Freitag, 3.10.08 (München): Der Mechaniker fliegt wie immer voraus und wird die beiden nächsten Wochen unter dem Auto verbringen. Na ja, eigentlich mehr neben und auf dem Auto, denn unten drunter ist dieses Mal nicht allzu viel zu tun.
Samstag, 4.10.08 (Windhoek): Der Flug ist wie sonst auch, der Start etwas verspätet und die Landung pünktlich um 7 Uhr morgens in Windhoek. Das Gepäck ist vollzählig da. Das große Paket mit dem neuen Tisch und die Pappröhre mit den lackierten Teilen der Karosserie erregen bei den Zöllnern keine große Aufmerksamkeit. “Was ist das?” “Ein Tisch für unser Auto!” “Wie teuer war er?” “Haben wir selber gebaut.” “Na, dann ist’s ok.”
Der Taxifahrer in die Stadt will 140 N$ haben, 12 Euro für 45 km.
Schon kurz nach 8 Uhr steht Wolfgang bei Anettes Verwandten zum obligaten Kaffeetrinken vor der Tür.
Erst Tage später wird klar, dass die Taxifahrt eine der teuersten seines Lebens war, denn er zahlt aus Versehen in Euro und nicht in N$. Morgens um 8 Uhr ist wohl nicht seine Zeit. Der Taxifahrer verzieht jedenfalls keine Miene und verschwindet ganz schnell mit seinem Weihnachtsgeschenk.
Schon kurz nach 10 Uhr ist Wolfgang mit dem Geländewagen von Anettes Onkel am Container und eine halbe Stunde später läuft der Motor. So, wie es sich gehört. Jetzt nur noch die beiden Autos zur 5 km entfernten Arebbusch Lodge bringen (dieses Mal ist Wolfgang knauserig und der Taxifahrer kriegt nur den normalen Preis!) und dann beginnt das große Chaos des Aus- und Umpackens.
Sonntag, 5.10. bis Freitag, 17.10.08 (Windhoek): Tagsüber sind es immer zwischen 35 und 40°C, da werden die Bewegungen ein bisschen afrikanischer. Trotzdem geht die Arbeit recht gut voran. Ein neuer Tisch für draußen, weil sich der alte übertrieben an die Erdkrümmung angepasst hatte. Zudem wiegt der neue 4 kg weniger. Leider muss dazu auch eine neue Konstruktion her, mit der er unter dem Dachgepäckträger verstaut ist. Ein neuer stärkerer Ventilator für den Ölkühler. Neue Polsterbezüge, weil die alten nach 30 Jahren wurmstichig waren. Jetzt sieht’s richtig gut aus!. Und eine Rostkur an den Führungen der Schiebetür. Die in Deutschland neu lackierten Bleche sitzen perfekt und auch die Farbe ist nicht zu unterscheiden (obwohl von Hand zusammengemischt). Zwischendurch immer wieder längere Pausen und viiiiel trinken.
An einem Samstagnachmittag bekommt Wolfgang eine dicke Schwellung an der Achillesferse. Der Knöchel ist völlig verschwunden und wenn man auf die Haut drückt, bleibt eine tiefe Beule. Also ab ins Römisch-Katholische Krankenhaus. Das hat nicht nur einen guten Ruf, sondern auch einen Notdienst.
Als erstes sind 300 N$ Grundgebühr fällig, dann kommt ein Doktor, schaut sich das alles ausgiebig an und stellt fest, das wäre Cellulite. Hä? Doch offensichtlich fasst man unter dem Begriff alles zusammen, was mit Entzündungen des Bindegewebes zu tun hat. Oder so ähnlich. Jedenfalls meint er, das könnte von einem Insektenstich stammen und würde mit einer geballten Ladung Antibiotika klein zu kriegen sein. “Haben Sie eine Antibiotika-Unverträglichkeit?” “Weiß ich nicht, ich habe noch nie welche genommen” Die Antwort macht ihn sprachlos, das Zeug scheint hier als Universalheilmittel eingesetzt zu werden.
Nach längerem Suchen findet sich sogar eine offene Apotheke, die die Pillen auf Vorrat hat. 10 mal 1 Gramm, zwei Stück täglich, alle aufessen! Jawoll! Und tatsächlich wird es von Tag zu Tag besser.
Nach dem Cellulite-Intermezzo geht die Arbeit weiter. Leider hat das Mittel zur Rostbehandlung unschöne dunkle Streifen auf dem Lack hinterlassen. Die einzige Möglichkeit zur Beseitigung: Lackreiniger. Das ist so eine Art Zahnpasta für den Lack. Sie schmirgelt ein ganz klein wenig und holt von der Oberfläche alles runter, was da nicht hingehört. Danach glänzt der Lack wie eine Speckschwarte. Zwar waren die Streifen nur an wenigen Stellen, doch da die jetzt so strahlend neu aussehen, fallen sie erst richtig auf. Also muss der ganze Bus eine Behandlung kriegen. Das ist ziemlich schweißtreibend, doch das Ergebnis ist bestechend. Kein Vergleich zu dem in fünfzehn afrikanischen Jahren entstandenen Grauschleier.
