Tagebuch 1

Es ist geschafft. Wir auch!!!

Eigentlich wollten wir zwei Wochen lang in Windhoek das Auto fit machen und dann ab nach Kapstadt, Moçambique und Malawi.

Denkste.

Die Reparaturen haben satte vier Wochen gedauert, denn es waren unzählige kleinere Dinge und einige unvorhergesehene größere. Nix Dramatisches, aber doch ziemlich viel Arbeit.

Glücklicherweise hat es in Windhoek nicht viel geregnet. Die Namibianer sehen das allerdings ganz anders (“Es kann nie genug ...”). Stattdessen hat es in diesem Jahr ausgerechnet Malawi und Moçambique voll erwischt. Erst Hochwasser, dann Wirbelsturm und nun auch noch Cholera. Wir werden also umdisponieren, Afrika ist groß.

Doch ganz am Anfang mussten wir erst ‘mal Rüssel und Tatzen sehen, also Etosha. Dann geht’s an die Küste und in die Namibwüste. Danach sehen wir weiter.

Und - endlich - wir haben unsere Website völlig neu gestaltet. Ist zwar noch ziemlich unfertig, auch fehlen die alten Seiten, aber so nach und nach kommt das.

In diesem Sinne schöne Grüße

Anette & Wolfgang

Tagebuch   19.1. bis 26.2.2007

Freitag, 19.1.07 (München):  Marlies und Christian stehen wie immer äußerst pünktlich vor der Tür, um uns zum Flughafen zu bringen. Doch unsere Hektik hält sich in Grenzen, denn die 120 kg (... ein halbes Auto und Wäsche zum Wechseln) haben wir schon gestern Abend eingecheckt, trotz Sturmwarnung und Verkehrskollaps.

Alles Weitere läuft seinen gewohnten Gang. Keine Probleme bei den Kontrollen, selbst Laptops und Videokamera müssen wir nicht vorführen. Die Verspätung beim Start wird bis zur Landung wieder aufgeholt. Die Maschine ist nicht voll, so dass Anette sich auf einer ganzen Reihe lang machen kann.

Pünktlich nach dem fast verschlafenen Frühstück setzen wir in Windhoek auf.

Samstag, 20.1.07 (Windhoek):  Alle fünf Gepäckstücke sind da, eines leicht lädiert. Ein paar Stunden später sitzen wir bei Elsbeth und Bapti, Anettes Tante und Onkel, auf der Terrasse und genießen das schöne Wetter Windhoeks. Nachdem die wichtigsten Neuigkeiten ausgetauscht sind, fahren wir mit dem Bakkie zum Container (das ist ein geländegängiger Pickup, den uns Bapti für die nächsten Wochen geliehen hat und ohne den wir ziemlich bewegungsunfähig gewesen wären).

Unser Container steht nicht mehr da, wo wir ihn verlassen haben, denn die Spedition hat umgeräumt. Doch sonst ist alles wie gewohnt. Es sind drinnen gut 50°, es stinkt nach Benzin, alle Reifen haben Druck und der Wagen springt nach dem Einsetzen der Batterien klaglos an. So soll’s sein.

Mit dem ganzen Gepäck geht’s dann im Konvoi die fünf Kilometer zur Arebbusch-Lodge, wo wir uns für die nächste Zeit einen Bungalow mieten.

Als erstes muss alles aus dem Bus und den Koffern raus, um einen Überblick zu bekommen. Zu unserer großen Überraschung finden wir in zweien unserer Koffer einen Brief des deutschen Zolls “Liebe Reisende, Ihr Koffer wurde zollamtlich geöffnet und es wurden keinen Gegenstände entnommen”. Irgendetwas muss die Zöllner angelockt haben, sich unsere Koffer mal näher anzusehen. Vielleicht sind Autoteile in einem Urlaubskoffer das Problem. Hauptsache, alles ist vorhanden und nichts kaputt gegangen.

Dann kommt der Check des Busses. Das Jahr im Container hat doch ein paar Spuren hinterlassen, zumal wir den Wagen damals bei heftigem Regen hereinfahren mussten. Egal. Wir werden uns die nächsten zwei Wochen Zeit nehmen, um alles auf Vordermann zu bringen.

