gleiche. Mit großer Akribie werden Schnürsenkel geöffnet und von uns geduldig wieder zugeknotet.

Auf einer Lichtung schlägt Dominik plötzlich wie wild um sich und auch um unsere Köpfe surrt es. Bienenattacke! Europäische Bienen stoppen ihre Angriffe, wenn das Opfer flieht. Für afrikanische fängt dann der Spaß erst richtig an. Da bleibt nur der schnelle Reißaus durchs dichte Unterholz in der Hoffnung, dass sich die Bienen darin verheddern.

Tun sie auch, doch vorher haben sie Dominik am Hinterkopf und einen der Affen unter dem Auge erwischt. Europäische Gäste wurden verschont.

Wir hatten Dominik unsere Kamera und die Ersatzbatterien gegeben, weil wir sie dort sicher wähnten. Doch irgendwie haben die Affen es doch geschafft, ihm die Batterien abzuluchsen. Denn auf einmal kauen einige von ihnen auf unseren Batterien herum. Trotz aller Lockungen und Drohungen wollen sie sie nicht wieder herausrücken und es beginnt ein ungleicher Kampf. Kaum hat man einen fast erwischt, sitzt er wieder oben auf dem Baum und nimmt genüsslich die Batterie aus dem Mund, so als wollte er sagen ”Ätsch, hab sie noch!”.

Irgendwann wird das Spiel dann doch zu langweilig und vor allem zu anstrengend und wir bekommen drei Batterien leicht lädiert wieder zurück. Die vierte bleibt verschwunden.

Da wir ja nur unsere Ersatzkamera dabei haben, sind die ersten Bilder auch ziemlich mies. Wolfgang wetzt deshalb zurück zum Auto (es ist ein ziemlich komisches Gefühl, wenn man von innen im Affenkäfig steht und ruft, dass man raus will!!!) und holt die richtige Kamera. Die Affen haben uns ja inzwischen gefilzt und bis auf die Batterien nichts Aufregendes gefunden. Vielleicht können wir jetzt die richtige Kamera hereinschmuggeln.

Und es klappt. Sie akzeptieren, dass Wolfgang oder Dominik das Ding in der Hand haben, so dass ein paar ganz nette Schnappschüsse gelingen.

Nach zwei Stunden dürfen die Affen wieder in ihr eigentliches Gehege und wir in unseres. Beide um die Erkenntnis reicher, dass der jeweils andere so anders dann doch nicht ist.

Nach einem kurzen Besuch bei Billy machen wir uns auf den Rückweg nach Lusaka. Eigentlich ist das ein Riesenumweg nach Süden, denn wir wollen ja nach Osten, doch über die Berge führt leider keine Straße.

Unterwegs liegt eine schwedisch geführte Lodge, auf der wir für die Nacht bleiben wollen.

Schon auf dem Hinweg hatten wir gesehen, dass überall an der Straße Pilze angeboten werden. Ziemlich große Dinger, die dicksten haben sicher 30 cm Durchmesser. Einer der Tierpfleger hatte uns erzählt, dass sie 2000 Kwacha das Stück kosten würden (50 Cent) und gebraten ein Gedicht wären.

So sehr wir an der Straße auch schauen, nicht ein winziges Pilzchen, doch nachdem wir uns schon mit einem pilzlosen Abend abgefunden haben, werden sie plötzlich in rauen Mengen angeboten. Wir erstehen vier Stück für 8000 Kwacha und als wir der Verkäuferin noch einen 1000er drauflegen und ihr ein paar Plastiktüten schenken, strahlt sie wie Weihnachten. In den Supermärkten kriegt man jede Kleinigkeit einzeln in eine Tüte verpackt, hier auf dem Lande sind sie der wahre Luxus.

Bei der Suche nach der Lodge sind wir weniger erfolgreich. Wir finden an der angegebenen Stelle rein gar nichts. Kein Schild und keinen Weg. Also weiter zur Fringilla Farm, von der wir vor zwei Tagen aufgebrochen sind, die letzten 80 km im Dunkeln.