Ein anderes Problem gibt es immer dann, wenn etwas lackiert werden muss. Durch die Hitze und die extreme Trockenheit wird die Farbe schon am Pinsel pappig, so dass die Oberfläche ganz runzelig wird. Die Abhilfe: morgens um 7 Uhr aufstehen, dann sind es auch mal unter 15°C. Die andere Option, nach Mitternacht zu lackieren, scheidet aus, wenn man keine Insektensammlung auf dem frisch Lackierten haben möchte.
Beim Öffnen einer Schranktür macht es plötzlich “pling” und nichts geht mehr. Die innere Feder des Verschlusses ist gebrochen. Mit Mühe kann Wolfgang die Tür aufprokeln, doch reparieren wird schwierig. Unsere Schließer stammen von der Firma Häfele aus den siebziger Jahren. Es sind keine normalen Schlösser, sondern kleine Blechwunderwerke, die beim ersten Drücken die Tür verriegeln, beim nächsten wieder aufdrücken.
Eine Frage bei Pupkewitz, dem größten Heimwerkermarkt am Platze, führt nur zu Kopfschütteln und dem Hinweis “... versuch’s doch mal bei JB Hardware”. Der Laden ist um die Ecke, ich lege einem baumlangen Schwarzen das defekte Teil hin und bevor ich etwas fragen kann, sagt er nur “Wie viele brauchst Du?” In feinstem Deutsch.
Es sind tatsächlich genau die richtigen Dinger von der Firma Häfele und kosten 8 Namibiadollar pro Stück, also 70 Cent. Wolfgang ist sprachlos und der Verkäufer freut sich diebisch.
Die Solaranlage powert den ganzen Tag bei voller Leistung, doch am Abend geht nicht mal eine Lampe an. Feierabend! Die Batterien sind noch neu, also muss es an etwas anderem liegen. Beim Berühren des Solarladereglers verbrennt man sich die Finger. Er ist glühend heiß und hat schon das Gehäuse angeschmort. Beim Durchmessen zeigt sich, dass er mausetot ist. Er hat alles verheizt, was die Solaranlage produziert hat. Eine SMS an Anette mit der Bestellung von zwei neuen Transistoren geht sofort raus. Es hat auch Vorteile, nicht zusammen zu fliegen.
Ach ja, wir haben ab jetzt auch eine namibische Handy-Nummer. Die SIM-Karte hat 1,50 Euro gekostet und ist pro Minute deutlich billiger als das deutsche Handy. Und freie SMS gibt’s noch obenauf, z.B. zur Bestellung von Transistoren.
Samstag, 18.10.08 bis Sonntag, 19.10.08 (Windhoek): Wie immer, wenn die meiste Arbeit getan ist, kommt Anette eingeflogen. Ihre Maschine kommt eine halbe Stunde zu spät. Wolfgang auch.
Sie hat dieses Mal nur zwei Koffer dabei, weniger als sie Hälfte vom letzten Mal!
Am darauf folgenden Tag fängt die Regenzeit an. Ob es da einen Zusammenhang gibt? Zugegeben, in Deutschland würde man das nicht als Regen registrieren, doch es waren mindestens 10 Tropfen pro Quadratmeter. Immerhin ein Anfang.
Montag, 20.10.08 bis Samstag, 25.10.08 (Monteiro Campsite): Heute wollen wir auf ein anderes Camp umziehen. Es liegt 15 km vor den Toren Windhoeks in fast 2000 m Höhe. Wir haben einen schönen Blick auf die Berge mit viel Grün und Blumen um uns herum.
Neben uns hat ein Student sein Zelt aufgebaut. Er hat sich hierher zurückgezogen, um sich auf seine Rechtsanwaltsprüfungen vorzubereiten. Er ist bestens über deutsche und europäische Politik informiert, verzieht genau wie wir sein Gesicht, wenn er Huber und Beckstein hört und verfolgt regelmäßig die Nachrichten in deutsch, afrikaans und englisch. Woher er deutsch kann? Er hat in Köln Automechaniker gelernt.
Er gehört zum Stamm der Damara, einer Minderheit, die von den staatstragenden Ovambos seit Urzeiten unterdrückt worden ist, schon lange vor der Ankunft der Kolonialherren. Er beklagt das Fehlen einer Opposition in Namibia und wir stellen gemeinsam fest, dass Namibia und Bayern, politisch gesehen, verdammt viel gemeinsam haben. Beide legendären Führer sind nicht mehr im Amt. Es gibt eine Staatspartei, die das Land mit absoluter Mehrheit als ihr eigen betrachtet. Die Opposition ist kraftlos und zerstritten. Es wird nicht nach Programm, sondern nach Stammeszugehörigkeit gewählt (ein Bayer wählt CSU, ein Ovambo wählt SWAPO). Und beide Länder werden folglich seit langem schwarz regiert.
Doch es gibt Hoffnung. Die bayerischen Ovambos sind jetzt schwarz-gelb gestreift (Biene Maya-Koalition?) und von der namibischen CSU spaltet sich gerade eine größere Gruppe ab, die von der Mutterpartei “wie Kakerlaken zertreten wird”, so ein Redner. Vielleicht dauert es noch eine Generation, doch irgendwann werden beide Länder richtige Demokratien sein. Es ist jedenfalls nicht ausgeschlossen.
