Geschicht(ch)en, die in Erinnerung bleiben

10.12.08, Xai Xai (Mocambique)

Vorsicht, Geldwechsel

Normalerweise sind Banken in Afrika auch nicht anders als bei uns. Sie sind technisch alle auf einem ganz ordentlichen Stand und der Geldwechsel geht meistens problemlos und schnell. Und natürlich gibt es hier, genau wie bei uns in Deutschland, ein paar Banken, die ihren Kunden hemmungslos in die Taschen greifen oder schlicht inkompetent sind. Da nennen wir jetzt besser keine Namen. Die Barclays Bank gehört jedenfalls nicht dazu, ganz im Gegenteil. Angemessene Preise, flotter Service, gut ausgebildete Mitarbeiter. Wir gehen gern hin. Meistens jedenfalls. Dass jede Regel auch ihre Ausnahme hat, haben wir bei Barclays in Xai Xai erlebt.

Unser schlichter Wunsch: einen 50 Euro-Schein in rund 1500 Meticais zu wechseln. Nach dem Durchwarten der ersten Schlange heißt es, hier leider nicht (obwohl “Foreign Exchange” drüber steht). Die nächste Schlange ist kürzer. Der “Beamte” legt drei Formulare auf seinen Scheibtisch. “Ich möchte kein Konto eröffnen, sondern nur einen Geldschein umtauschen”. “Egal, das ist vorgeschrieben”. Also los. Als erstes schreibt er den gesamten Pass ab. In das zweite Formular trägt er die Nummer des Geldscheines, den Betrag und die Abkürzungen der darauf vermerkten europäischen Zentralbanken ein. Gut, dass wir nicht 500 Euro in kleinen gebrauchten Scheinen umtauschen. Dann nochmals alle Passdaten. Das dritte Formular ist das größte. Nach längerem Nachdenken hält er Wolfgang den Pass hin und fragt, ob das hier der Name wäre. “Ja!” Es war Wolfgang inzwischen völlig egal, worauf der Beamte zeigt, jetzt heißt er also “Deutsch”. Dann der Geburtsort? “JAA!” Kreisverwaltungsreferat München. Wolfgang wird zum Ja-Sager. Und ein paar subversive Neigungen sind unverkennbar.

Dann holt der Beamte zum nächsten Schlag aus. Da er den Namen von Vater und Mutter im Pass (!) nicht findet, soll Wolfgang den Rest des Formulars selber ausfüllen: “Omi und Opi”. Arbeitgeber: “Hinz & Kunz”, Handynummer: undefinierbare Wellenlinie, Adresse in Mocambique: “vergessen”. Adresse in Deutschland: “nie gehabt”.

Hoffentlich hat das Formular nicht noch eine Rückseite!

Hat es nicht, aber der arme Kerl muss den ganzen Müll jetzt noch in seinen Computer eintippen. Und das dauert. Interessant wäre zu wissen, was jetzt im Computer aus Wolfgangs garantiert unleserlichem Gekritzel geworden ist. Bei jeder statistischen Auswertung für das Barclays Management wird dieser Geldtausch aus dem Rahmen fallen. Gut so.

Die nächste Prozedur ist die Überprüfung des Geldscheines. Das Gerät, durch das die Scheine durchgezogen werden müssen, liegt versteckt unter einem anderen Schreibtisch. Leider fehlt das Netzgerät. Das baut er bei einer Kollegin ab. Dann wird das Gerät angeschlossen und blinkt nervös. So nach und nach sammeln sich drei Mitarbeiter davor und staunen, auf wie viele Weisen man einen Geldschein in den Schlitz schieben kann. Das Gerät antwortet allerdings immer auf die gleiche Weise, es spuckt den Schein postwendend wieder aus und piept laut und unfreundlich. Dann kommt der Manager. Er schaltet das Gerät mit wissendem Blick aus und wieder ein, drückt an einer abgegriffenen Stelle auf die Plastikverkleidung und schon saust der Geldschein durch und das Gerät brummt wohlwollend. Ein Blick in die Runde und alle wissen, warum er der Chef ist.

Schon nach einer Stunde ist es dann wirklich geschafft. Seltsamerweise wurden die Nummern der Geldscheine, die uns ausgehändigt wurden, nicht aufgeschrieben. Und wir hätten auch gerne den Namen von Vater und Mutter des Bankbeamten gewusst. Und seine Handynummer. Und überhaupt sollte man bei allen Behörden und Banken dieser Welt einführen, dass sie nur noch Daten kriegen, wenn sie die eigenen im Gegenzug rausrücken.

Jedenfalls hat die Arbeit des Bankers sicher viel mehr gekostet als die Provision eingebracht hat. Und wir sind um die Erkenntnis reicher, dass auch die besten Banken eine grausame Seite haben.

Glücklicherweise ist das die große Ausnahme und wir gehen nach wie vor zu Barclays.