Zu einem richtigen Abendessen haben wir keine Lust mehr, die Pilze halten auch bis morgen.

Sonntag, 16.11.08 (MW Farm):  Normalerweise essen wir nichts zum Mittag. Heute schon. Gebratene Pilze. Vielleicht hätten wir sie ein bisschen besser waschen sollen. Sie schmecken gut, wenngleich wir die Verzückungen der Einheimischen nur bedingt nachvollziehen können.

Da heute ausgesprochen schönes Wetter ist, wir ausgesprochen viel schmutzige Wäsche haben und auch das Auto ein paar Streicheleinheiten braucht, nutzen wir den Tag entsprechend.

Am Nachmittag fahren wir ein paar Kilometer weiter nach Ngwerere, um Walter zu besuchen (der VW-Bus-Fan, der uns vor ein paar Tagen auf der Straße angesprochen hatte). Wir wissen nicht, was uns dort erwartet, aber wenn es nichts ist, gäbe es noch ein gutes Camp in Lusaka.

An einer der üblichen Straßenkontrollen winkt uns eine eifrige Polizistin zur Seite. Wir hätten keine Reflektoren am Auto, sie wären vorn und hinten vorgeschrieben. Und tatsächlich haben alle Autos solche Aufkleber dran. Die dreißig bisherigen Kontrollen hat das allerdings nicht im Geringsten interessiert.

Die Verhandlung mit dem Chef der Kontrollstelle zieht sich hin. Unser Hinweis, dass es zwischen Zambia und Deutschland ein Abkommen gäbe und wir deshalb hier auch ohne Reflektoren fahren dürfen, beeindruckt ihn nur mäßig. Auch dass wir reflektierende Nummernschilder haben, überzeugt nicht, denn es muss vorne weiß und hinten rot sein. Erst als wir ihn darauf hinweisen, dass gerade ein Auto ganz ohne Reflektoren durchgewinkt worden sei, haben wir gewonnen. Er lacht und lässt uns ebenfalls weiterfahren.

Wir werden uns wohl ein paar Aufkleber kaufen müssen, obwohl wir so gut wie nie nachts fahren.

Ein Stück weiter biegen wir in die Piste nach Ngwerere ab. Im Dorf fragen wir an einer Polizeikontrolle und testen, ob hier wirklich jeder “Walter” kennt. Und tatsächlich, wir bekommen eine präzise Beschreibung zu seiner Farm: 3,5 km zurück, dort liegen ein paar Betonröhren neben der Piste, 150 m weiter, dann links in den Feldweg, der direkt zur Farm führt.

Wir finden alles auf Anhieb. Die matschige Zufahrt sieht nicht gerade Vertrauen erweckend aus. Doch dann landen wir in einer grünen Oase. Walter und seine Frau Maureen heißen uns willkommen, wir dürfen auf einer schattigen Wiese mit Blick über die Fischteiche übernachten und erfahren abends bei einem Beer Shandy (für Bayern: Radler) allerhand über das Leben in Zambia.

Schon auf der Zufahrt hatten wir ein halbes Dutzend alte VW-Busse unseres Typs herumstehen und -liegen gesehen, Platz ist ja genug vorhanden. Sie werden nicht mehr benutzt und rosten nun leise vor sich hin. Eigentlich schade um sie, doch bei den meisten hat der Rost bereits gewonnen.

Walter ist Schweizer, gelernter Maschinenschlosser und schon jung nach Afrika ausgewandert. Er betreibt auf der Farm eine Wurstproduktion und beliefert die ersten Hoteladressen Lusakas mit allem, was man aus Schweinen machen kann. Sogar Weißwurst wird hergestellt, zwar keine Original Münchener aus Kalb, aber offensichtlich so gut, dass sie reißenden Absatz findet. Zum Wurstmachen ist Walter wie die Jungfrau zum Kinde gekommen. Eigentlich hat er nur die Wurstmaschinen repariert und es am Ende gleich selber gemacht. Der Besitzer der Autowerkstatt in Lusaka, in deren Hof wir vor dreizehn Jahren unsere Vorderachsfedern gewechselt haben, ist den selben Weg gegangen. Heute ist er der größte Wurstproduzent am Platze.