Zurück zum richtigen Leben. Die Vermutung, dass die zusätzlichen 300 Höhenmeter kühlere Nächte bescheren, erweist sich als richtig. Morgens um die 20°, nachmittags zwischen 27 und 33°C. Kann man aushalten. Leider auch immer ein kräftiger Wind.
Die kommende kleine Regenzeit deutet sich vage an. Die Wolken stoßen immer weiter nach Süden vor und tröpfeln hin und wieder ein bisschen. Doch der meiste Regen ist schon wieder verdunstet, bevor er den Boden erreicht.
Unsere beiden Solarmodule auf dem Dach gehen endgültig in Rente. Die versprochene Lebensdauer von 20 Jahren hat die afrikanische Sonne auf 14 reduziert. Es war sowieso nicht die Superidee, die Solarzellen fest auf dem Dach zu montieren. Wer stellt sich schon freiwillig in die pralle Sonne...
Am letzten Abend sind wir bei Anettes Verwandten zum Abendessen eingeladen, zusammen mit ihren sehr netten Nachbarn. Es wird wieder mal ein langer Abend und als wir aufbrechen wollen, sind Wolfgangs Papiere verschwunden. Pässe, Kreditkarten, Geld, Fahrzeugpapiere, Führerscheine. Da wir sie nicht auffinden können, bleibt nur, dass Wolfgang sie am Container verloren hat oder sie noch irgendwo auf dem Camp herumliegen.
Die nächtliche Suche am Container ist erfolglos. Also schnell zurück zum Camp und darauf hoffen, dass die Polizisten an der obligaten Straßenkontrolle um diese Zeit keine Lust mehr haben. Haben sie nicht.
Als wir auf unseren Platz rollen, sehen wir im Scheinwerferlicht die Tasche mitten auf unserem Tisch liegen. Ein wenig nass vom Regen, aber unangetastet. Wie er die Tasche bei der Abfahrt übersehen konnte, ist Wolfgang völlig schleierhaft. Man muss sich richtig Mühe geben, sie nicht zu sehen.
Danke an Dunkelheit und Regen, sonst hätten wir jetzt ein lausiges Problem.
Sonntag, 26.10.08 (Khorab Lodge, Otavi): Nach dem gestrigen Schreck in der Abendstunde wollen wir nun endlich nach Norden aufbrechen.
Weil wir wieder einmal zu spät dran sind, landen wir erst in der Dunkelheit in der Khorab Lodge, 350 km nördlich von Windhoek. Dabei haben wir noch Glück gehabt, denn wir konnten uns auf den letzten achtzig Kilometern an einen großen LKW dranhängen, der die Straße vor uns tierfrei hielt. Nach einer Stunde intensiven Starrens auf die vorausfahrenden Rücklichter sind wir richtig geschafft.
Ein paar hundert Meter vorm Ziel hätte es uns beinahe noch erwischt. Durch einen entgegenkommenden LKW konnten wir ein ausgebranntes Anhängerwrack und die teilweise auf der Straße liegende Ladung nicht rechtzeitig erkennen und sind erst im letzten Moment daran vorbei geschlenkert.
In der Lodge erfahren wir, dass die beiden Besitzer inzwischen eine andere Gästefarm gekauft haben. Schade. Wir werden sie dort später mal besuchen, denn jetzt sind wir schon viel zu weit nördlich.
Montag, 27.10.08 bis Dienstag, 28.10.08 (Etosha Safari Camp): Anette will jetzt endlich Tiere sehen. Also auf nach Etosha.
Dazu müssen wir auf einer staubigen, aber gut präparierten Piste 200 km quer durch ausgedörrtes Farmland fahren. Die meisten der Farmen sind verlassen. Wir vermuten, dass sie enteignet worden sind, um sie an landlose Ovambos zu verteilen. Leider verstehen nur sehr wenige von ihnen etwas von Landwirtschaft. Die Menschen leben heute unter erbärmlichsten Bedingungen, die Farmen sind völlig verfallen, die Technik demoliert und der einzige Broterwerb scheint die Herstellung von Holzkohle zu sein. Wenn man das sieht, müsste man die Politik der Landumverteilung wohl neu überdenken. Doch das ist zur Zeit politische Utopie und eine vernünftige Lösung nicht in Sicht. Vielleicht gibt es auch keine.
Jedenfalls sind die meisten der enteigneten guten Farmen in den Händen reicher Schwarzer gelandet, die jetzt bezeichnenderweise beginnen, weiße Farmmanager einzusetzen. Es wird wohl noch lange dauern, ehe in Namibia “normale” Verhältnisse zwischen den Hautfarben herrschen.
Dieser Tag wird aus einem ganz anderen Grund in die Geschichte eingehen. Wir haben mehr Autos überholt, als uns überholt haben! Das hatten wir noch nie. Na ja, es war auch nicht wirklich schwierig, denn der Traktor musste einen beladenen Hänger bergauf ziehen und wir konnten winkend an ihm vorbeifliegen.
Ansonsten war auf der gesamten Strecke kein weiteres Auto unterwegs.
Das Etosha Safari Camp erweist sich als Glücksgriff. Wenige Kilometer vor den Toren des Nationalparks gelegen bietet es neben Pool und gutem Restaurant sogar Gras und Schatten.
Wir werden hier einen Tag Pause einlegen.