Größere Reparaturen stehen zwar nicht an, doch es gibt eine ganze Menge Kleinigkeiten, die wir zum Teil schon seit Jahren vor uns her schieben. Und es sind an zwei Stellen Ölspuren, wo keine hingehören. Zudem zieht die Handbremse nicht mehr, einige Lampen bleiben düster, die Wasserpumpe klemmt (nein, wir haben immer noch ein luftgekühltes Auto; die Trinkwasserpumpe), die Solarzellen funktionieren nicht, das Kupplungsseil quietscht erbärmlich, die Hupe jammert nur noch, auch muss ein gutes Versteck für den Laptop her, der Teppichboden hat die beste Zeit lange hinter sich, und, und ...

Es wird nicht langweilig.

Sonntag, 21.1.07 (Windhoek):  Die Liste der nötigen Reparaturen hat sich deutlich verlängert. Unter anderem benimmt sich unser Kühlschrankkompressor, das Sorgenkind vom letzten Jahr, schon wieder daneben. Er läuft nicht an. Warum, wissen wir nicht. Noch nicht.

Montag, 22.1.07 bis Montag, 29.1.07 (Windhoek):  Langeweile hatten wir nicht und es geht vorwärts. Zwar finden wir bei jeder Sache, die wir erledigt haben, eine neue, doch das kann ja nicht ewig so weitergehen. Unsere Liste ist inzwischen auf über fünfzig Punkte angewachsen (die alle vor dem Aufbruch fällig sind!). Und ein paar Kürpunkte kommen noch dazu. So hat Anette inzwischen alle sieben Felgen abgeschliffen und lackiert. Die Benzinkanister ebenfalls. Auch beide Tische sehen wieder aus wie neu.

Die Quelle eines der Ölflecken haben wir inzwischen ausfindig gemacht. Einer der hinteren Bremszylinder. Dummerweise hat die ausgelaufene Soße auch die neuen Bremsbacken versaut. Also alles neu.

Inzwischen ist Wolfgang unter die Brillenträger gegangen. Eine Lesebrille, damit er seine Arme nicht verlängern muss.

db_DSC0002932Und wir hatten Kontakt zu den ersten fast wilden Tieren. Einige der Katzen der Lodge haben Anette unmissverständlich erklärt, wie man Milch und Katzenfutter kauft. Jetzt haben wir den ganzen Tag höchst interessierte Zuschauer beim Reparieren. Die mutigste Mieze hat unseren Bungalow besetzt. Doch wir haben weiterhin Wohnrecht, sofern wir die eine oder andere Dose mitbringen.

Dienstag, 30.1.07 (Windhoek):  Inzwischen haben mehrere Werkstätten wegen unseres Kühlschrankkompressors abgewinkt. Können sie nicht reparieren. Doch einer hat wenigstens ein Messgerät angeschlossen und festgestellt, dass das System ordnungsgemäß unter Druck steht, also nicht undicht ist. Läuft aber trotzdem nicht. Auch nicht, nachdem der Druck abgelassen wurde. Also drei Extratage einplanen, um alles aus- und wieder einzubauen. Unsere Stimmung ist knapp unterhalb des Nullpunktes.

db_DSC00014a32Und sie sinkt noch einmal drastisch ab, als Wolfgang zufällig eine dünne Linie an einem der beiden Längsträger sieht. Nach dem Abkratzen des Unterbodenschutzes kommt ein ziemlich gravierender Riss zum Vorschein. Dann noch ein zweiter und ein dritter. Wir sind vor Jahren im Gelände ein paar Mal sehr hart mit dem Vorderwagen aufgeschlagen, einmal sogar ein Stück durch die Luft geflogen, das wird’s wohl gewesen sein. Wir werden versuchen, es schweißen zu lassen.

Mittwoch, 31.1.07 (Windhoek):  ... und es ist geschweißt. Außerdem gab’s heute noch eine richtig gute Nachricht. Aus heiterem Himmel läuft unser Kompressor vom Kühlschrank wieder. Jetzt noch das Kühlgas auffüllen und das Öl wird wieder zu Butter. Weiter so.