Walters Frau Maureen stammt aus Zambia und betreibt auf dem gleichen Gelände eine Fischfarm. Die Einheimischen kommen am Wochenende hierher, angeln in den Fischteichen und bezahlen zwei Euro pro Kilogramm. Offensichtlich auch ein gutes Geschäft.

Das viele Grün lockt nicht nur Besucher, sondern auch zahlreiche Vögel an, von großen Reihern über Eisvögel bis hin zu zahlreichen kleinen, die wir nicht identifizieren können.

Es wird nicht nur eine ruhige, sondern auch eine angenehm kühle Nacht.

Montag, 17.11.08 (MW Farm):  Wir müssen heute nach Lusaka rein, um Geld zu tauschen, E-Mails abzuholen und einzukaufen. Reflektierendes Klebeband zum Beispiel.

Alles findet sich in zwei supermodernen Einkaufszentren am Stadtrand, auch eine richtig gute Pizzeria.

Nach unserer Rückkehr machen wir vor Walters Werkstatt gleich noch einen Ölwechsel. Wer weiß, wann wieder so eine gute Möglichkeit kommt.

Am Abend lernen wir zwei Manager einer benachbarten Farm kennen, ein Holländer und ein Deutscher, die uns einladen, Ihre Farm zu besuchen. Das werden wir morgen gerne machen.

Außerdem testen wir Walters Frankfurter Würstchen vom Grill und seine selbst gebackenen Brötchen. Sehr lecker.

Dienstag, 18.11.08 (MW Farm):  Vormittags ist Putzen, Reparieren und Mail schreiben angesagt. Außerdem hat es uns vor einigen Tagen einen Griff der Schiebetür zerlegt und wir finden in einem von Walters Wracks einen passablen Ersatz.

Als wir am Nachmittag auf die andere Farm fahren wollen, erfahren wir, dass dort eine unangemeldete Inspektion stattfindet und deshalb unser Besuch besser auf morgen früh verschoben wird. Auch gut.

Kurz darauf fängt es ziemlich an zu regnen, so dass es auch kein Vergnügen gewesen wäre.

Mittwoch, 19.11.08 (Luangwa Bridge Camp):  Die Nacht war wegen des Regens angenehm kühl. Nach dem Frühstück verabschieden wir uns von Maureen und Walter und fahren ein paar Kilometer weiter auf die andere Farm.

Als erstes sehen wir ein Treibhaus von gewaltigen Abmessungen. Einen Kilometer lang und hundert Meter breit. Rolf, einer der Manager, führt uns herum und erklärt uns alles. Das Treibhaus ist voller Rosen aller Farben. Täglich werden einige 10.000 davon geerntet und zweimal in der Woche geht ein Frachtflieger nach Amsterdam. Ohne es zu wissen, kaufen wir also in unseren Blumengeschäften und bei Aldi Rosen aus Zambia.

Die Rosenzucht ist ein Hightech-Unternehmen. Computergesteuert wird jedem einzelnen Beet genau die richtige Wasser- und Nährstoffmenge zugeführt, das Abwasser wird wiederverwendet und nachts wird mit Schutzanzügen Gift gesprüht. Ohne chemische Keule würden die Insekten mit der Ernte kurzen Prozess machen.

In einer großen Halle werden die Rosen konfektioniert und verpackt und kommen sofort in einen Kühlraum, um auf den Flug nach Europa zu warten. Es ist schon ein Wahnsinn, welcher Aufwand getrieben wird, damit wir frische Blumen auf dem Tisch haben. Andererseits hat dieser Wahnsinn hier über 100 Arbeitsplätze geschaffen.