Am zweiten Tag gesellt sich ein weiterer VW-Bus zu uns. Zwei nette Leute aus Freiburg, die den Wagen hier gekauft haben und schon viel von der Welt gesehen haben. Sie mussten den Nationalpark verlassen, weil angeblich kein Platz auf dem Camp frei war. Auch morgen nicht. Das ist das normale Organisationschaos in Etosha, wahrscheinlich war der Platz wieder mal halb leer.
Anette hatte vor einigen Tagen aus Versehen zwei Liter Full Cream anstatt Full Cream Milk gekauft. Was macht man bloß mit zwei Litern Sahne? Den ersten haben wir für Kaffee und Müsli verbraucht, aus dem zweiten wollen wir Butter machen. Wir haben keine Ahnung wie das geht, aber wir erinnern uns, dass Sahne nach zu langem Schlagen butterartig ausflockt. Also versucht’s Anette mit einem Deckelbecher und schüttelt wie verrückt. Wolfgang nimmt die Bohrmaschine, spannt eine Zelthäring als Mixer ein und quirlt das Ganze durch. Und siehe da, beides funktioniert. Nach einer Viertelstunde schwimmen dicke Klumpen auf der Sahne. Wir gießen alles durch ein feines Tuch und es bleibt tatsächlich etwas Butterähnliches zurück. Nach einer Nacht im Kühlschrank hat es sogar die richtige Konsistenz. Es sieht aus wie Butter, schmeckt wie Butter, riecht wie Butter, also ist es Butter. Die einzige namibische weit und breit, denn in den Supermärkten findet man ausschließlich Produkte aus so nahe liegenden Ländern wie Neuseeland, Irland und natürlich Deutschland. Deren Exportsubventionen haben Namibias Butterproduktion in die Knie gezwungen.
Mittwoch, 29.10.08 (Halali, Etosha Nationalpark): Endlich Tiere! Nicht so üppig wie sonst, aber immerhin. Jahreszeitenbedingt eher die, die mit der Trockenheit gut umgehen können. Springböcke, Gnus, Zebras. Die langen Hälse machen sich dieses Mal rar und Mähnen sowieso. Doch es sind allerhand Touristen unterwegs, viele in großen Bussen oder umgebauten LKWs. Wo sind denn jetzt Ferien?
An einem Wasserloch treffen wir die Freiburger wieder. Später erfahren wir, dass sie da innerhalb weniger Stunden ziemlich viel von dem hatten, was uns heute fehlte. Doch irgendwie ist es uns zu heiß, sogar zum Frühstück an einem Wasserloch.
Kurz nach Mittag treffen wir im Halali-Camp ein und vergammeln die heißeste Zeit des Tages. Ein freies Plätzchen war jedenfalls kein Problem. Das Camp ist zwar großzügig angelegt, aber staubig und schattenarm, doch dafür ist es, gemessen an den Camps außerhalb des Parks, unverschämt teuer. Hier kostet die Nacht 260 N$, gut 20 Euro, im nächsten Camp sogar 400. Für ein gepflegtes grünes schattiges Camp außerhalb zahlt man 100 bis 150 N$.
Es kommen immer wieder Leute vorbei, die das deutsche Nummernschild sehen und fragen, ob sie mal ins Auto schauen dürften. Zwei ältere Briten hatten früher mal genau so einen und verabschieden sich mit “Thank you for the memories”. Und ein junger Deutscher meint nur “Obergeil”. Das muss der aufpolierte Lack sein.
Außerdem amüsieren wir uns über ein vorwitziges Buschhörnchen, das nicht nur unseren Tisch, sondern auch unser Auto inspiziert. Da ist es allerdings nicht der aufpolierte Lack, sondern die Aussicht auf Futter.
In Halali gibt es die schönste beleuchtete Wasserstelle von Etosha. Nachdem wir am Nachmittag noch eine erfolglose Runde gedreht haben, legen wir unsere Hoffnung auf den Abend am Wasserloch.
Und wirklich. Erst genießen zwei Spitzmaulnashörner die Kühle des Abends, dann trifft eine größere Herde Elefanten ein. Ein paar Muttertiere und ein ganzer Kindergarten voll Kleiner und Kleinster. Normalerweise gehen Nashörner auf alles los, was sich bewegt, doch bei Elefanten ziehen sie den Schwanz ein.
Donnerstag, 30.10.08 bis Freitag, 31.10.08 (Farm Sachsenheim): Am nächsten Morgen werden wir von den Freiburgern geweckt. Ihr Motor will nicht anspringen. Nach ein bisschen probieren wird klar, dass die Zündung nicht tut, wie sie soll. Hochspannung ist zwar da, wie einige schmerzhafte Stromschläge zeigen, doch die Zündkerzen sind völlig hinüber. Die Telefonseelsorge einer Werkstatt gibt den entscheidenden Tipp und schon brabbelt der Motor wieder vor sich hin. Für eine Rundfahrt durch Etosha und den Weg zum nächsten Zündkerzengeschäft wird es reichen.
Wir genießen unser verspätetes Frühstück zusammen mit einigen Glanzstaren, die sich um unser vertrocknetes Brot balgen, und brechen dann auf.
Der Weg von Halali zum Ausgang ist nicht gerade üppig mit Tieren bestückt, doch für ein paar Giraffen und Elefanten reicht es allemal.