Donnerstag, 1.2.07 (Windhoek):  Der Apotheker, Herr Mannheimer, hat uns heute die zweite Tollwutimpfung verpasst und gratis gleich ein paar gute Tipps gegeben. Unter anderem hat er seine Solarzellen nicht auf dem Auto montiert, sondern er legt sie bei Bedarf an einem langen Kabel in die Sonne, während er und sein Fahrzeug sich im Schatten viel wohler fühlen. Unsere sind auf dem Hubdach montiert (da haben wir wohl nicht richtig nachgedacht), aber seit einiger Zeit funktionieren sie ohnehin nicht mehr.

Freitag, 2.2.07 (Windhoek):  Wir machen Fortschritte. Es ist zwar nach wie vor eine Menge Arbeit, doch die gröbsten Sachen sind erledigt. Deshalb wollen wir morgen auch vom Bungalow auf das Camp umziehen.

Leider hat sich das Lenkgetriebe als inkontinent herausgestellt (das ist der zweite suspekte Ölfleck), doch ein Händler in Swakopmund, 400 km entfernt, hat ein Austauschgetriebe aufgestöbert. Es soll am Montag in Windhoek sein. Glück gehabt.

Samstag, 3.2.07 (Windhoek):  Überraschender Weise sind die guten Plätze auf der Campsite alle belegt. In den letzten Tagen war es fast immer leer. Doch heute Morgen ist die LTU-Maschine angekommen. Wir bitten deshalb ein Schweizer Pärchen, das in Kürze aufbrechen will, einen von unseren Stühlen auf Ihren Platz zu stellen, wenn sie wegfahren.

Als wir ein paar Stunden später umziehen wollen, steht unser Stuhl wie verabredet da. Doch daneben stehen noch eine große Siemens-Solarzelle und ein Kompressor. Hä? Auf Nachfrage an der Rezeption ist klar, dass die beiden tatsächlich abgefahren sind und sie die Teile wohl nicht mehr brauchen. Sie hatten vorhin auch etwas von “... funktioniert nicht” gemurmelt. An dem Solarpanel scheint etwas verkokelt zu sein, doch bei flüchtigem Durchmessen funktioniert das Ding. Schau’n wir mal. Später.

Außerdem stehen wie ein Empfangskomittee drei Katzen Spalier, denen dieses Revier wohl gehört, und Anette verhält sich, wie die drei es erwartet haben.

Sonntag, 4.2.07 (Windhoek):  Heute kam zum Frühstück ein Duiker bei uns vorbei, das ist so eine Art Bonsai-Bambi auf afrikanisch. Wir waren ganz vorsichtig und leise, damit wir ihn nicht erschrecken. Später erfuhren wir, dass er völlig zahm ist, sich liebend gerne den Nacken kraulen lässt und von einem Gast hier gelassen worden ist. Doch wer hat ein kleines Reh auf Reisen dabei?

Montag, 5.2.07 (Windhoek):  Das Lenkgetriebe aus Swakopmund ist zwar da, doch keiner hat daran gedacht, dass es für Rechts- oder Linkslenker verschiedene gibt. Es war natürlich für die falsche Seite. Grrrr! Also werden wir uns stattdessen auf die Suche nach einer neuen Dichtung machen, sonst haben wir ein ernstes Problem.

Um an die Dichtung ranzukommen, muss zunächst ein dicker Hebel, der vor 29 Jahren aufgepresst worden ist, herunter. Mit Bordmitteln nicht machbar. Durch einen guten Tipp landen wir bei einer kleinen VW-Werkstatt, in der mit dem richtigen Werkzeug ruckzuck der olle Hebel abgezogen ist. Und als es ans Bezahlen geht, “Nein, nein, das gehört zum Kundendienst”. Uiiiii.