Auf einer anderen Fläche der Farm werden, ebenfalls im großen Maßstab, Kartoffeln, Möhren und Zwiebeln für den lokalen Markt angebaut, noch einmal gut 100 Arbeitsplätze. Der Anbau ist nur mit riesigen Bewässerungsanlagen möglich. Die Felder sind rund, weil die Beregner auf hunderte Meter langen Gestellen im Kreise fahren und so gleich einen halben Quadratkilometer bewässern.

Auf nach Osten. Auf der Great East Road haben wir rund 600 km, dann noch einmal 100 km über eine in der Vergangenheit ziemlich miese Piste und schon sind wir am South Luangwa Nationalpark. Nicht an einem Tag, aber morgen Abend sollten wir da sein.

Die Straße ist gut, der Verkehr schwach und die Polizisten an den Straßensperren sind gut gelaunt. Jetzt haben wir nun die richtigen Aufkleber, aber keiner fragt danach.

Am späten Nachmittag erreichen wir die Brücke über den Luangwa. Hier gibt es ein ganz nettes Camp.

Als wir im Restaurant eine Kleinigkeit gegessen haben (wir sind die einzigen Gäste), wird es gerade dunkel. Da es gestern geregnet hat, ist das genau die Zeit, in der die Termiten auf Hochzeitsflug gehen. Nicht ein paar hundert, sondern Millionen. Fliegende Würmer mit einer Spannweite von 5 bis 6 Zentimetern. Kaum macht man eine Lampe an, kommen sie angeschwirrt. An ein ungestörtes Duschen ist nicht mehr zu denken, denn sie können nicht besonders gut fliegen (wie sollten sie auch, es ist ja ihr erstes und letztes Mal) und bleiben an jeder nassen Stelle kleben.

db_DSC03829aAls Wolfgang die Dusche fluchtartig verlässt, sieht er unter einer Lampe einige Einheimische sitzen und die Termiten einsammeln. Sie werden später geröstet und gelten als Delikatesse. Mahlzeit! Kaum hat er die Jungs darauf hingewiesen, dass neben unserem Auto eine viel hellere Lampe brennen würde, wetzen sie schon los. Sie schaufeln die flatternden Viecher mit beiden Händen in Plastiktüten und Kartons und nehmen dankbar die angebotenen leeren Tüten an. In Nullkommanichts sind die auch voll.

Nach einer Stunde ist der Spuk vorbei, die Schwarzen schleppen mindestens zehn volle Plastiktüten weg und der Boden ist übersät mit abgeworfenen Flügeln.

Eigentlich hatte die Natur vorgesehen, dass sich die Termiten zu Pärchen zusammenfinden, eingraben und für Nachschub sorgen. Jetzt sind sie selber Nachschub. Afrikanische Kartoffelchips. Aber trotz des Plastiktütenmassakers haben es wegen der riesigen Menge an Tieren sicher viele geschafft.

Donnerstag, 20.11.08 (Wildlife Camp, Mfuwe):  Am Morgen sausen immer noch einige herrenlose bzw. damenlose Termiten herum, doch die letzten werden dankbar von den Ameisen in Empfang genommen. Man sieht regelrechte Prozessionen, in denen die Ameisen ihre Beute heimschaffen.

Die Landschaft wird ziemlich bergig, ist unverschämt grün, weil es schon den ersten Regen gegeben hat und die Straße ist wider Erwarten in gutem Zustand. Wir hatten Gegenteiliges gehört und man hatte uns vor den letzten siebzig Kilometern gewarnt. Wir müssen zwar ständig auf der Hut sein, weil immer wieder ganz unvermittelt große Schlaglöcher auftauchen, doch um die meisten können wir herumkurven. Wenn nicht: davor stehen bleiben und im Kriechgang durch.

Auf einer langen Bergauffahrt macht ein Reifen plötzlich seltsame Geräusche. Unser hundertster Plattfuß in dreißig Jahren! Alle 2400 km einer. Das ist wohl der Preis für schlechte Straßen und hohes Gewicht.

Wir verzichten auf den Jubiläumssekt und genießen eine Flasche kühlen Wassers. Es ist seit Windhoek in unseren Tanks.