Im Rückblick war Etosha dieses Jahr nicht der wahre Hit oder wir waren immer zur falschen Zeit am falschen Ort. Oder einfach zu blind. Dann nächstes Mal.
In der Dämmerung treffen wir auf der Farm Sachsenheim ein. Offensichtlich sind wir wieder mal die einzigen Gäste, doch die beiden Freiburger wollen morgen dazukommen, denn sie haben uns zum Essen eingeladen, als Dankeschön für die Hilfe.
Samstag, 1.11.08 (Kaisosi Lodge, Rundu): Eigentlich wollen wir nach Norden an die angolanische Grenze, doch um dahin zu kommen, müssen wir erst einmal 150 km nach Süden. Dort, in Tsumeb und Grootfontein, gibt es zwar gute Supermärkte, aber leider keine Reifen. Wir wollen noch einen dritten als Reserve mitnehmen.
Dann geht es fast 300 km geradeaus durch langsam immer grüner werdendes Buschland. Bei Sonnenuntergang treffen wir in Rundu ein. An der Tankstelle herrscht ein lautes Chaos, da will sich unser Motor nicht daran beteiligen. Jedenfalls macht er keinen Muckser mehr, als wir nach dem Tanken weiter wollen. Vermutlich will der Anlasser nicht mehr. Es scheint niemand verwunderlich zu finden, dass Wolfgang sich, mit einem Beil bewaffnet, kurz hinten unter den Motor legt und dem Anlasser zwei leichte Denkanstöße gibt. Danach will er wieder.
Im letzten Licht erreichen wir die Kaisosi Lodge, wo wir ein paar Tage bleiben wollen. Wir sind - wieder mal - die einzigen Gäste.
Sonntag, 2.11.08 (Kaisosi Lodge, Rundu): Hier hat jeder Platz seine eigene Toilette und Dusche, stilvoll in einem reetgedeckten Häuschen untergebracht. Tisch und Stühle, eine eigene Feuerstelle, Licht und viel Rasen ebenfalls.
Die junge Dame, die nach dem Frühstück Dusche und Toilette sauber macht, kommt plötzlich mit einem lauten Schrei aus dem Häuschen geflogen. Eine Schlange! Genauer: eine Mozambique-Spei-Kobra. Direkt neben unserer Toilettenschüssel. Sie muss in der letzten Nacht auf der Suche nach einem warmen Plätzchen dorthin gekrochen sein und sie hat sich nicht gerührt, als wir heute morgen neben ihr saßen.
Kurz darauf kommt einer der Angestellten mit einem langen Knüppel und macht kurzen Prozess. Schade einerseits, doch Giftschlangen machen sich nicht wirklich gut auf einem Camp. Sie war zwar mit 70 cm erst halb so groß wie eine Ausgewachsene, doch neben tödlichem Gift hat sie noch eine Waffe. Sie spuckt aus drei Metern Entfernung in die Augen. Ob man daran erblindet oder nur Schmerzen hat, wissen wir nicht, jedenfalls macht sie damit potenzielle Angreifer unschädlich.
Gut, dass wir ihr auf der Toilette unser Hinterteil zugewandt hatten.
Wie es sich für so eine grüne Oase am Fluss gehört, teilen wir sie uns nicht nur mit zahlreichen Vögeln, sondern in der Abenddämmerung auch Samstag, 18.10.08 bis Sonntag, 19.10.08 (Windhoek): Wie immer, wenn die meiste Arbeit getan ist, kommt Anette eingeflogen. Ihre Maschine kommt eine halbe Stunde zu spät. Wolfgang auch.
Sie hat dieses Mal nur zwei Koffer dabei, weniger als sie Hälfte vom letzten Mal!
Am darauf folgenden Tag fängt die Regenzeit an. Ob es da einen Zusammenhang gibt? Zugegeben, in Deutschland würde man das nicht als Regen registrieren, doch es waren mindestens 10 Tropfen pro Quadratmeter. Immerhin ein Anfang.
Montag, 20.10.08 bis Samstag, 25.10.08 (Monteiro Campsite): Heute wollen wir auf ein anderes Camp umziehen. Es liegt 15 km vor den Toren Windhoeks in fast 2000 m Höhe. Wir haben einen schönen Blick auf die Berge mit viel Grün und Blumen um uns herum.
Neben uns hat ein Student sein Zelt aufgebaut. Er hat sich hierher zurückgezogen, um sich auf seine Rechtsanwaltsprüfungen vorzubereiten. Er ist bestens über deutsche und europäische Politik informiert, verzieht genau wie wir sein Gesicht, wenn er Huber und Beckstein hört und verfolgt regelmäßig die Nachrichten in deutsch, afrikaans und englisch. Woher er deutsch kann? Er hat in Köln Automechaniker gelernt.
Er gehört zum Stamm der Damara, einer Minderheit, die von den staatstragenden Ovambos seit Urzeiten unterdrückt worden ist, schon lange vor der Ankunft der Kolonialherren. Er beklagt das Fehlen einer Opposition in Namibia und wir stellen gemeinsam fest, dass Namibia und Bayern, politisch gesehen, verdammt viel gemeinsam haben. Beide legendären Führer sind nicht mehr im Amt. Es gibt eine Staatspartei, die das Land mit absoluter Mehrheit als ihr eigen betrachtet. Die Opposition ist kraftlos und zerstritten. Es wird nicht nach Programm, sondern nach Stammeszugehörigkeit gewählt (ein Bayer wählt CSU, ein Ovambo wählt SWAPO). Und beide Länder werden folglich seit langem schwarz regiert.