Ansonsten ist der Nachmittag damit ausgefüllt, um von einem Geschäft, das keine Dichtung hat, zum nächsten Geschäft, das auch keine Dichtung hat, weitergeschickt zu werden. Doch wer lange sucht ... Fünf Minuten nach Geschäftsschluss greift in einem kleinen abgelegenen Lädchen der Verkäufer nur kurz hinter sich und drückt mir die richtige Dichtung in die Hand. Es scheint in Windhoek für alles irgendwo ein Spezialgeschäft zu geben. Man muss es nur finden. Ein Händler verkauft nur Bremsen, ein anderer nur Kugellager, ein dritter nur Schrauben. Und einer “oil rings”, wie wir sie brauchen.

Überhaupt findet man hier noch viele Ersatzteile für unser Auto, für die man sich in Deutschland die Hacken abläuft. Auf der Suche nach einem Reserveregler für den Generator war in ganz München nichts zu machen. VW scheint gar nicht zu wissen, wie lange seine alten Autos halten. Und hier in Windhoek? “Wie viele brauchst Du denn?”. Für ein Drittel des Preises. Und Made in Germany.

Zu jedem Erfolg gehört der Misserfolg. Bei genauem Hinschauen stellt sich nämlich heraus, dass die Dichtungen für Links- und Rechtslenker um genau einen Millimeter unterschiedlich groß sind. Und natürlich haben wir die falsche besorgt. Gut, dass wir den Konstrukteur jetzt nicht in die Finger bekommen!!!!!!!

Dienstag, 6.2.07 (Windhoek):  Man glaubt es nicht, der Laden mit den Dichtungen hat auch die richtige. Ein paar Stunden später ist das Lenkgetriebe wieder heil. Unsere Welt auch.

Mittwoch, 7.2.07 bis Freitag, 9.2.07 (Windhoek):  Gute Fortschritte. Wolfgang bekommt bei Siemens die beiden Dioden, die an der Solarzelle durchgebrannt sind. Geschenkt. Muss ein tolles Unternehmen sein ;-). Und außerdem ist der hiesige Chef natürlich ein Kenner Namibias und versorgt uns mit guten Tipps.

Da nun klar ist, dass die Solarzelle funktioniert, wird Wolfgang eine Halterung bauen, um sie unter dem vorderen Dachträger verstauen zu können. Denn wir werden es genau so machen, wie der Apotheker.

Bei unserer Markise hat’s im letzten Jahr im Sturm ein paar Nähte angerissen, die wir nachnähen wollen. Das Garn dazu kauft Anette als Meterware, von Hand abgemessen und auf ein Stück Pappe aufgewickelt! Wir nahmen an, dass es mit ein paar Zentimeter Naht getan ist. Hätten wir aber besser hinschauen sollen. In der Sonne haben sich nämlich große Teile der Nähte einfach aufgelöst. Also alles abbauen und komplett nähen lassen, von Hand geht da nichts mehr. Ein Polsterer mit dem schönen afrikanischen Namen Schluckwerder will es bis nächste Woche fertig machen.

Samstag, 10.2.07 (Windhoek):  Es gibt in Windhoek ein Restaurant, das von einer Kochschule betrieben wird. Nice, Namibian Institute für Cooking Education. Hier werden jedes Jahr zehn junge Namibianer als Spitzenköche ausgebildet. Und um zu beweisen, dass sie es auch wirklich können, führt die Schule das Restaurant. Oder ist es umgekehrt? Jedenfalls werden wir es zusammen mit Anettes Tante und Onkel heute Abend mal testen.

Eingerichtet in einem alten, hervorragend renovierten Wohnhaus hat es den Anspruch, in Service und Qualität das Beste zu sein, was Windhoek zu bieten hat. Und so ist es auch. Wirklich Spitze. Lecker und stilvoll. Da passt einfach alles. Das würde jeder Stadt der Welt gut zu Gesicht stehen. War ein schöner Abend.

Sonntag, 11.2.07 bis Donnerstag, 15.2.07 (Windhoek):  Die Markise ist wieder dran. 24 m Naht, wir hätten uns die Finger wund genäht. Außerdem ist die Solarzelle fertig und hat den Dauertest der letzten Tage erfolgreich bestanden. Und überhaupt ist das Durcheinander in und an unserem Auto deutlich geringer geworden. Die meisten Dinge funktionieren und sind schon am richtigen Platz verpackt, der Rest wird morgen und übermorgen erledigt.