Mittags biegen wir von der Great East Road auf die Piste zum Nationalpark ab. Diese Strecke ist gefürchtet, weil meistens schlecht bis noch schlechter. Für die 110 km muss man mit rund vier Stunden rechnen.

Die ersten 70 km sind leidlich gut, doch dann kommt es um so übler. Tiefe Wasser- und Schlammlöcher, große Steine, tiefe Rinnen. Manchmal im Schritttempo, dann wieder mit viel Schwung durch den Matsch.

Später erfahren wir, dass die Asphaltierung bereits im Budget ist und in wenigen Wochen begonnen werden soll. Umgekehrt heißt das aber auch, dass seit Monaten an der Piste nichts mehr gemacht worden ist. Man merkt’s. So schlecht war sie noch nie.

In der Abenddämmerung trudeln wir schließlich nach einigem Suchen im Wildlife Camp ein. Schon beim Einbiegen auf den Parkplatz flüchtet ein Elefant von der Piste. Fängt gut an.

Leider auch der Regen. In dieser Gegend heißt das, die Schuhsohlen werden immer dicker. Der klebrige Boden geht nicht mehr runter und irgendwann ist alles verdreckt.

Freitag, 21.11.08 (Croc Valley Camp, Mfuwe):  Das Camp ist zwar ganz nett, überzeugt uns aber nicht restlos. Zu dreckig, zu düster und zu weit weg vom Dorf.

Wir fahren in ein anderes. Das Croc Valley Camp ist auf dem Boden einer früheren Krokodilfarm entstanden und macht einen viel freundlicheren Eindruck. Schöner Blick vom Hochufer auf den gegenüber liegenden Nationalpark, schöner Rasen, Reetdächer, damit man trocken sitzt. Hier werden wir ein paar Tage bleiben.

Der Fluss vor uns ist voller Hippos. Angeblich haben Hippos die lautesten Stimmen des Tierreiches, was sie ab und zu auch eindringlich unter Beweis stellen. Dabei wirkt das Steilufer hinter ihnen wie db_DSC03989aein zusätzlicher Reflektor. Ein Geräusch, das uns lange in Erinnerung bleibt.

Unmittelbar vor den Nilpferden ziehen Fischer ihre Netze durchs Wasser. Dabei passiert es jedes Jahr viele Male, dass das die Tiere stört und sie kurzerhand mit ihren Zähnen den Einbaum perforieren. Samt Fischer. Auf diese Weise bringen sie in Afrika mehr Menschen um als Löwen und Büffel zusammen.

Da das Wetter wirklich gut ist, blauer Himmel, wie seit Tagen nicht mehr, fahren wir mittags noch in den Nationalpark. Der Eintritt kostet zwar schlappe 300.000 Kwacha, knapp 60 Euro, gilt aber 24 Stunden.

Der Park ist sehr grün, teilweise ganz frisch und leuchtend. Damit schwindet zwar die Aussicht auf große Tierherden an den Wasserlöchern (denn Wassertümpel gibt es jetzt überall), aber es ist angenehmer fürs Auge. Und Elefanten sieht man hier auf jeden Fall, vielleicht auch ein paar Löwen.

Wenn die Piste arg schmal wird, dann schauen wir immer ganz intensiv nach rechts und links und fahren langsam, denn uns hat schon einige Male plötzlich ein Elefant im Wege gestanden. Meist hauen sie verschreckt ab, manchmal auch wir.

Auf der Landepiste des “Flughafens” grast friedlich ein Wasserbock, im Gebüsch stehen überall Pukus, kleine fusselige Antilopen herum und die anderen Vierbeiner stellen sich nach und nach ebenfalls ein. Zebras, Büffel, Kudus, Giraffen, Warane und auch etliche Vögel. Und natürlich Elefanten satt. Meistens sind die Tiere deutlich kleiner als in den anderen Nationalparks. Das könnte eine Konsequenz der intensiven Wilderei noch in den 80er Jahren sein. Damals waren sie hier fast ausgerottet, die ältesten Tiere sind also noch keine 30 Jahre alt, die Hälfte eines Elefantenlebens.

