25.7.09, Kikore (Tanzania)
Drei auf einem Streich
Es fing ganz harmlos an. Der Sand ist weich, wir haben keinen Schwung und sitzen fest. Nichts Dramatisches, hatten wir schon hundert Mal. Wir schaufeln mit den Händen ein bisschen Sand vor den Rädern weg, Anette schiebt, Motor auf Vollgas und wir kommen ein Stück weiter.
Das Spielchen wiederholt sich ein paar Mal, so dass die Leute aus den umliegenden Hütten aufmerksam werden und beim Schieben mithelfen.
Leider sitzen wir immer wieder fest, der Wagen verhungert regelrecht, wenn er arbeiten soll. Verhungert ist genau das richtige Stichwort, er hat nicht genug Futter. Ausgerechnet hier ist der Tank leer!
Kein Problem, wir haben ja Sprit auf dem Dach.
Danach ist es gleich ein ganz anderes Gefühl, schon beim nächsten Versuch sind wir draußen und gelangen auf harten Boden.
Da Wolfgang ohnehin vom Buddeln sandig ist, nutzt er die kleine Pause, um schnell unterm Auto nachzuschauen, warum die Kupplung nicht mehr so richtig will. Bereits beim ersten Anfassen offenbart sich das Problem: das Kupplungsseil ist weitgehend durchgerissen und hängt nur noch am seidenen Faden. Nach einem kräftigen Ruck ist auch der durch. Es scheint ein Produktionsfehler zu sein, denn da, wo es gerissen ist, wird das Seil gar nicht verschlissen.
Aber egal, ab ist ab. Auf dem Dach liegt ein neues, es muss nur noch rein.
Die Einheimischen kriegen natürlich sehr schnell mit, dass hier etwas Ungewöhnliches los ist. Und da im Dorf sonst nicht viel passiert, nimmt man die kostenlose Vorstellung gerne mit. Ein Auto mit Haus haben sie hier noch nicht gesehen, ein Auto mit Haus und fließend Wasser schon gar nicht.
Die Leute sind nicht aufdringlich oder unfreundlich, sondern ganz im Gegenteil, es wird viel gelacht, man wundert sich über das, was die Musungus dort machen, jeder Handgriff wird interessiert verfolgt. Und nebenbei werden von den Schulkindern auch ihre ersten Englischkenntnisse getestet und sie freuen sich königlich, wenn wir auf ihre Fragen antworten. Das Ganze ist eine rundum gelungene Unterhaltungsveranstaltung.
Anette will von Wolfgang, wie er unterm Auto schafft, ein Foto machen. Doch daraus wird nichts, weil sich alle Herumstehenden ganz schnell ins Bild drängen und am Ende zwar 30 Kinder und ein Bus zu sehen sind, aber kaum etwas vom einzigen Arbeitnehmer hier.
Es ist auf jeden Fall für alle Beteiligten ein großer Spaß. Sogar für Wolfgang, denn der Austausch geht ganz gut vorwärts. Dazu muss auch die erst kürzlich gerichtete Panzerplatte unterm Bug abgebaut werden, doch Dank der neuen Befestigungen ist das kein Problem.
Nach einer halben Stunde ist das Baby draußen und eine weitere Stunde später das neue Seil an Ort und Stelle. Wolfgang sieht inzwischen aus wie der umgebende Boden, vielleicht haben ihm die Rinder deshalb auf die Beine getreten.
Mit großem Interesse wird verfolgt, wie wir alles wieder reinigen und einpacken. Nur Wolfgang weigert sich, den Staub vor allen Augen abzuwaschen. Statt dessen wird eine Plastikplane über den Sitz gezogen und unter großem Gejohle und Winken und Gute-Reise-Wünschen machen wir uns aus dem Staub. Ganz wörtlich.
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