Freitag, 16.2.07 (Windhoek):  Jetzt ist alles wie neu. Na ja, fast. Innen wie außen. Neu lackiert, was angegrabbelt war. Neu abgedichtet, wo’s nötig war. Neuen edlen Teppichboden im Wohn- und Arbeitszimmer. Jetzt können wir daran gehen, es wieder kaputt zu machen.

Da inzwischen ziemlich genau vier Wochen seit unserer Ankunft ins Land gegangen sind, wird’s wirklich Zeit, wegzukommen. Außerdem hat Wolfgang überall Blasen, Kratzer und Beulen.

Samstag, 17.2.07 (Okahandja/Namibia):  Tatsächlich kommen wir weg. Zwar viel später als geplant, doch dafür haben wir noch in einem Internet-Café unsere Mails heruntergeladen. Man konnte jeden einzelnen ankommenden Buchstaben persönlich begrüßen. Wem es ‘was sagt: 1 kB/sec, wenn es überhaupt ging. Also keine Chance, irgendetwas im Internet zu aktualisieren oder selber Mails zu schicken.

Nachdem wir Anettes Verwandten ihren Pickup zurückgegeben und uns verabschiedet haben, ging’s rauf auf den Highway nach Norden. Jetzt erst mal in die Etosha-Pfanne, um endlich mal die Tiere, die wir bis jetzt nur auf dem Teller hatten, live zu sehen.

Rings um Windhoek sind auf den Ausfallstraßen grundsätzlich Polizeikontrollen, wir hatten also unsere Papiere parat. Doch als der Polizist feststellt, dass Wolfgangs Internationaler Führerschein abgelaufen sei, waren wir dann doch baff. OK, er hat ja Recht, er ist seit zwölf Jahren ungültig, doch das hat in Afrika noch niemanden interessiert, weil das Ablaufdatum nicht eingestempelt ist, sondern nur im deutschen Text drei Jahre Gültigkeit vermerkt sind. Also kriegt er zusätzlich den alten grauen Lappen, in dem schon das Passbild aus den sechziger Jahren fehlt, vergleicht den Namen und ist zufrieden.

Am Abend landen wir in einer schönen Lodge 100 km nördlich von Windhoek. Die erste Nacht on Tour.

Sonntag, 18.2.07 (Otavi/Namibia):  Außer uns ist nur noch ein Fahrzeug auf dem Camp, ein Schweizer Pärchen. Am Morgen kommen die beiden vorbei und entschuldigen sich für den Lärm, den sie letzte Nacht gemacht haben. Wir gucken ein bissel dumm, denn wir haben überhaupt nichts gehört. Dann erzählen sie, dass sie heute Nacht überfallen worden sind. Sie schliefen oben im Dachzelt ihres Geländewagens und unten haben Diebe die Scheibe eingeschlagen und auf die Schnelle geklaut, was sie kriegen konnten. Gerade mal 50 m von uns entfernt. Die Polizei und die Wächter wären da gewesen, die Frau hätte rumgeschrien und man hätte nach den Dieben gesucht. Und wir haben geschlafen!

Die geklauten Sachen waren für die beiden nicht das Wichtigste, sondern die Fotos der letzten drei Monate, denn in ein paar Tagen sollte es zurück in die Schweiz gehen. Wir empfehlen ihnen, eine ordentliche Belohnung auf die Bilder auszusetzen und das im nahegelegenen Okahandja überall bekannt zu machen.

Unsere Konsequenz aus dem Vorfall: wir werden abends nichts Wichtiges mehr rumliegen lassen, weder Geld, noch Papiere, noch Wertsachen. Und im Übrigen sind wir froh, dass wir im Auto schlafen und nachts alle Gardinen geschlossen sind, so sind wir von außen nicht so leicht zu taxieren.

An sich wollen wir heute nur ein Stück weiter auf eine Lodge, die für ihre Geparden bekannt ist. Doch vor Ort erfahren wir, dass alles ausgebucht sei. Dann eben nicht. Stattdessen landen wir 200 km weiter in einer anderen (natürlich viel schöneren) Lodge. Khorab bei Otavi. Swimmingpool, Schattendächer, viel Grün, sehr sauber und gepflegt. Nette Leute. Und vor allem ein gutes Restaurant.