Viele Pisten sind vom Regen bereits sehr verschlammt und es passiert öfters, dass wir nach einigen Kilometern kehrt machen, weil uns das Risiko, in einem Matschloch stecken zu bleiben, einfach zu groß ist. Wir haben zwar Schneeketten für den Matsch dabei, aber das muss nicht wirklich sein. Wir wollen den Park ja genießen und nicht erarbeiten.

Kurz vor 16 Uhr sind wir zurück im Camp, um gleich auf einen Geländewagen für einen “Nightdrive” umzusteigen. Die ersten zwei Stunden noch bei Sonnenschein, dann zwei weitere Stunden im Dunkeln mit Unterstützung eines Suchscheinwerfers. Wir sind zu sechst unterwegs, neben dem Fahrer und dem “Spotter” (der die Tiere sucht) noch die Tochter des Campbesitzers und eine deutsche Nervensäge. Eine ältere allein reisende Dame mit schrecklich quietschiger Stimme, die keinen Moment Ruhe gibt. “In Australien sind die Baobabs aber größer”, “Den Vogel habe ich schon im Senegal gesehen”, “Warum gibt es hier keinen ...?”. Leider haben ein paar sehr deutliche Worte von Wolfgang nur eine kurzfristige Wirkung. Vielleicht könnte man die Löwen überreden ...

db_DSC03898Doch die sind faul. Sehr faul. Als wir neben ihnen stehen, bewegen sie maximal ein Augenlid. Offensichtlich sind die Anführer des Rudels auf Jagd und der Rest wartet ab, bis das Essen zubereitet ist.

Unser Fahrer hat großen Respekt vor den Schlammlöchern, kann aber viel mutiger rangehen als wir. So kommen wir in Gebiete, in die wir uns alleine nicht getraut hätten.

Es ist wirklich angenehm, in zwei Metern Höhe auf dem Wagen sitzend durch den Abend gefahren zu werden. Die Temperatur ist gerade richtig und wir genießen es. Andere Touristen hatten uns von ihrer gestrigen Nachtfahrt erzählt: es war windig und kühl, dann kamen Regen und Hagel (die Wagen sind oben offen), in ihren Sitzmulden sammelte sich das kalte Wasser und die Tiere hatten sich auch verkrochen. Dagegen ist unser Fahrt ein extremer Genuss.

Nachdem es dunkel geworden ist, entdecken wir im Scheinwerferlicht eine Ginster- und eine Zibetkatze, afrikanische Verwandte unserer Stubentiger, und zwei auf der Piste dösende Hyänen.

Die Nacht hat einen großen Vorteil. Wenn die Nervensäge während der Fahrt den Mund aufmacht, hat sie Ruckzuck ’was zu kauen drin. Es sind Unmengen von Insekten unterwegs, alle paar Sekunden hat man ein Vieh am Kopf. Die Augen schützt sie mit einer Sonnenbrille (bei Nacht!), doch der Mund muss geschlossen bleiben. Wie wohltuend.

Mitten in der Nacht wachen wir von lauten Zupfgeräuschen auf. Hippos grasen neben unserm Auto. Solange man ihnen nicht in die Quere kommt, sind die Zwei-Tonnen-Rasenmäher ganz friedliche Tierchen.

Samstag, 22.11.08 (Croc Valley Camp, Mfuwe):  Vor 6 Uhr aufstehen! Eine halbe Stunde später sind wir bereits im Park. Die Wege sind an manchen Stellen noch extrem glitschig und man hört, wie die Matschbatzen in die Radkasten fliegen.

Wir biegen nach Süden ab, um in die Gebiete zu kommen, wo die kurzen Ausflugsfahrten der Lodges nicht hinkommen. Auf einer weiten Grasebene machen wir Frühstück. Vor uns zieht eine Elefantenherde runter an den Fluss und rings um uns suchen sich zahlreiche Vögel ihre Frühstückswürmer oder -frösche. Wir haben statt dessen Müsli, Kaffee und Toast und einen riesigen Ausblick bis zum Horizont.