Doch es gibt Hoffnung. Die bayerischen Ovambos sind jetzt schwarz-gelb gestreift (Biene Maya-Koalition?) und von der namibischen CSU spaltet sich gerade eine größere Gruppe ab, die von der Mutterpartei “wie Kakerlaken zertreten wird”, so ein Redner. Vielleicht dauert es noch eine Generation, doch irgendwann werden beide Länder richtige Demokratien sein. Es ist jedenfalls nicht ausgeschlossen.
Zurück zum richtigen Leben. Die Vermutung, dass die zusätzlichen 300 Höhenmeter kühlere Nächte bescheren, erweist sich als richtig. Morgens um die 20°, nachmittags zwischen 27 und 33°C. Kann man aushalten. Leider auch immer ein kräftiger Wind.
Die kommende kleine Regenzeit deutet sich vage an. Die Wolken stoßen immer weiter nach Süden vor und tröpfeln hin und wieder ein bisschen. Doch der meiste Regen ist schon wieder verdunstet, bevor er den Boden erreicht.
Unsere beiden Solarmodule auf dem Dach gehen endgültig in Rente. Die versprochene Lebensdauer von 20 Jahren hat die afrikanische Sonne auf 14 reduziert. Es war sowieso nicht die Superidee, die Solarzellen fest auf dem Dach zu montieren. Wer stellt sich schon freiwillig in die pralle Sonne...
Am letzten Abend sind wir bei Anettes Verwandten zum Abendessen eingeladen, zusammen mit ihren sehr netten Nachbarn. Es wird wieder mal ein langer Abend und als wir aufbrechen wollen, sind Wolfgangs Papiere verschwunden. Pässe, Kreditkarten, Geld, Fahrzeugpapiere, Führerscheine. Da wir sie nicht auffinden können, bleibt nur, dass Wolfgang sie am Container verloren hat oder sie noch irgendwo auf dem Camp herumliegen.
Die nächtliche Suche am Container ist erfolglos. Also schnell zurück zum Camp und darauf hoffen, dass die Polizisten an der obligaten Straßenkontrolle um diese Zeit keine Lust mehr haben. Haben sie nicht.
Als wir auf unseren Platz rollen, sehen wir im Scheinwerferlicht die Tasche mitten auf unserem Tisch liegen. Ein wenig nass vom Regen, aber unangetastet. Wie er die Tasche bei der Abfahrt übersehen konnte, ist Wolfgang völlig schleierhaft. Man muss sich richtig Mühe geben, sie nicht zu sehen.
Danke an Dunkelheit und Regen, sonst hätten wir jetzt ein lausiges Problem.
Sonntag, 26.10.08 (Khorab Lodge, Otavi): Nach dem gestrigen Schreck in der Abendstunde wollen wir nun endlich nach Norden aufbrechen.
Weil wir wieder einmal zu spät dran sind, landen wir erst in der Dunkelheit in der Khorab Lodge, 350 km nördlich von Windhoek. Dabei haben wir noch Glück gehabt, denn wir konnten uns auf den letzten achtzig Kilometern an einen großen LKW dranhängen, der die Straße vor uns tierfrei hielt. Nach einer Stunde intensiven Starrens auf die vorausfahrenden Rücklichter sind wir richtig geschafft.
Ein paar hundert Meter vorm Ziel hätte es uns beinahe noch erwischt. Durch einen entgegenkommenden LKW konnten wir ein ausgebranntes Anhängerwrack und die teilweise auf der Straße liegende Ladung nicht rechtzeitig erkennen und sind erst im letzten Moment daran vorbei geschlenkert.
In der Lodge erfahren wir, dass die beiden Besitzer inzwischen eine andere Gästefarm gekauft haben. Schade. Wir werden sie dort später mal besuchen, denn jetzt sind wir schon viel zu weit nördlich.
Montag, 27.10.08 bis Dienstag, 28.10.08 (Etosha Safari Camp): Anette will jetzt endlich Tiere sehen. Also auf nach Etosha.
Dazu müssen wir auf einer staubigen, aber gut präparierten Piste 200 km quer durch ausgedörrtes Farmland fahren. Die meisten der Farmen sind verlassen. Wir vermuten, dass sie enteignet worden sind, um sie an landlose Ovambos zu verteilen. Leider verstehen nur sehr wenige von ihnen etwas von Landwirtschaft. Die Menschen leben heute unter erbärmlichsten Bedingungen, die Farmen sind völlig verfallen, die Technik demoliert und der einzige Broterwerb scheint die Herstellung von Holzkohle zu sein. Wenn man das sieht, müsste man die Politik der Landumverteilung wohl neu überdenken. Doch das ist zur Zeit politische Utopie und eine vernünftige Lösung nicht in Sicht. Vielleicht gibt es auch keine.