Später erfahren wir, dass die Lodge bis von Kurzem einem Cousin von Anettes Tante gehört hat. Hier hat wohl jeder mit jedem zu tun.

Montag, 19.2.07 bis Dienstag, 20.2.07 (Otavi/Namibia):  Weil es uns so gut gefällt, werden wir erst übermorgen weiterfahren. Außerdem wird Wolfgang kein Werkzeug und kein Ersatzteil anrühren. Versprochen.

Leider streckt unser Computer plötzlich alle viere von sich und verweigert jeglichen Dienst an der neuen Website. Die Hitze? Alles, was bisher fertig war, ist zum zweiten Mal weg. Denn kurz vor der Abfahrt hatte Wolfgang aus Versehen schon einmal den falschen Befehl gegeben und das meiste gelöscht. Doch wir haben ja nicht nur Ersatzteile fürs Auto dabei, sondern auch einen zweiten Laptop! Zum ersten Mal, als ob wir es geahnt hätten. Zur Strafe geht der alte Laptop auf den Dachgepäckträger und wird dort für den Rest der Reise schmoren.

Irgendwann kann Wolfgang das neue Webseiten-Programm auch richtig bedienen. Hoffentlich.

Mittwoch, 21.2.07 (Farm Sachsenheim/Nordnamibia):  Auf dem Weg nach Etosha machen wir kurz in Tsumeb Halt, um uns bei einer Ärztin die dritte und letzte Tollwutimpfung verpassen zu lassen. Und natürlich, um im hier sehr bekannten Etosha-Café Leberkäs’ und Spiegelei zu essen.

Die Fahrt nach Norden ist recht langweilig. Es geht immer geradeaus. Selbst unser Kompass schaltet sich regelmäßig aus, weil er bei so geringen Richtungsänderungen annimmt, dass wir den Wagen abgestellt hätten.

Die Nacht verbringen wir auf der Farm Sachsenheim vor den Toren Etoshas. Man könnte fast meinen, hier wäre alles deutsch, doch der Eindruck täuscht. Die vielen deutschen Touristen ziehen natürlich auch deutsche Geschäftsleute an, zumal in Namibia ohnehin sehr viele Deutschstämmige im Handwerk und in der Farmwirtschaft tätig sind. Da ist das Engagement im Tourismus nahe liegend.

Donnerstag, 22.2.07 (Namutoni/Etosha Nationalpark):  Auf dem Weg in den Nationalpark erwischt uns beim Nachtanken innerhalb von Sekunden ein Wolkenbruch vom Feinsten. Da Wolfgang in der Eile vergisst, den Tankdeckel draufzumachen und unser Motor ungern Wasser verbrennt, db_DSC00104a31muss er halt halb nackt raus zum Duschen.

Wir sind endlich da. Haben die ersten Elefanten gesehen. Auch Löwen, die brav neben unserem Auto her trotteten. Wir hätten sie fast streicheln können. Es fängt gut an.

In Windhoek hatte man uns erzählt, dass man eine halbe Stunde nach Sonnenuntergang manchmal Satelliten vorbeifliegen sehen könne. Inzwischen gibt’s ja ziemlich viele da oben. Doch trotz allen Verrenkens der Hälse war bisher nichts zu entdecken. Aber heute! Und dann gleich zwei Stück, die mit einer ziemlichen Geschwindigkeit vorüberzogen.

Freitag, 23.2.07 (Namutoni/Etosha Nationalpark):  Es hat gestern Abend noch ganz ordentlich geregnet und wir sind offensichtlich die ersten, die auf einem abgelegenen Damm über die Pfanne fahren. Letztes Jahr stand die Piste teilweise unter Wasser, dieses Jahr führt sie durch eine knochentrocken Ebene. Doch der Damm hat es trotzdem in sich. Der Wagen schlingert und schlittert in dem klebrigen Modder und rutscht von einer Seite zur anderen. Jetzt bloß nicht stecken bleiben. Im dritten Gang drehen die Räder problemlos durch und wir hinterlassen eine tiefe Spur. Am Ende der drei Kilometer sind wir heilfroh, wieder auf festem Boden zu sein. Doch der Damm liegt nicht hinter uns, sondern unter uns. Wir haben kiloweise Matsch aufgeladen, der in großen Flatschen langsam runterrutscht. Unser schönes sauberes Auto ;-).