Die Sonne trocknet die Pisten allmählich ab, trotzdem kehren wir viele Male um, wenn es uns zu weich erscheint. Hier in den abgelegeneren Teilen des Park trifft man nur selten auf Autos, dafür oft auf Elefanten.

Eine kleine Piste führt auf einen Hügel mit großartiger Sicht in die Ebene. Auch von hier oben kann man immer wieder kleine Gruppen von Elefanten entdecken.

Der weitere Weg zurück ins Tal ist der reinste Achsenbrecher. Bergab geht es ja noch, da kann man von Stein zu Stein hüpfen, aber bergauf hätten wir große Probleme. Hoffentlich gibt es unten im Tal keine unüberwindlichen Schlammlöcher, die uns zur Umkehr zwingen.

Die Schlammlöcher sind alle harmlos, doch statt dessen steht ein einzelner Elefant auf der Piste und lässt uns nicht durch. Ausgerechnet in einer extrem schmalen Senke. Kein Weg außen rum. Es ist 35°C warm, doch der Kerl hat keim Erbarmen. Wir schauen aus sicherer Entfernung zu, wie er ganz gemütlich das frische Gras auszupft. Da die Senke etwas sumpfig ist, müssen wir mit Schwung durch, doch dazu muss er erst einmal seinen Hintern bewegen.

Nach zwanzig Minuten hat er ein Einsehen, beendet seinen Imbiss und wir dürfen durch.

Am Nachmittag verlassen wir den Park, versorgen uns auf dem Markt des Dorfes noch mit Mangos, Tomaten und Krapfen und genießen den Rest des Tages und die Aussicht von unserm Camp.

Um zu verhindern, dass die Nilpferde zum Grasen direkt bei uns ans Ufer klettern, machen wir ein großes Feuer. Später erzählt uns der Nachtwächter, dass er sie auf einer Wiese hinter den Chalets gesehen hätte, wir hätten Ruhe. Und auch der Problemelefant sei auf der anderen Seite. Das ist ein sehr aggressives Muttertier mit Kindern, der ein Stoßzahn schmerzhaft verwachsen ist. Man war drauf und dran, sie zu erschießen, doch sie hat wegen der Kinder noch eine Gnadenfrist bekommen.

Kaum wollen wir ins Bett gehen, blitzt und donnert es und die Temperatur fällt deutlich unter 30°C. Danke.

Sonntag, 23.11.08 (Croc Valley Camp, Mfuwe):  Weil es so schön ist, bleiben wir noch einen Tag. Wäsche waschen, ein paar Kleinigkeiten reparieren, Website fertig machen.

Zum Frühstück gibt es nur noch Brotstückchen, weil’s unser Toastbrot auf den Pisten zerlegt hat. Die letzten beiden intakten Scheiben heben wir uns für morgen auf.

Das war ein Fehler, denn ein paar Stunden später haben wir nicht aufgepasst und ein großer Pavian hat sie sich durch die offene Heckklappe geangelt und genüsslich verspeist. Als Anette ihn verjagen will, macht er es sich erst einmal auf dem Fahrersitz gemütlich. Das scheint ein begehrter Platz zu sein, denn vor einigen Monaten saß da schon einmal eine Ziege.

Dass er unser letztes Toastbrot geklaut hat, wäre noch verzeihlich, doch dass er mit schmutzigen Füßen auf unsere neuen Polster geklettert ist, das ist zu viel. Bevor Wolfgang einen passenden Stein zum Werfen gefunden hat, ist er im nächsten Baum verschwunden.

Bei genauerem Hinsehen steht unser Bus merkwürdig schief. Plattfuß 101, wieder hinten links. Beim Radwechsel fällt ein Riss in der Stoßdämpferbefestigung auf. Könnte sein, dass in Windhoek eine Reparatur fällig ist.