Jedenfalls sind die meisten der enteigneten guten Farmen in den Händen reicher Schwarzer gelandet, die jetzt bezeichnenderweise beginnen, weiße Farmmanager einzusetzen. Es wird wohl noch lange dauern, ehe in Namibia “normale” Verhältnisse zwischen den Hautfarben herrschen.
Dieser Tag wird aus einem ganz anderen Grund in die Geschichte eingehen. Wir haben mehr Autos überholt, als uns überholt haben! Das hatten wir noch nie. Na ja, es war auch nicht wirklich schwierig, denn der Traktor musste einen beladenen Hänger bergauf ziehen und wir konnten winkend an ihm vorbeifliegen.
Ansonsten war auf der gesamten Strecke kein weiteres Auto unterwegs.
Das Etosha Safari Camp erweist sich als Glücksgriff. Wenige Kilometer vor den Toren des Nationalparks gelegen bietet es neben Pool und gutem Restaurant sogar Gras und Schatten.
Wir werden hier einen Tag Pause einlegen.
Am zweiten Tag gesellt sich ein weiterer VW-Bus zu uns. Zwei nette Leute aus Freiburg, die den Wagen hier gekauft haben und schon viel von der Welt gesehen haben. Sie mussten den Nationalpark verlassen, weil angeblich kein Platz auf dem Camp frei war. Auch morgen nicht. Das ist das normale Organisationschaos in Etosha, wahrscheinlich war der Platz wieder mal halb leer.
Anette hatte vor einigen Tagen aus Versehen zwei Liter Full Cream anstatt Full Cream Milk gekauft. Was macht man bloß mit zwei Litern Sahne? Den ersten haben wir für Kaffee und Müsli verbraucht, aus dem zweiten wollen wir Butter machen. Wir haben keine Ahnung wie das geht, aber wir erinnern uns, dass Sahne nach zu langem Schlagen butterartig ausflockt. Also versucht’s Anette mit einem Deckelbecher und schüttelt wie verrückt. Wolfgang nimmt die Bohrmaschine, spannt eine Zelthäring als Mixer ein und quirlt das Ganze durch. Und siehe da, beides funktioniert. Nach einer Viertelstunde schwimmen dicke Klumpen auf der Sahne. Wir gießen alles durch ein feines Tuch und es bleibt tatsächlich etwas Butterähnliches zurück. Nach einer Nacht im Kühlschrank hat es sogar die richtige Konsistenz. Es sieht aus wie Butter, schmeckt wie Butter, riecht wie Butter, also ist es Butter. Die einzige namibische weit und breit, denn in den Supermärkten findet man ausschließlich Produkte aus so nahe liegenden Ländern wie Neuseeland, Irland und natürlich Deutschland. Deren Exportsubventionen haben Namibias Butterproduktion in die Knie gezwungen.
Mittwoch, 29.10.08 (Halali, Etosha Nationalpark): Endlich Tiere! Nicht so üppig wie sonst, aber immerhin. Jahreszeitenbedingt eher die, die mit der Trockenheit gut umgehen können. Springböcke, Gnus, Zebras. Die langen Hälse machen sich dieses Mal rar und Mähnen sowieso. Doch es sind allerhand Touristen unterwegs, viele in großen Bussen oder umgebauten LKWs. Wo sind denn jetzt Ferien?
An einem Wasserloch treffen wir die Freiburger wieder. Später erfahren wir, dass sie da innerhalb weniger Stunden ziemlich viel von dem hatten, was uns heute fehlte. Doch irgendwie ist es uns zu heiß, sogar zum Frühstück an einem Wasserloch.
Kurz nach Mittag treffen wir im Halali-Camp ein und vergammeln die heißeste Zeit des Tages. Ein freies Plätzchen war jedenfalls kein Problem. Das Camp ist zwar großzügig angelegt, aber staubig und schattenarm, doch dafür ist es, gemessen an den Camps außerhalb des Parks, unverschämt teuer. Hier kostet die Nacht 260 N$, gut 20 Euro, im nächsten Camp sogar 400. Für ein gepflegtes grünes schattiges Camp außerhalb zahlt man 100 bis 150 N$.
Es kommen immer wieder Leute vorbei, die das deutsche Nummernschild sehen und fragen, ob sie mal ins Auto schauen dürften. Zwei ältere Briten hatten früher mal genau so einen und verabschieden sich mit “Thank you for the memories”. Und ein junger Deutscher meint nur “Obergeil”. Das muss der aufpolierte Lack sein.
Außerdem amüsieren wir uns über ein vorwitziges Buschhörnchen, das nicht nur unseren Tisch, sondern auch unser Auto inspiziert. Da ist es allerdings nicht der aufpolierte Lack, sondern die Aussicht auf Futter.
In Halali gibt es die schönste beleuchtete Wasserstelle von Etosha. Nachdem wir am Nachmittag noch eine erfolglose Runde gedreht haben, legen wir unsere Hoffnung auf den Abend am Wasserloch.
Und wirklich. Erst genießen zwei Spitzmaulnashörner die Kühle des Abends, dann trifft eine größere Herde Elefanten ein. Ein paar Muttertiere und ein ganzer Kindergarten voll Kleiner und Kleinster. Normalerweise gehen Nashörner auf alles los, was sich bewegt, doch bei Elefanten ziehen sie den Schwanz ein.