Auf dem Rückweg sonnt sich eine ziemlich große grüne Schlange vor uns auf der Piste und verdrückt sich in die Krone eines Bäumchens. Bei Grün und Schlange fällt uns nichts anderes als Grüne Mamba ein.

Als wir noch suchend in die Krone gucken, kommt ein zweites Auto: “Na, Löwen?” (Ja, Baumlöwen, dumme Frage). “Nein, eine Grüne Mamba”. Darauf Lehrer Lämpel aus dem anderen Fahrzeug “Grüne Mambas sind hier nicht heimisch, sondern nur in einem Streifen von 1500 m entlang des Indischen Ozeans”. OK, OK, dann eben nicht. Deutsche können ganz schön nervig sein.

Später erfahren wir, dass Lehrer Lämpel Recht hatte. Es war eine Baumschlange. Giftig, aber scheu.

Es bleibt ein erfolgreicher Tag. Erst rennen zwei Spitzmaulnashörner unmittelbar vor uns über den Weg. Gut, dass wir nicht fünf Sekunden eher dran waren, denn die Jungs greifen angeblich alles an, was sie stört, können dafür aber sehr schlecht sehen, so dass sie meist an ihrem Ziel vorbei stürmen.db_DSC0011931

Kurz darauf liegen hinter einer Kurve etliche Löwen auf dem Weg. Ein paar Mädels und vor allem Kinder und Halbwüchsige. Fast zwanzig Tiere. Sie gucken uns interessiert an, lassen sich aber ansonsten nicht stören. Als nach und nach immer mehr Autos kommen, trollen sie sich tiefer ins Gebüsch und schon nach wenigen Metern sind sie kaum noch auszumachen.db_DSC0013131db_DSC0008531db_DSC0014531db_DSC0013831

Ach, ja, auch eine Tüpfelhyäne tut uns den Gefallen. Neben Unmengen extrem neugieriger Giraffen, Impalas, Springböcke...

Und: unser übliches Wehwehchen haben wir auch wieder. Der Kühlschrankkompressor tut’s nicht mehr. DOCH WER BRAUCHT SCHON EINEN KÜHLSCHRANK BEI 33°. Völlig überflüssiger Ballast!!!! Außerdem lieben wir Öl auf dem Toast und saure Milch.

Samstag, 24.2.07 (Okaukuejo/Etosha Nationalpark):  Wir wissen noch nicht, ob wir ins Camp nach Halali oder Okaukuejo weiterfahren. Es hängt ein bisschen davon ab, in welchem Zustand die Anlagen sind. Denn alle sollen bis zur 100-Jahr-Feier von Etosha in ein paar Monaten renoviert werden. Üblicherweise heißt “Renovieren”, dass erst einmal alles gründlich kaputt gemacht wird und dann liegen bleibt. In Namutoni hat man schon vor Wochen alle Straßenbeläge rausgerissen. Das war’s dann auch. Macht in der Regenzeit besonders viel Spaß. Zudem scheint vor einer Renovierung die Reinigung eingestellt zu werden, jedenfalls waren die Sanitäranlagen extrem verkommen.

db_DSC0013731db_DSC0015531Unser Löwen- und Elefantenglück war uns auch heute hold. Doch je weiter man nach Westen kommt, desto seltener werden die Tiere, andererseits, wir hatten dieses Jahr schon ziemlich viel Glück.