Donnerstag, 30.10.08 bis Freitag, 31.10.08 (Farm Sachsenheim): Am nächsten Morgen werden wir von den Freiburgern geweckt. Ihr Motor will nicht anspringen. Nach ein bisschen probieren wird klar, dass die Zündung nicht tut, wie sie soll. Hochspannung ist zwar da, wie einige schmerzhafte Stromschläge zeigen, doch die Zündkerzen sind völlig hinüber. Die Telefonseelsorge einer Werkstatt gibt den entscheidenden Tipp und schon brabbelt der Motor wieder vor sich hin. Für eine Rundfahrt durch Etosha und den Weg zum nächsten Zündkerzengeschäft wird es reichen.
Wir genießen unser verspätetes Frühstück zusammen mit einigen Glanzstaren, die sich um unser vertrocknetes Brot balgen, und brechen dann auf.
Der Weg von Halali zum Ausgang ist nicht gerade üppig mit Tieren bestückt, doch für ein paar Giraffen und Elefanten reicht es allemal.
Im Rückblick war Etosha dieses Jahr nicht der wahre Hit oder wir waren immer zur falschen Zeit am falschen Ort. Oder einfach zu blind. Dann nächstes Mal.
In der Dämmerung treffen wir auf der Farm Sachsenheim ein. Offensichtlich sind wir wieder mal die einzigen Gäste, doch die beiden Freiburger wollen morgen dazukommen, denn sie haben uns zum Essen eingeladen, als Dankeschön für die Hilfe.
Samstag, 1.11.08 (Kaisosi Lodge, Rundu): Eigentlich wollen wir nach Norden an die angolanische Grenze, doch um dahin zu kommen, müssen wir erst einmal 150 km nach Süden. Dort, in Tsumeb und Grootfontein, gibt es zwar gute Supermärkte, aber leider keine Reifen. Wir wollen noch einen dritten als Reserve mitnehmen.
Dann geht es fast 300 km geradeaus durch langsam immer grüner werdendes Buschland. Bei Sonnenuntergang treffen wir in Rundu ein. An der Tankstelle herrscht ein lautes Chaos, da will sich unser Motor nicht daran beteiligen. Jedenfalls macht er keinen Muckser mehr, als wir nach dem Tanken weiter wollen. Vermutlich will der Anlasser nicht mehr. Es scheint niemand verwunderlich zu finden, dass Wolfgang sich, mit einem Beil bewaffnet, kurz hinten unter den Motor legt und dem Anlasser zwei leichte Denkanstöße gibt. Danach will er wieder.
Im letzten Licht erreichen wir die Kaisosi Lodge, wo wir ein paar Tage bleiben wollen. Wir sind - wieder mal - die einzigen Gäste.
Sonntag, 2.11.08 (Kaisosi Lodge, Rundu): Hier hat jeder Platz seine eigene Toilette und Dusche, stilvoll in einem reetgedeckten Häuschen untergebracht. Tisch und Stühle, eine eigene Feuerstelle, Licht und viel Rasen ebenfalls.
Die junge Dame, die nach dem Frühstück Dusche und Toilette sauber macht, kommt plötzlich mit einem lauten Schrei aus dem Häuschen geflogen. Eine Schlange! Genauer: eine Mozambique-Spei-Kobra. Direkt neben unserer Toilettenschüssel. Sie muss in der letzten Nacht auf der Suche nach einem warmen Plätzchen dorthin gekrochen sein und sie hat sich nicht gerührt, als wir heute morgen neben ihr saßen.
Kurz darauf kommt einer der Angestellten mit einem langen Knüppel und macht kurzen Prozess. Schade einerseits, doch Giftschlangen machen sich nicht wirklich gut auf einem Camp. Sie war zwar mit 70 cm erst halb so groß wie eine Ausgewachsene, doch neben tödlichem Gift hat sie noch eine Waffe. Sie spuckt aus drei Metern Entfernung in die Augen. Ob man daran erblindet oder nur Schmerzen hat, wissen wir nicht, jedenfalls macht sie damit potenzielle Angreifer unschädlich.
Gut, dass wir ihr auf der Toilette unser Hinterteil zugewandt hatten.
Wie es sich für so eine grüne Oase am Fluss gehört, teilen wir sie uns nicht nur mit zahlreichen Vögeln, sondern in der Abenddämmerung auch mit den fliegenden Beißerchen. Wir sind dem Erfinder des Moskitonetzes unendlich dankbar.
Montag, 3.11.08 (Kaisosi Lodge, Rundu): Heumit den fliegenden Beißerchen. Wir sind dem Erfinder des Moskitonetzes unendlich dankbar.
Montag, 3.11.08 (Kaisosi Lodge, Rundu): Heute ist ein erfolgreicher Tag. Die Bank tauscht uns Geld, ohne dass wir an der langen Schlange anstehen müssen. Der Reifenhändler hat genau unsere Reifengröße, sogar für einen guten Preis. Das Internet-Cafe ist gut ausgestattet und schnell. Die Aktien sind gestiegen (viel tiefer ging ja auch nicht mehr) und wir haben Post aus dem kalten Deutschland.
Wir werden noch zwei Tage länger auf der Lodge bleiben und ein paar Briefe und unsere Website fertig machen. Und endlich mal unserem Bus vernünftig fotografieren. Jetzt, wo er noch sauber ist.
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