Über Mittag machen wir in Halali Rast und schauen den Bauarbeitern dabei zu, wie sie zu sechst einen Schutthaufen auf Schubkarren laden und 10 m weiter wieder db_DSC0016031db_DSC0016531abkippen. Das sieht alles nicht sehr überzeugend aus und wir werden uns auf den Weg in das andere Camp machen. Doch vorher zeigt uns eine ganz aufgeregte junge Dame ein Babychamäleon. Sie hat panische Angst, als Anette es sich auf den Arm setzt. Wahrscheinlich fressen Chamä-leons Menschen. Das verängstigte Tierchen sieht wirklich nett aus, schafft es aber nicht ganz, die Farbe von Anettes T-Shirt anzunehmen.

db_DSC0017931Okaukuejo ist wohl das Camp, was zur Zeit noch am besten in Schuss ist. Hier scheinen die Bauarbeiten auch deutlich besser organisiert abzulaufen. Die Straßen haben noch ihren Belag und der Shop ist offen, so dass wir heute Abend nicht nur ein kleines Feuerchen machen können, sondern auch etwas zum Drauflegen haben.

Ein kleiner Spaziergang an die beleuchtete Wasserstelle beschert uns noch drei weitere Nashörner, sogar mit Baby. Hinterm Zaun! Innerhalb des Zaunes treiben sich lediglich unzählige Schakale herum, immer auf der Suche nach einer leckeren Mülltonne, deren Inhalt sie noch nicht auseinander gefleddert haben. Deshalb landen unsere Reste alle im Feuer und db_DSC0018631die Mülltonne wird mit einer Kette befestigt.

Sonntag, 25.2.07 (Outjo/Namibia):  Wir haben genug Tiere gesehen und beschließen, heute nach Outjo weiter zu fahren. Hier gibt es eine nette Lodge, wo Duschen und Toiletten hoffentlich nicht “under renovation” sind.

So ist es auch. Sehr schöne Anlage mit allem, was man braucht. Sogar ein vernünftiges Restaurant gibt’s, in dem wir uns abends lange mit einem allein reisenden Österreicher unterhalten. Allein Reisende haben oft etwas Schrulliges an sich, wir hatten schon mehrere Begegnungen dieser Art.

Montag, 26.2.07 (Outjo/Namibia):  Outjo ist zwar nur ein kleines Städtchen, doch es gibt Daan. Daan kennt hier jeder, denn er repariert Kühlanlagen. Wir finden ihn im Schlachthof und er hat tatsächlich die richtigen Anschlüsse und auch das richtige Gas. Er füllt unser Kühlsystem, doch wir haben wenig Hoffnung, dass es dauerhaft hilft, denn irgendwo muss das Gas ja entwichen sein. Aber egal, im Augenblick funktioniert der Kühlschrank, mal sehen, wie lange. WIR ÄRGERN UNS NICHT MEHR ÜBER DAS DING! Als ich bezahlen will, winkt er ab, das gehöre zum Kundendienst. Kommt uns bekannt vor, leider nicht aus Deutschland.

Am Nachmittag kommt ein junges Pärchen mit Geländewagen und Dachzelt in die Lodge. Zwei Russen aus München. Als wir ins Gespräch kommen, erzählen sie, dass sie gerade bei Tsumeb auf dem Camp einer Lodge überfallen worden sind. Am frühen Abend. Mit Messern und ohne Vorankündigung. Er ist schwer verletzt worden und hat zwei Tage im Krankenhaus gelegen. Sie ist immer noch verängstigt.

Das Problematische an ihrem Camp war, dass es viereinhalb Kilometer von der Lodge entfernt einsam im Busch lag und deshalb nicht bewacht wurde. Ein typisches Camp, wie wir es schon etliche Male genossen haben. Gibt’s eine Lehre für uns? Vielleicht die: in Regionen mit vielen Touristen besser auf ein Camp gehen, was unmittelbar in der Lodge liegt und von den Wächtern kontrolliert wird. So wie in der Ombinda Lodge, in der wir gerade sind und wo wir den Nachtwächter bei seinem Rundgang besonders freundlich grüßen.

Der Überfall auf die beiden ist nun schon das zweite Erlebnis dieser Art innerhalb kurzer Zeit, das wir hautnah mitbekommen. Wir können noch nicht beurteilen, ob das nur Zufall ist, oder ob sich die Sicherheitslage in Namibia wirklich so sehr verschlechtert hat. Auf jeden Fall werden wir die Augen offen halten und nicht nur in unserem eigenen Verhalten umsichtiger sein, sondern auch bei der Auswahl der Lodges und Campsites.